Überstromstufen I
>, 3I
ph
Für die Einstellung des Stromansprechwertes, Iph> (Adresse 2620), ist vor allem der maximal auftretende Be-
triebsstrom maßgebend. Anregung durch Überlast muss ausgeschlossen sein, da das Gerät in dieser Betriebs-
art mit entsprechend kurzen Kommandozeiten als Kurzschlussschutz, nicht als Überlastschutz arbeitet. Der
Ansprechwert wird daher bei Leitungen etwa 10 %, bei Transformatoren und Motoren etwa 20 % oberhalb der
maximal zu erwartenden (Über-) Last eingestellt.
Bei Parametrierung mittels Personalcomputer und DIGSI können die Werte wahlweise in Primär- oder Sekun-
därgrößen eingegeben werden. Bei Parametrierung in Sekundärgrößen werden die Ströme auf die Sekundär-
seite der Stromwandler umgerechnet.
Rechenbeispiel:
110 kV Freileitung 150 mm
maximal übertragbare Leistung
P
max
entsprechend
I
max
Stromwandler
Sicherheitsfaktor
Bei Einstellung in Primärgrößen ergibt sich der Einstellwert:
Einstellwert I> = 1,1 · 630 A = 693 A
Bei Einstellung in Sekundärgrößen ergibt sich der Einstellwert:
Die Erdstromstufe 3I0> (Adresse 2622), soll noch den geringsten zu erwartenden Erdkurzschlussstrom er-
fassen.
Die einzustellende Zeitverzögerung T Iph> (Adresse 2621) ergibt sich aus dem für das Netz aufgestellten
Staffelplan. Bei Verwendung als Not-Überstromzeitschutz sind auch kürzere Verzögerungszeiten (eine Staffel-
zeit über der Schnellauslösung) sinnvoll, da diese Funktion dann nur bei Ausfall der Hauptschutzfunktionen,
Differential- und/oder Distanzschutz, arbeiten soll.
Die Zeit T 3I0> (Adresse 2623) kann meist nach einem getrennten Staffelplan für Erdströme kürzer eingestellt
werden.
Die eingestellten Zeiten sind bei den unabhängigen Stufen reine Zusatzverzögerungen, die die Eigenzeit
(Messzeit) nicht einschließen. Sollen nur die Phasenströme überwacht werden, stellen Sie den Ansprechwert
der Erdstromstufe auf ∞ ein.
Der Parameter AUS Frg.I> (Adresse 2624) bestimmt, ob über die Binäreingabe „>U/AMZ AUS Frg." eine
Umgehung der Verzögerungszeiten T Iph> (Adresse 2621) und T 3I0> (Adresse 2623) möglich ist. Die Bi-
näreingabe (sofern rangiert) ist allen Stufen des Überstromzeitschutzes gemeinsam. Mit AUS Frg.I> = Ja
bestimmen Sie also, dass die I>-Stufen nach Anregung unverzögert auslösen, falls die Binäreingabe angesteu-
ert ist. Bei AUS Frg.I> = Nein sind die eingestellten Verzögerungen stets wirksam.
Eine Schnellauslösung bei bereiter Wiedereinschaltautomatik sollte nur gewählt werden, wenn der Überstrom-
zeitschutz als Notfunktion eingestellt ist. Da die schnelle Hauptschutzfunktion, der Differential- und/oder Dis-
tanzschutz, vom Prinzip her mit oder ohne Wiedereinschaltung eine schnelle und selektive Auslösung gewähr-
leistet, darf der Überstromzeitschutz als Reserveschutz auch vor Wiedereinschaltung nicht unselektiv
auslösen.
Soll die I>-Stufe beim Zuschalten der Leitung auf einen Fehler unverzögert oder mit kurzer Verzögerung T
SOTF (Adresse 2602, siehe oben unter Randtitel „Allgemeines") wieder auslösen, stellen Sie den Parameter
SIPROTEC, 7SD5, Handbuch
C53000-G1100-C169-5, Ausgabedatum 02.2011
> beim UMZ-Schutz
0
2
= 120 MVA
= 630 A
600 A/5 A
1,1
Funktionen
2.16 Überstromzeitschutz
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