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Siemens SIPROTEC 7SA6 Handbuch Seite 226

Distanzschutz
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Funktionen
Doppelfehler im
geerdeten Netz
6-44
Für die Identifikation der fehlerbehafteten Leiter, für deren Meldung und insbesondere
für die Möglichkeit, einpolige Kurzunterbrechung durchführen zu können, ist außer der
Zonenselektivität auch die Phasenselektivität wichtig. Je nach Speiseverhältnissen
kann es bei stationsnahen Kurzschlüssen dazu kommen, dass fehlerfremde Schleifen
den Kurzschluss zwar weiter entfernt, aber immerhin noch innerhalb eines Auslöse-
gebietes „sehen". Dies würde zur dreipoligen Abschaltung führen und somit die Mög-
lichkeit einer einpoligen Kurzunterbrechung vereiteln. Der Verlust der Leitung wäre die
Folge.
Dies wird im 7SA6 durch eine „Schleifenverifizierung" zuverlässig verhindert. Diese
arbeitet in 2 Schritten:
Zunächst wird aus der berechneten Schleifenimpedanz und ihren Teilimpedanzen
(Phase bzw. Erde) eine Nachbildung der Leitung simuliert. Ergibt sich eine plausible
Nachbildung, so wird die entsprechende Schleifenanregung als unbedingt gültig ge-
kennzeichnet.
Liegen nun die Impedanzen von mehr als einer Schleife innerhalb des Bereiches der
Zone, so wird weiterhin die kleinste für gültig erklärt. Außerdem werden alle Schleifen
für gültig erklärt, deren Impedanz um nicht mehr als 50 % größer ist als die der kleins-
ten. Schleifen mit größeren Impedanzen werden eliminiert. Solche Schleifen, die im
ersten Schritt als plausibel erkannt wurden, können dabei auch dann nicht eliminiert
werden, wenn sie größer sind.
Hierdurch werden einerseits fehlerfremde „Scheinimpedanzen" eliminiert, gleichzeitig
aber auch unsymmetrische Mehrphasenfehler und Mehrfachfehler richtig erfasst.
Die als gültig gefundenen Schleifen werden in Phaseninformationen umgesetzt, damit
die Anregung phasengerecht gemeldet wird.
In Netzen mit geerdetem Sternpunkt (wirksam oder niederohmig) ist jede Berührung
einer Phase mit Erde ein kurzschlussartiger Vorgang, der von den nächstgelegenen
Schutzeinrichtungen sofort abgeschaltet werden muss. Anregung erfolgt in der fehler-
behafteten Schleife bzw. Phase.
Bei Doppelerdkurzschlüssen erfolgt Anregung i.Allg. für zwei Phase–Erde–Schleifen.
Sind beide Erdkurzschlüsse in der gleichen Richtung, kann auch eine Phase–Phase–
Anregung ansprechen. Hierbei kann man die Auswertung auf bestimmte Schleifen be-
schränken. Häufig will man die Leiter–Erde–Schleife der voreilenden Phase blockie-
ren, da diese bei zweiseitiger Speisung auf einen gemeinsamen Fehlerwiderstand ge-
gen Erde zum Übergreifen neigt (Parameter PhPhE ANR. = Block vor.Ph). Alter-
nativ ist es aber auch möglich, die Auswertung der nacheilenden Phase–Erde–Schlei-
fe zu blockieren (Parameter PhPhE ANR. = Block nach.Ph). Es können auch alle
beteiligten Schleifen ausgewertet werden (Parameter PhPhE ANR. = alle), oder nur
die Phase–Phase–Schleife (Parameter PhPhE ANR. = nur Ph–Ph) oder nur die
Phase–Erde–Schleifen (Parameter PhPhE ANR. = nur Ph–E).
All diese Einschränkungen setzen voraus, dass die betreffenden Schleifen auf dicht
beieinander liegende Fehler innerhalb der Reichweite der ersten Zone Z1 schließen
lassen. Als dicht beieinander gelten die Schleifen, wenn sie die gleiche Richtung er-
geben und sich nicht um mehr als den Faktor 1,5 (größte zur kleinsten Impedanz) von-
einander unterscheiden. Dies verhindert, dass bei Mehrfachfehlern mit auseinander-
liegenden Fußpunkten der nähere durch die parametrierten Beschränkungen von der
Bewertung ausgeschlossen wird. Außerdem kann eine Messung Phase–Phase nur
stattfinden, wenn zwei Erdfehler im vorbeschriebenen Sinn dicht beieinander liegen.
Tabelle 6-7 zeigt die für die Distanzmessung im geerdeten Netz bei Doppelerdkurz-
schluss benutzten Messgrößen.
7SA6 Handbuch
C53000-G1100-C156-2

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