16. Grundlagen
Amateurfunkverfahren überhaupt nicht oder nur sehr schwer implementiert werden. Das
Memory-ARQ bei PACTOR ist einer der Hauptgründe, warum unter schlechten Bedingun-
gen eine Verbindung nicht einfach zusammenbricht. Bei Memory-ARQ werden nämlich
fehlerhaft empfangene Pakete nicht einfach verworfen, sondern sie werden mit weiteren
fehlerhaften Paketen aufsummiert. Dadurch ist es möglich, aus diesen fehlerhaften Paketen
das Originalpaket zu rekonstruieren und damit eine Verbindung aufrecht zu erhalten. Der
Original-SCS-PTC benutzt hierzu ein echtes analoges Memory-ARQ. Hierbei werden die
anliegenden NF-Töne nicht lediglich in 0- oder 1-Informationen umgewandelt, sondern es
werden auch Zwischenwerte gespeichert. Daher ist es möglich, eine viel feinere Auswer-
tung vorzunehmen, als dies bei digitalem Memory-ARQ möglich ist.
16.2 Warum PACTOR-II?
PACTOR Level I konnte sich in den letzten Jahren zum neuen Standard für das FSK-
Fernschreiben auf Kurzwelle etablieren. Mit PACTOR-I war zum ersten Mal ein Verfahren
verfügbar, das die Möglichkeiten der einfachen FSK-Modulation in Verbindung mit einem
ARQ-Protokoll nahezu ideal ausschöpfte. Auch heute noch stellt PACTOR-I mit analogem
Memory-ARQ das robusteste Schmalband-Fernschreibverfahren mit FSK-Modulation dar.
Mittlerweile hat die Technologie der Signalprozessoren (DSP) ein Preisniveau erreicht, das
die Implementierung von Hochleistungs-Modems zu einem vernünftigen Preis/Leistungs-
verhältnis erlaubt, also z. B. auch für Funkamateure sehr interessant macht. Somit besteht –
ähnlich wie vor etwa 8 Jahren bei der Entwicklung des PACTOR-I-Protokolles – wiederum
ein Bedarf an einem Fernschreibverfahren, das die Möglichkeiten der aktuell verfügbaren
Hardwaregeneration optimal ausnutzt und dem Stand der Technik entspricht.
Prinzipiell stellt sich zunächst die Frage, was an PACTOR-I überhaupt noch verbesserungs-
fähig sein könnte. Nach kurzem Grübeln findet man die Antwort: Als wesentliche Verbes-
serung müßte vor allem der Arbeitsbereich vergrößert, also die Adaptivität erhöht werden.
Dies bedeutet in der Praxis, daß auch extrem schwache oder gestörte Signale noch Verbin-
dungen zulassen sollten, sogar dann noch, wenn mit PACTOR-I kein Durchkommen mehr
ist. Andererseits erlebt man es häufig, besonders auf den höheren Bändern, daß PACTOR-
I-Verbindungen nahezu ohne Wiederholungen mit 200 Bd ablaufen. In solchen Fällen liegt
es sehr nahe, die effektive Informationsgeschwindigkeit im Bedarfsfall (also solange wirk-
lich viele Daten vorliegen) möglichst weit zu erhöhen, so daß der Datentransfer gerade so
schnell läuft, wie es die aktuellen Übertragungsbedingungen zulassen.
Für ein neues Protokoll gibt es schließlich noch einige Randbedingungen zu beachten:
1. Alle Vorteile des alten Protokolls sollten erhalten bleiben (keine Nachteile hinzukom-
men):
• Schrittsynchrones ARQ-Protokoll.
• Einfacher Halbduplexbetrieb mit kurzen Paketen im Direkt-QSO (hohe Spontanität).
• Volle Datentransparenz (Binärdaten, ASCII, Huffman, Markow, usw.).
• Volle Unterstützung von analogem Memory-ARQ.
• Niedriger nötiger Störabstand für einen Connect und kurze Einphaszeiten (kein gül-
tiger CRC erforderlich für den Connect, kurze Verweilzeiten bei scannenden BBS).
• Seitenbandunabhängigkeit (keine Mark/Space-Konvention oder ähnl. Einschränkun-
gen).
• Freie Wahl der Mittenfrequenz des Audio-Signales im Bereich 400 Hz bis 2600 Hz.
• Longpath-Option (ARQ-Verbindungen über den langen Weg möglich).
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