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Anwendungsbereiche - Siemens 7SD610 Handbuch

Differentialschutz
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Inhaltsverzeichnis

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1.2

Anwendungsbereiche

Der digitale Differentialschutz SIPROTEC 4 7SD610 ist ein selektiver Kurzschlussschutz für ein- und mehrsei-
tig gespeiste Freileitungen und Kabel in radialen, ringförmigen oder beliebig vermaschten Netzen beliebiger
Spannungsebenen. Da der Vergleich der Messdaten für jede Phase getrennt erfolgt, ist die Behandlung des
Netzsternpunktes ohne Belang.
Die hohe Empfindlichkeit und die Einschaltrushunterdrückung erlaubt auch dann den Einsatz des 7SD610,
wenn sich im Schutzbereich ein Leistungstransformator befindet (Bestellvariante), dessen Sternpunkt(e) eben-
falls isoliert, geerdet oder mit Petersen-Spule versehen sein kann.
Ein wesentlicher Vorzug des Differentialschutzprinzips besteht darin, dass für alle Kurzschlüsse an jeder be-
liebigen Stelle des ganzen Schutzbereiches ohne Verzögerung eine Abschaltung veranlasst wird. Die Strom-
wandler grenzen den Schutzbereich an den Enden gegen das übrige Netz ab. Diese scharfe Abgrenzung ist
der Grund für die dem Vergleichsschutzprinzip eigene ideale Selektivität.
Das Differentialschutzsystem benötigt an jedem Ende des zu schützenden Bereichs ein Gerät 7SD610 sowie
einen Satz Stromwandler. Spannungswandler sind nicht erforderlich, stehen aber für die Erfassung und
Anzeige von Messwerten (Spannungen, Leistung, Leistungsfaktor) oder bei Verwendung einer gerichteten
Überstromzeitschutz-Stufe (Bestellvariante) zur Verfügung.
Die Geräte an den Enden des zu schützenden Bereiches tauschen ihre Messinformationen mittels Wirkschnitt-
stellen über dedizierte Kommunikationsverbindungen (i.Allg. Lichtwellenleiter) oder ein Kommunikationsnetz-
werk aus. Mittels 7SD610 kann ein Schutzobjekt mit zwei Enden geschützt werden: Kabel, Freileitung oder
beides gemischt, auch mit im Block geschalteten Transformator (Bestellvariante). Für jedes Ende wird ein
7SD610 eingesetzt.
Da eine fehlerfreie Datenübertragung Voraussetzung für das ordnungsgemäße Arbeiten des Schutzes ist, wird
diese dauernd intern überwacht.
Schutzfunktionen
Die Basisfunktion ist die Erkennung von Kurzschlüssen – auch stromschwachen bzw. hochohmigen – im zu
schützenden Bereich. Auch komplexe mehrphasige Fehler werden richtig erkannt, da die Messgrößen phasen-
getrennt ausgewertet werden. Der Schutz ist gegen Einschaltströme (Rush) von Leistungstransformatoren sta-
bilisiert. Bei Zuschalten einer Leitung auf einen Fehler auf der gesamten Leitungsstrecke kann ein unverzöger-
tes Auslösesignal abgegeben werden.
Bei Ausfall der Kommunikation können die Geräte selbsttätig auf Notbetrieb mit einem integrierten Überstrom-
zeitschutz umgeschaltet werden, bis eine Kommunikation wieder möglich ist. Dieser hat drei stromunabhängi-
ge (UMZ-) Stufen und eine stromabhängige (AMZ-) Stufe. Darüberhinaus verfügt das Gerät über eine gerich-
tete stromunabhängige (UMZ-) Stufe und eine gerichtete stromabhängige (AMZ-) Stufe, die eine Erhöhung der
Selektivität der Notfunktion ermöglichen. Für die AMZ-Stufen steht eine Reihe von Kennlinien verschiedener
Standards zur Verfügung.
Alternativ kann der Überstromzeitschutz als Reserve-Überstromzeitschutz eingesetzt werden, d.h. er arbeitet
unabhängig und parallel zum Differentialschutz an jedem Ende.
Die Kommunikationsverbindung kann zur Übertragung weiterer Informationen genutzt werden. Außer Mess-
größen können binäre Kommandos oder sonstige Informationen übertragen werden (Bestellvariante).
Die Kurzschlussschutzfunktionen können – je nach Bestellvariante – auch einpolig auslösen und mit einer in-
tegrierten Wiedereinschaltautomatik (wahlweise) zusammenarbeiten. Mit der Wiedereinschaltautomatik sind
bei Freileitungen einpolige, dreipolige oder ein- und dreipolige Kurzunterbrechung sowie auch mehrere Unter-
brechungszyklen möglich sind.
SIPROTEC, 7SD610, Handbuch
C53000-G1100-C145-7, Ausgabedatum 02.2011
Einführung
1.2 Anwendungsbereiche
21

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