SPECTRALIS 2
In diesem Praxiskapitel
geht es ums Eingemachte.
Ein wenig Zeit und Ruhe
sollten Sie schon mitbrin-
gen, um dieses Kapitel
durchzuarbeiten. Als
Belohnung wartet auf Sie
einer der bisher komple-
xesten „Analog"-Synthe-
sizer, der jemals auf dem
Markt erschienen ist.
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Vielleicht haben Sie es beim Anspielen der Klänge bereits bemerkt - die Haupt-
stimme des Spectralis - der Analog-Synth - ist recht flexibel und klingt ziemlich
kompromisslos. Ursprünglich sollte diese Stimme ja komplett analog aufgebaut sein.
Wir haben aber im Verlauf des Designs für so manches Spectralis Feature einfach
keine vernünftige Lösung finden können, die in einem preislichen Rahmen hätte ana-
log realisiert werden können. Die beiden Filter - ein 24dB Tiefpassfilter in diskreter
Schaltungstechnik und ein 12 dB Multimode-Filter sind allerdings analog geblieben.
Weil diese sehr klangbestimmend sind, klingt auch der Spectralis entsprechend ana-
log. Die Verknüpfung der beiden Welten - Digitaltechnik für grösstmögliche Flexibi-
lität und Analogtechnik für eine perfekte Synthesizer-Filtertechnik - ist das, was den
Sound des Spectralis ausmacht.
Weiter hinten im Handbuch finden Ungeduldige auch eine komplette Referenz des
Hybrid-Synthesizers. Trotzdem empfehle ich das Studium der folgenden Erklärun-
gen, weil sie für das Verständnis der Spectralis 2 Tonerzeugung sehr hilfreich sind.
4.3.1 Unterschiede zu anderen Synthesizern
Bei der Programmierung des Spectralis gibt es ein paar Besonderheiten, auf die wir
Sie gleich zu Anfang hinweisen möchten, um die Erfolgsquote bei Ihren
Programmierversuchen zu erhöhen.
a.) Jedes ein Signal erzeugende Modul (Oszillatoren, Rauschgenerator (Noise) der
Tonerzeugung besitzt:
I.) einen eigenen Verstärker mit Hüllkurve
II.) unabhängige Lautstärkeregler für verschiedene den Klang verändernden Mo-
dule wie z.B. die analogen Filter, die Filterbank und die FX-Prozessoren. Somit
ist das Routing (die Verbindung zu anderen Modulen) nicht nur recht frei, son-
dern darüberhinaus auch noch dynamisch veränderlich.
Dieser Luxus hat natürlich auch Nachteile - die aber den richtigen Synthesizer-Freak
nicht abschrecken, sondern eher begeistern werden: Der Synthesizer besitz eine recht
hohe Anzahl an Parametern, die ihn auf der einen Seite sehr flexibel und auf der
anderen Seite auch recht komplex machen.
b.) Jedes klangverändernde Modul besitzt ebenfalls:
I.) einen eigenen Verstärker mit Hüllkurve
II.) unabhängige Lautstärkeregler für die verschiedenen Klangverändernden Mo-
dule!
c.) Die Oszillatoren besitzen einen extremen Stimmbereich. Sie können Sie auf der
einen Seite so hoch stimmen, dass Sie das Signal nicht mehr wahrnehmen können,
falls Sie älter als 10 Jahre alt sind und auf der anderen Seite so tief nach unten
stimmen, dass anstatt eines wahrnehmbaren Tons nur noch ein langsames Knacksen
aus den Boxen hörbar wird. Somit lassen sich die Oszillatoren als LFO's einsetzen.
d.) Die Möglichkeit des freien und dynamischen Routings lässt Rückkopplungen zu.
Sie können zum Beispiel einen Oszillator in das Tiefpass-Filter leiten, das Signal von
dort in das Multimode-Filter weiterreichen und den Ausgang des Multimode-Filters
Praxisteil: Anspielen des „Analog"-Synthesizers