Interview:
Hydraulik jährlich prüfen
Kann der hydraulische Abgleich durch den
Einsatz elektronisch regelbarer Pumpen
ersetzt werden?
Nicht selten wird die Meinung vertreten, den
hydraulischen Abgleich durch den Einbau ei-
ner automatisch regelnden Heizungsumwälz-
pumpe einzusparen. Dies ist nicht zulässig.
Im Gegenteil, die Grundbedingungen für den
effizienten Betrieb einer Pumpe ist, unab-
hängig ob selbstregelnd oder mit Festdreh-
zahl, dass die Anlage hydraulisch eingestellt/
abgeglichen wird. Damit werden die richtigen
Rahmenbedingungen für die Leistungsrege-
lung der Pumpe gesetzt. Ein nicht erfolgter
hydraulischer Abgleich kann keinesfalls durch
Pumpenregelung kompensiert werden.
Welches sind die gravierendsten Aspekte
in der Anlagenhydraulik bei falscher oder
fehlender Pumpenauslegung?
Zunächst einmal ist die Effizienzeinbuße zu
nennen. Bei fehlender oder falscher Pum-
penauslegung wird oftmals eine zu große
Pumpe ausgewählt, und hier geht es nicht um
%-Zuschläge, sondern um den Faktor 2 bis 3
(belegt durch Untersuchungen verschiedener
Institute). Weiterhin besteht die Gefahr, dass
falsch ausgelegte Pumpen in ungünstigen
Betriebspunkten betrieben werden, die zu
Geräuschen führen und die Lebensdauer der
Pumpe reduzieren können.
Stehen Differenzdruckregler und elekt-
ronisch geregelte Pumpe im Widerspruch
zueinander?
Im Gegenteil, beides sind Elemente in der
Anlagenhydraulik, die sich idealerweise, ins-
besondere bei größeren Anlagen, ergänzen.
Während der Differenzdruckregler Teilbereiche
der Anlage individuell kontrolliert und den
Differenzdrucküberschuss abbaut, ist die elek-
tronisch geregelte Pumpe in der Lage, an zent-
raler Stelle das hydraulische Leistungsangebot
entsprechend dem Gesamtbedarf der Anlage
anzupassen. Ein Verzicht auf die elektronisch
geregelte Pumpe würde zwangsläufig zur Fol-
ge haben, dass insbesondere im Teillastbetrieb
ein zu großes Pumpenleistungsangebot zur
Verfügung gestellt wird.
Warum ist auch die Inspektion beziehungs-
weise Wartung der Heizungsanlagen-Hyd-
raulik eine notwendige Aktivität?
Wie bei allen im dynamischen Wechselspiel
betriebenen Elementen in der Gebäudetech-
nik, aber auch außerhalb (zum Beispiel bei
Automobilen), führt permanenter Betrieb zu
Verschleiß beziehungsweise auch zu Verän-
derung der Grundeinstellung von Armaturen,
Regelein richtungen etc. Als Beispiel sei hier
auch die Druckhaltung das MAG genannt. Um
die Anlageneffizienz und auch Betriebssi-
cherheit beziehungsweise die Langlebigkeit
von Heizungsanlagen sicherzustellen, ist
hier zumindest einmal jährlich eine Prüfung,
gegebenenfalls auch eine Korrektur der
Anlagenhydraulik sinnvoll. Damit steht den
Anlagenbetreibern gerade bei den heute stark
angestiegenen Brennstoffkosten eine optimal
funktionierende Anlage zur Verfügung.
47
Das Interview wurde geführt mit
Udo Kunz, Leiter Verkauf und Marketing
Heizung Deutschland, WILO SE,
Dortmund