1MRK 504 138-UDE -
Anwendungs-Handbuch
Parallelleitungen verursachen auf Grund der gegenseitigen Kopplung einen Fehler
bei der Messung der Fehlerimpedanz. Für das Auftreten der gegenseitigen Kopplung
brauchen die Leitungen nicht alle die gleiche Spannung aufzuweisen. Einige der
Kopplungen bestehen selbst für Leitungen, die 100 Meter oder weiter auseinander
liegen. Der Grund für den Messfehler infolge der gegenseitigen Kopplung liegt im
Auftreten einer möglichen Umkehr der Spannung im Nullsystem.
Anhand analytischer Berechnungen der Leitungsimpedanzen lässt sich zeigen, dass
die Kopplungsimpedanz für das Mitsystem und das Gegensystem im Vergleich zur
Eigenimpedanz sehr klein ist (<1 bis 2 %) und in der Praxis vernachlässigt werden
kann.
Aus Anwendungssicht gibt es drei Arten von Netzkonfigurationen (Klassen), die
beim Vornehmen der Einstellungen für die Schutzfunktion zu berücksichtigen sind.
Dabei handelt es sich um folgende:
•
Parallelleitung mit gemeinsamem Mitsystem und Nullsystem
•
Parallele Stromkreise mit gemeinsamem Mitsystem, aber isoliertem Nullsystem
•
Parallelstromkreise mit isolierten Mitsystem- und Nullsystemquellen
Ein Beispiel für Netze der Klasse 3 wäre die Gegekopplung zwischen einer 400-kV-
Leitung und Oberleitungen der Eisenbahn. Diese Art der induktiven Kopplung
existiert zwar, ist aber weniger verbreitet und wird hier deshalb nicht weiter
behandelt.
Für jede Netzklasse lassen sich drei Topologien aufstellen: Die parallele Leitung kann
in Betrieb, außer Betrieb bzw. außer Betrieb und an beiden Enden geerdet sein.
Die Reichweite der Distanzschutzzone 1 ist in Abhängigkeit vom Betriebszustand der
parallelen Leitung unterschiedlich groß. Daher wird empfohlen, den Fällen, in denen
die parallele Leitung in Betrieb bzw. außer Betrieb und an beiden Enden geerdet ist,
mit den verschiedenen Einstellgruppen Rechnung zu tragen.
Der Distanzschutz im Gerät kann die Beeinträchtigung einer gegenseitigen
Nullimpedanz-Kopplung bei der Messung des Leiter-Erde-Fehlers folgendermaßen
kompensieren:
•
Verschiedene Einstellwerte, die die Erdrückkompensation für verschiedene
Distanzzonen innerhalb derselben Einstellparametergruppe beeinflussen.
•
Verschiedene Gruppen von Einstellparametern für die verschiedenen
Betriebszustände einer geschützten Mehrfachleitung.
Die meisten Mehrfachleitungen haben zwei parallel operierende Kreise
(Doppelleitungen). Der unten erwähnte Anwendungsleitfaden empfiehlt detaillierter
die Einstellpraxis für diesen speziellen Leitungstyp. Die Grundprinzipien gelten auch
für die anderen Mehrfachleitungen.
Abschnitt 7
Impedanzschutz
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