Herunterladen Inhalt Inhalt Diese Seite drucken

Siemens SIPROTEC 7SD5 Handbuch Seite 117

Vorschau ausblenden Andere Handbücher für SIPROTEC 7SD5:
Inhaltsverzeichnis

Werbung

Doppelfehler im ge-
erdeten Netz
7SD5 Handbuch
C53000-G1100-C169-1
pedanzen der fehlerfreien Schleifen. Bei einem Fehler L1-E zum Beispiel ist der Kurz-
schlussstrom der Phase L1 auch in den Messschleifen L1-L2 und L3-L1 zu finden, der
Erdstrom wird auch in den Schleifen L2-E und L3-E gemessen. Zusammen mit etwa
fließenden Lastströmen resultieren in den fehlerfremden Schleifen sog. „Scheinimpe-
danzen", die nichts mit der wirklichen Fehlerentfernung zu tun haben.
Diese „Scheinimpedanzen" der fehlerfreien Schleifen sind normalerweise größer als
die Kurzschlussimpedanz der Kurzschlussschleife, weil die fehlerfreien Schleifen nur
einen Teil des Kurzschlussstromes und stets eine größere Spannung als die fehlerbe-
haftete Schleife erhalten. Für die Zonenselektivität des Schutzes sind sie meist also
ohne Belang.
Für die Identifikation der fehlerbehafteten Leiter, für deren Meldung und insbesondere
für die Möglichkeit, einpolige Kurzunterbrechung durchführen zu können, ist außer der
Zonenselektivität auch die Phasenselektivität wichtig. Je nach Speiseverhältnissen
kann es bei stationsnahen Kurzschlüssen dazu kommen, dass fehlerfremde Schleifen
den Kurzschluss zwar weiter entfernt, aber immerhin noch innerhalb eines Auslöse-
gebietes „sehen". Dies würde zur dreipoligen Abschaltung führen und somit die Mög-
lichkeit einer einpoligen Kurzunterbrechung vereiteln. Der Verlust der Leitung wäre die
Folge.
Dies wird im 7SD5 durch eine „Schleifenverifizierung" zuverlässig verhindert. Diese
arbeitet in 2 Schritten:
Zunächst wird aus der berechneten Schleifenimpedanz und ihren Teilimpedanzen
(Phase bzw. Erde) eine Nachbildung der Leitung simuliert. Ergibt sich eine plausible
Nachbildung, so wird die entsprechende Schleifenanregung als unbedingt gültig ge-
kennzeichnet.
Liegen nun die Impedanzen von mehr als einer Schleife innerhalb des Bereiches der
Zone, so wird weiterhin die kleinste für gültig erklärt. Außerdem werden alle Schleifen
für gültig erklärt, deren Impedanz um nicht mehr als 50 % größer ist als die der kleins-
ten. Schleifen mit größeren Impedanzen werden eliminiert. Solche Schleifen, die im
ersten Schritt als plausibel erkannt wurden, können dabei auch dann nicht eliminiert
werden, wenn sie größer sind.
Hierdurch werden einerseits fehlerfremde „Scheinimpedanzen" eliminiert, gleichzeitig
aber auch unsymmetrische Mehrphasenfehler und Mehrfachfehler richtig erfasst.
Die als gültig gefundenen Schleifen werden in Phaseninformationen umgesetzt, damit
die Anregung phasengerecht gemeldet wird.
In Netzen mit geerdetem Sternpunkt (wirksam oder niederohmig) ist jede Berührung
einer Phase mit Erde ein kurzschlussartiger Vorgang, der von den nächstgelegenen
Schutzeinrichtungen sofort abgeschaltet werden muss. Anregung erfolgt in der fehler-
behafteten Schleife bzw. Phase.
Bei Doppelerdkurzschlüssen erfolgt Anregung i.Allg. für zwei Phase-Erde-Schleifen.
Sind beide Erdkurzschlüsse in der gleichen Richtung, kann auch eine Phase-Phase-
Anregung ansprechen. Hierbei kann man die Auswertung auf bestimmte Schleifen be-
schränken. Häufig will man die Leiter-Erde-Schleife der voreilenden Phase blockie-
ren, da diese bei zweiseitiger Speisung auf einen gemeinsamen Fehlerwiderstand
gegen Erde zum Übergreifen neigt (Parameter 1521 PhPhE ANR. = Block
vor.Ph). Alternativ ist es aber auch möglich, die Auswertung der nacheilenden
Phase-Erde-Schleife zu blockieren (Parameter PhPhE ANR. = Block nach.Ph). Es
können auch alle beteiligten Schleifen ausgewertet werden (Parameter PhPhE ANR.
= alle), oder nur die Phase-Phase-Schleife (Parameter PhPhE ANR. = nur Ph-Ph)
oder nur die Phase-Erde-Schleifen (Parameter PhPhE ANR. = nur Ph-E).
2.5 Distanzschutz
117

Werbung

Inhaltsverzeichnis
loading

Inhaltsverzeichnis