SPECTRALIS 2
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4.3.10 Notenpriorität und Multitrigger Einstellungen
Monophone Synthesizer wie der Spectralis Hybridsynthesizer, können gleichzeitig
nur einen Ton ausgeben. Je nach gespielter Tonhöhe wird die Tonfrequenz höher
oder niedriger sein. Das ist im Grunde zunächst ein recht banale Erkenntnis.
Doch was passiert, wenn zwei Noten gleichzeitig auf der Tastatur gespielt werden?
Die ersten monophonen Synthesizer Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre kannten
in der Regel zwei verschiedene Möglichkeiten. Entweder hatte die höchste gespielte
Note Priorität oder aber die niedrigste. Im Grunde war diese Festlegung auch nicht
gewollt sondern eher ein Resultat der verwendeten Technologie. Die Tastatur be-
stand damals aus Tastenkontakten und einer Widerstandskette. Je nachdem, wie
diese analoge Abfrage der Tonhöhe aufgebaut war, hatte man eben eine Highest-
oder eine Lowest Note-Priority.
Die ersten analogen Keyboard Scanning Schaltungen hatten noch ein weiteres Pro-
blem. Meist lösten gebunden gespielte Noten keine Trigger mehr aus - somit wurden
auch die Hüllkurven nicht mehr neu gestartet, sobald man etwas unsauber über die
Tasten fegte.
Eine damals sehr beliebte Modifikation an einem Synthesier bestand darin, diesem
Problem mit einer Multitrigger Schaltung zu Leibe zu drücken. Zum Zurücksetzen
der Triggerlogik mussten mit dieser Schaltung nicht mehr alle Tasten losgelassen
werden, sondern es reichte, die gespielte Tonhöhe zu ändern. Diese Schaltungen
leiteten aus einer Tastaturspannungsänderung ein Triggersignal mit einer Comperator-
Schaltung ab. Der Moog Minimoog hatte von Haus aus zum Beispiel kein Retriggering
bei gebunden gespielten Noten - gerade bei den hervorragenden perkussiven Sounds
ein starke Einschränkung.
Mit dem Aufkommen einer digitalen Tastaturabfrage kam eine weitere Tonhöhen-
Priorität auf - die sogenannte Last Note Priority. Die Tonhöhe war also nicht mehr
entscheidend für die Tonhöhenauswertung sondern die letzte angespielte Note. Mit
der Einführung der digitalen Tastaturabfrage, gehörte in der Regel auch das Retrigger-
Problem der Vergangenheit an.
Was des einen Leid, ist des anderen Freud. Schnell wurde klar, dass bei allen
Einschränkugnen die alten Tastaturabfragen auch Möglichkeiten boten, die kreativ
beim Solospiel eingesetzt werden konnten. Hielt man zum Beispiel beim Solospiel
die oberste Note gedrückt und schlug eine darunterliegende rhythmisch an, erzielte
man automatisch einen zwei Noten Triller, der wesentlich einfacher zu spielen war,
als beide Noten anzuschlagen. Auch das fehlende Retriggern der Hüllkurven bot
durchaus seinen kreativen Reiz. Hatte man doch die Möglichkeit über gezieltes Le-
gato und Staccato Spiel den Klang zu kontrollieren und Betonungen zu setzen.
Von daher darf in modernen Synthesizern eine Möglichkeit nicht fehlen, diese alten
Note-Priority und Trigger Gegebenheiten nachzubilden.
Der Spectralis bietet für alle seine drei Triggergruppen zur Zeit die folgenden Trigger
und Note-Priority Einstellungen:
LAST
Letzte Note Priorität ohne Neuauslösen der Hüllkurven bei gebundenem Spiel.
LS-TR
Letzte Note Priorität mit Neuauslösen der Hüllkurven bei gebundem Spiel.
Praxisteil: Notenpriorität und Multitrigger