Funktionen
2.12 Erdfehlererfassung (empfindlich/unempfindlich)
2.12
Erdfehlererfassung (empfindlich/unempfindlich)
Die Multifunktionsschutzgeräte 7SJ80 können je nach Variante am vierten Stromeingang mit einem empfindli-
chen Eingangsübertrager oder aber mit einem Standardübertrager für 1/5 A bestückt sein.
In ersterem Fall ist die angeschaltete Schutzfunktion wegen ihrer hohen Empfindlichkeit zur Erdschlusserfas-
sung in isolierten oder gelöschten Netzen bestimmt, dafür weniger geeignet zur Erfassung von Erdkurz-
schlüssen mit großen Erdströmen, da der Linearbereich bei etwa 1,6 A an den Geräteklemmen für empfindli-
chen Erdstromanschluss verlassen wird.
Bei Bestückung mit einem Standardübertrager für 1/5 A können auch große Ströme korrekt erfasst werden.
Die Funktion lässt sich in zwei Betriebsarten betreiben. Das Standardverfahren, die „cos-φ– / sin-φ – Messung",
bewertet den Anteil des Erdstroms senkrecht zu einer einstellbaren Richtungskennlinie.
Das zweite Verfahren, die „U0/I0-φ –Messung", bewertet den Winkel zwischen Erdstrom und Verlagerungs-
spannung. Bei diesem Verfahren lassen sich zwei unterschiedliche Richtungscharakteristiken einstellen.
Anwendungsfälle
•
Die empfindliche Erdfehlererfassung kann in isolierten oder gelöschten Netzen zur Erdschlusserfassung,
zur Bestimmung der erdschlussbehafteten Phase und zur Erdschlussrichtungsbestimmung verwendet
werden.
•
In effektiv (starr) oder niederohmig (halbstarr) geerdeten Netzen dient die empfindliche Erdfehlererfas-
sung zur Erfassung von hochohmigen Erdkurzschlüssen.
•
Die Funktion kann auch als zusätzlicher Erdkurzschlussschutz verwendet werden.
2.12.1
Erdfehlererfassung bei cos-φ– / sin-φ – Messung (Standardverfahren)
Spannungsstufe
Die Spannungsstufe umfasst eine Anregung durch die Verlagerungsspannung U
mung der erdschlussbehafteten Phase. Dabei ist die Verlagerungsspannung U
legt, oder es wird die Summenspannung 3 · U
berechnet (siehe auch Parameter 213 U-WDL ANSCH 3ph in Abschnitt
lung U1E, U2E, U3E errechnet sich die Summenspannung 3 · U
Dabei müssen die drei Spannungseingänge an die in Stern geschalteten und im Sternpunkt geerdeten Span-
nungswandler angeschlossen sein. Bei der Einstellung U12, U23, UE werden die drei Leiter–Erde–Span-
nungen aus den beiden angeschlossenen Leiter–Leiter–Spannungen und der angeschlossenen Verlagerungs-
spannung errechnet. Werden dagegen nur Leiter–Leiter–Spannungen zugeführt, so kann daraus keine Verla-
gerungsspannung berechnet werden. Eine Richtungsbestimmung ist dann nicht möglich.
Wird die Verlagerungsspannung berechnet, so gilt:
3 · U
= U
+ U
0
L1
L2
Wird die Verlagerungsspannung unmittelbar an das Gerät angelegt, so gilt für U
teklemmen. Sie wird auch nicht durch den Parameter Uph/Uen WDL (Adresse 206) beeinflusst.
Die Anregung durch die Verlagerungsspannung ist das Kriterium für den Erdschluss und die Freigabebedin-
gung für die Richtungsbestimmung. Zur Erzielung eingeschwungener Messgrößen wird die Anregung verzö-
gert gegenüber dem Auftreten der Verlagerungsspannung freigegeben. Diese Anregeverzögerung ist para-
metrierbar (T VERZ. ANR.) und beträgt in Lieferstellung 1 s.
Die Anregung durch Verlagerungsspannung kann zeitverzögert (T Uen AUS VERZ.) auf Auslösung gegeben
werden.
Bitte beachten Sie, dass sich die Gesamt–Kommandozeit zusammensetzt aus der Eigenzeit der Verlagerungs-
spannungsmessung (ca. 50 ms) plus der Anregeverzögerung T VERZ. ANR. plus der Auslöseverzögerung T
Uen AUS VERZ..
Nach Anregung durch Verlagerungsspannung wird — wenn möglich — die erdschlussbehaftete Phase
bestimmt. Dazu werden die einzelnen Leiter–Erde–Spannungen gemessen oder berechnet, abhängig von der
Anschlussart der Spannungswandler. Als erdschlussbehaftet gilt die Phase, deren Spannung unter eine
174
+ U
L3
abhängig von der Anschlussart der Spannungswandler
0
2.1.3 Anlagendaten
aus den drei Leiter–Erde–Spannungen.
0
E50417-G1100-C343-A8, Ausgabe 12.2017
oder 3 · U
und die Bestim-
en
0
entweder unmittelbar ange-
en
1). Bei der Einstel-
die Spannung an den Gerä-
en
SIPROTEC 4, 7SJ80, Handbuch