144
Polschlupfschutz (PSP)
Die Anmerkungen in Abbildung 72 haben folgende Bedeutungen:
1. Lastimpedanz in Phase L2 bei normalen Betriebsbedingungen.
2. Gemessene Impedanz während des L1-N-Fehlers.
3. Impedanzverlauf und -richtung während der spannungslosen Zeit bei einpoliger au-
tomatischer Wiedereinschaltung in Phase L1.
4. Ansprechkennlinie des Leitungs-Distanzschutzes.
Die von den Meßelementen einer störungsfreien Phase (in Abbildung 72 Phase L2) ge-
messene Impedanz kann den Betriebsbereich des Distanzschutzes in der Impedanzebe-
ne erreichen und zu einem unerwünschten Auslösen führen. Moderne
Distanzschutzgeräte müssen über eine entsprechende Funktion verfügen, die die Oszil-
lationen in jeder Phase separat erkennt und das unerwünschte Ansprechen der Haupt-
schutzfunktion verhindert.
Die Oszillation im Hochspannungssystem sollte bevorzugt von Meßelementen erkannt
werden, wenn diese gleichzeitig in mehreren Phasen auftreten. Die Ansprechlogik, die
eine Erkennung in zwei von drei Phasen voraussetzt, erhöht die Sicherheit und
Zuverlässigkeit eines Schutzverfahrens bei besonderen Betriebszuständen erheblich.
Hierzu zählen unter anderem:
• Oszillationen während der spannungslosen Zeit bei einpoliger automatischer
Wiedereinschaltung.
• Langsame Steigerung der anfänglichen Fehlerströme bei verschiedenen Erdschluß-
fehlern mit hohem Wirkwiderstand.
Ein spezielles Logiksystem, das bereits im Schutz vor Polschlüpfen in REx 5xx Schutz-
geräten verwendet wurde, ermöglicht eine angepaßte Verwendung der sog. "1 von 3-"
oder "2 von 3-Kriterien" für die Phasenerkennung . Dies ist möglicherweise für die kor-
rekte Erkennung von Oszillationen in Hochspannungssystemen mit mehrpoligen Funk-
tionen für Auslösen und Wiedereinschaltung von Bedeutung, wenn diese Funktionen in
EHV-Übertragungsleitungen mit Doppelsystemen eingesetzt werden.
2V]LOODWLRQVJHVFKZLQGLJNHLW
Abbildung 73 zeigt eine Übersicht der Phasenströme, die an einem Ende der geschütz-
ten 500-kV-Übertragungsleitung während eines Polschlüpfens in einem Hochspan-
nungssystem aufgezeichnet wurden. Die Oszillationen wurden durch einen Phase-
Erde-Fehler in Phase L1 ausgelöst (höhere Amplitude des Phasenstroms).
.DSLWHO
/HLWXQJVLPSHGDQ]VFKXW]