Warum werden aufgrund Ihrer Erfahrungen bei der
Druckhaltung in der haustechnischen Anlage ca.
90 % der MAG nicht fehlerfrei eingebaut?
Die Funktion des MAG ist in seiner Funktion durchaus
bekannt. Es soll die Wasserausdehnung bei Erwär-
mung aufnehmen und bei Abkühlung wieder in das
System hineingeben. Leider wird bei der Installation
des MAG nicht immer auf die statische Höhe und
die Systemdrücke, die erforderlich sind, geachtet.
Auch die jährliche Wartung bzw. Überprüfung des
MAG wird selten oder gar nicht durchgeführt, da die
entsprechenden Armaturen wie Kappenventil mit
Entleerung nicht eingebaut wurden. Warum das in
der Praxis so ist, sollten Sie Herrn Hafner fragen.
Versäumnisse werden meistens mit Zeitmangel
und Kostendruck begründet. Trifft das auch für die
Druckhaltung und Entlüftung zu?
Dazu möchte ich Ihnen gerne eine aus meiner Sicht
unpopuläre Antwort geben: Wir vom Fachhandwerk
müssen zusammen mit den Herstellern erreichen,
dass unsere Fachmonteure ihre Arbeit von vornherein
richtig durchführen können, denn nur das reduziert
für alle Beteiligten den Ärger sowie die Kosten und
vermindert zwangsläufig die Zahl der unzufriedenen
Kunden. Größere Kundenzufriedenheit durch gute
Problemlösungen, das ist unser Ziel.
Warum sind Pumpenhersteller an der Druckhaltung
und Entlüftung so stark interessiert?
Weil Pumpenhersteller grundsätzlich für alle hydrau-
lischen Mängel und Schäden verantwortlich gemacht
werden. Doch die Mängel, die sich an der Pumpe
zeigen, sind sehr häufig auf irreguläre Betriebzustän-
de im System zurückzuführen, wie z. B. nicht richtig
oder gar nicht eingestelltes MAG und unzureichende
Entlüftung. Die Pumpe als einziges sich drehendes
Teil in der wasserführenden Anlage wird immer auf
Missstände im hydraulischen System entsprechend
reagieren. Wilo-Brain macht hier deutlich, dass wir
die gesamte Anlage bei der Fehlersuche betrachten
müssen und nicht die Einzelkomponenten isoliert
angehen dürfen.
Welche Erkenntnisse können sie in diesem Zusam-
menhang aus der Beurteilung von Pumpenfehlern
ableiten?
Wir untersuchen alle uns als fehlerhaft gemeldeten
Pumpen und haben im Rahmen der Qualitätsanaly-
se festgestellt, dass ca. 40 % dieser Pumpen durch
Anlagenprobleme ausgefallen sind. Dabei waren ca.
12 % weit über die Gewährleistungszeit hinaus, als
sie reklamiert wurden. Das Ergebnis zeigt, dass die
Gesamtheit der Anlage nicht beurteilt wird, son-
dern nur die Pumpe isoliert betrachtet wurde. Mit
der Qualitätsoffensive für Heizungsanlagen und
der Wilo-Brain Servicemappe wollen wir erreichen,
dass Fehler im Zusammenspiel der Komponenten im
Vorfeld ausgeschlossen und im Reklamationsfall Ur-
sachen und nicht nur Symptome abgestellt werden.
Druckhaltung und Entlüftung werden oft nicht
oder nur unzureichend durchgeführt. Warum bau-
en sie keine Pumpen, die alle Betriebsbedingungen
verkraften?
Die Wirksamkeit jeder Entlüftungseinrichtung ist nur
so gut, wie die Absicherung gegen Unterdruck durch
Druckhaltung. Ein wesentlicher Schritt zur besseren
Systemlösung sind die Funktionseinheiten für die
automatische Nachspeisung, Entgasung, Entschlam-
mung und Druckhaltung, die zunehmend bei größe-
ren Anlagen eingesetzt werden.
Wir die WILO SE haben unsere Baureihen bei den
Nassläuferpumpen so konstruiert, dass die Ableitung
der Luftblasen aus dem Lager- und Motorbereich,
durch die gebohrte Welle gewährleistet wird. Somit
ist eine interne Schmierung und Kühlung ohne
Beeinträchtigung durch Lufteinschlüsse nahezu
gewährleistet.
Haben Sie eine Empfehlung für Ihre Fachkollegen,
also einen so genannten ersten robusten Schritt in
die richtige Richtung?
Zunächst sollten die Wilo-Brain Servicemappen in
jedem Betrieb den Servicemonteuren erläutert und
übergeben werden. Außerdem empfehle ich, wäh-
rend der jährlichen Wartung des Wärmeerzeugers
auch das MAG zu entleeren und danach den MAG-
Vordruck und Systemdruck nach den Tabellen in „Wi-
lo-Brain Tipps und Tricks" anzupassen. Nicht selten
werden wir dabei feststellen, dass das MAG zu klein
dimensioniert ist. In der Praxis war bislang kaum ein
Kappenventil vorhanden, also auch nicht absperrbar
und entleerbar. Allein dieses Beispiel zeigt uns doch,
welche Dienstleistungen auf unserem Sektor möglich
sind, aber nicht oder nur selten genutzt werden.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit anderen
Herstellern diesbezüglich aus?
Ich erwähnte bereits, die Hersteller, die im hyd-
raulischen Netz mit eingebunden sind, üben den
Schulterschluss und sind ebenfalls aufklärend tätig.
Ziel muss immer wieder sein: Nicht die Einzelkom-
ponente, sondern das ganze System ist zu betrach-
ten, um Schäden zu vermeiden. Sicher, sparsam und
geräuscharm funktionierende Heizungsanlagen und
zufriedene Kunden sind das Ziel dieser Aktivitäten.
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