Normen Und Zulässige Oberschwingungen - Siemens SINAMICS G130 Projektierungshandbuch

1.4.6 Normen und zulässige Oberschwingungen
Im Folgenden sind einige wichtige Normen angegeben, in denen zulässige Grenzwerte für Oberschwingungen definiert
sind.
IEC 61000-2-2:2002 mit den Änderungen AMD1:2017 und AMD2:2018
Verträglichkeitspegel für niederfrequente leitungsgeführte Störgrößen und Signalübertragung in öffentlichen
Niederspannungsnetzen
Die Norm IEC 61000-2-2:2002 mit den Änderungen AMD1:2017 und AMD2:2018 beschäftigt sich mit leitungsgeführten
Störgrößen im Frequenzbereich von 0 Hz bis 150 kHz. Sie gibt Verträglichkeitspegel an für Niederspannungs-
Wechselstromversorgungsnetze mit einer Nennspannung bis zu 420 V einphasig oder 690 V dreiphasig und einer
Nennfrequenz von 50 Hz oder 60 Hz.
Die in dieser Norm festgelegten Verträglichkeitspegel gelten für den Verknüpfungspunkt PCC (Point of Common
Coupling) mit dem öffentlichen Netz.
Es werden keine Grenzwerte für Stromoberschwingungen definiert. Grenzwerte werden nur für die Spannungsober-
schwingungen und den Gesamtverzerrungsfaktor der Spannung THD(U) angegeben.
Hinweis:
Die in diesem Projektierungshandbuch beschriebenen Umrichtersysteme SINAMICS G130, G150, S120 Chassis,
S120 Cabinet Modules und S150 sind nicht für den Anschluss an öffentliche Netze vorgesehen und halten daher die
Grenzwerte der Norm IEC 61000-2-2:2002 mit den Änderungen AMD1:2017 und AMD2:2018 standardmäßig nicht ein.
Dies gilt auch, wenn Netzfilter gemäß EMV-Produktnorm IEC 61800-3 für die Kategorie C2 eingesetzt werden. Denn
die Netzfilter wirken nur im höheren Frequenzbereich 150 kHz bis 30 MHz und nicht im niedrigeren Frequenzbereich
0 Hz bis 150 kHz, den die Norm IEC 61000-2-2:2002 mit den Änderungen AMD1:2017 und AMD2:2018 abdeckt.
IEC 61000-2-4:2002
Verträglichkeitspegel für niederfrequente leitungsgeführte Störgrößen in Industrieanlagen
Die Norm IEC 61000-2-4:2002 beschäftigt sich mit leitungsgeführten Störgrößen im Frequenzbereich von 0 Hz bis
9 kHz. Sie gibt zahlenmäßige Verträglichkeitspegel an für industrielle und nicht-öffentliche Stromversorgungsnetze mit
Nennspannungen bis zu 35 kV und einer Nennfrequenz von 50 Hz oder 60 Hz.
Stromversorgungsnetze an Bord von Schiffen, Flugzeugen, außerhalb der Küste gelegenen Plattformen und Bahnen
fallen nicht in den Anwendungsbereich dieser Norm.
IEC 61000-2-4:2002 definiert drei elektromagnetische Umgebungsklassen:
Klasse 1 Diese Klasse gilt für geschützte Versorgungen und besitzt Verträglichkeitspegel, die kleiner als die Pegel
für öffentliche Netze sind. Sie bezieht sich auf den Betrieb von sehr empfindlich auf Störgrößen in der
Stromversorgung reagierende Betriebsmittel, z. B. die elektrische Ausrüstung von technischen Labo-
ratorien, bestimmte Automatisierungs- und Schutzeinrichtungen, bestimmte Datenverarbeitungseinrich-
tungen usw.
Klasse 2 Diese Klasse gilt für anlageninterne Anschlusspunkte IPC (Internal Point of Coupling) mit industriellen
und anderen nicht-öffentlichen Stromversorgungsnetzen.
Klasse 3 Diese Klasse gilt für anlageninterne Anschlusspunkte IPC (Internal Point of Coupling) in industriellen
Umgebungen. Sie besitzt für einige Störgrößen höhere Verträglichkeitspegel als diejenigen der Klasse 2.
Zum Beispiel sollte diese Klasse in Erwägung gezogen werden, wenn eine der folgenden Bedingungen
zutrifft:
•
ein Hauptanteil der Last wird durch Stromrichter gespeist;
•
Schweißmaschinen sind vorhanden;
•
große Motoren werden häufig gestartet;
•
Lasten schwanken schnell.
Die Klasse, die für neue Anlagen und Erweiterungen bestehender Anlagen anwendbar ist, kann nicht von vornherein
bestimmt werden und sollte auf die vorgesehene Art der Einrichtung (des Betriebsmittels, Geräts) und des Prozesses
bezogen werden.
Grundlagen und Systembeschreibung
SINAMICS Projektierungshandbuch – Februar 2020
Projektierungshinweise
85/562
© Siemens AG