Abschnitt 15
Signalvergleich
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Mitnahmeverfahren
Das Mitnahmeverfahren eignet sich nicht für Leitungen kurzer Länge, da die
Distanzschutzmessung bei diesen Anwendungen nicht in der Lage ist, zwischen
internen und externen Fehlern zu unterscheiden.
Die Zone in Unterreichweite an den lokalen und entfernten Enden müssen sich in ihrer
Reichweite überlappen, um eine Lücke zwischen den Schutzzonen zu verhindern, in
der Fehler nicht erfasst werden können. Wenn die Zone in Unterreichweite z. B.
aufgrund von Fehlereinspeisung vom entfernten Ende, nicht die erforderliche
Empfindlichkeit aufweist, sollte ein Vergleichsverfahren mit Überreichweite und
Blockierung bzw. mit Überreichweite und Freigabe in Erwägung gezogen werden.
Das empfangene Trägersignal (CR) muss empfangen werden, wenn die Zone mit der
Überreichweite bzw. Übergreifzone noch immer aktiv ist, um eine umgehende
Auslösung zu erreichen. In einigen Fällen kann die Übergreifzone auf Grund der
Fehlerstromverteilung erst auslösen, nachdem der Fehler am Gerät, das dem Fehler
am nächsten ist, behoben wurde.
Es besteht aber die Gefahr, dass im Fall der Auslösung durch die Auslösezone, die
Zone, die das Trägersignal (CS) sendet, zurückgesetzt ist, bevor die Übergreifzone am
Gerät auf der Gegenseite ausgelöst hat. Um eine ausreichende Dauer für das
empfangene Signal (CR) zu gewährleisten, kann das gesendete Signal (CS) über ein
Rückfall-Zeitglied tSendMin verlängert werden. Die empfohlene Einstellung von
tSendMin ist 100 ms. Da das empfangene Kommunikationssignal mit dem Ausgang
einer Übergreifzone kombiniert wird, gibt es weniger Bedenken bezüglich der
fehlerhaften Auslösung durch ein falsches Signal. Daher ist das Zeitglied tCoord auf
"Null" zu setzen. Fehler im Kommunikationskanal beeinträchtigen die Selektivität
nicht. Jedoch werden die Auslösungen an bestimmten Fehlerstellen am Ende der
Leitungsstrecke verzögert.
Freigabeverfahren
Beim Freigabeverfahren gibt es eine Zone in Überreichweite, die das HF-
Übertragungssignal sendet. Am entfernten Ende führt das empfangene Signal
zusammen mit der Aktivierung der Übergreifzone zu einer sofortigen Auslösung des
geschützten Objekts. Die im Distanzschutzschema verwendete Übergreifzone muss
gleichzeitig mit dem empfangenen Signal aktiviert sein. Das Schema kann für alle
Leitungslängen verwendet werden.
Beim Freigabeverfahren spielt der Kommunikationskanal eine wichtige Rolle, um
schnelles Auslösen an beiden Enden zu erzielen. Ein Ausfall des
Kommunikationskanals kann die Selektivität beeinflussen und bei Fehlern im
geschützten Kreis das Auslösen an mindestens einem Ende verzögern, und zwar für
jeden Fehlerort auf der geschützten Leitung. Wenn Signalübertragungseinrichtungen
mit Freigabeverfahren betrieben wird, muss nicht nur der schnelle und sichere Betrieb
sondern auch die Zuverlässigkeit berücksichtigt werden. Eine unzureichende
Sicherheit kann bei externen Fehlern eine unerwünschte Auslösung bewirken.
Unzureichende Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit können bei internen Fehlern zu
verzögertem Auslösen oder sogar zu ungewünschten Auslösungen führen.
1MRK 505 307-UDE -
Anwendungs-Handbuch