Vergaser 22 KNB und 24 KN
8.
Von der richtigen Einregulierung und Funktion des
Vergasers hängen nicht nur die gute Motorleistung,
ein annehmbarer Kraftstoffverbrauch und die Start-
willigkeit ab. es geht auch um die Zuverlässigkeit
und den geringstmöglichen Verschleiß. Da wir immer
wieder feststellen müssen, daß durch Nichterken-
nen von Funktionsstörungen vermeidbare Motor-
schäden entstehen, halten wir eine ausführliche
Schilderung der Zusammenhänge für erforderlich.
Die Bezeichnungen ,,Vergascr" oder ,,Gas geben" sind
zwar international gebräuchlich, aber irreführend.
Es wird nichts ,.vergast" - dazu wäre Wärme nötig,
gerade die muß man aber vom Vergaser fernhalten
(Isolierflansch!)
erwärmte Luft hat mehr Volumen,
:
damit wird der Füllungsgrad des Motors schlechter.
(Deshalb ist bei hochsommerlicher Hitze der Motor
,,müde" , während am kühlen Morgen die volle Lei-
stung da ist.)
Zur motorischen Verbrennung von 11 Benzin gehö-
ren etwa 9300 1 Luft. Diese enorme Luftmenge (mit
nur etwa 20 %
Sauerstoff) muß im Vergaser mit
dem Kraftstoff so intensiv gemischt werden. daß
daraus ein .,Kraftstoffnebel" entsteht. Von der rich-
tigen .,Dichte" hängt es nun ab, ob der Motor die
zugesicherte Leistung bringt oder nicht.
In diesem Zusammenhang sind die Bezeichnungen
..Einstellung zu mager"
,
bräuchlich. Wie macht sich das bemerkbar? Welche
Auswirkungen? (Daß die Vergasereinstellung se-
rienmäßig und der Vergaser sauber ist, wird als
selbstverständlich angenommen.)
Für das Mischungsverhältnis von Luft und Kraft-
stoff wird der Begriff ,? (Lambda) angewendet.
Als Mittelwert gilt 2 = 1 (a13,8 Masseteile Luft
und 1 Masseteil Kraftstoff). Werte über 1 haben
Luftüberschuß, unter 1 Luftmangel. (1 m3 Luft
,,wiegt" bei 10 °C und 1 at 1.2 kg.)
Die Vergasereinstellung muß bei Außentemperatu-
ren von plus und minus 20 °C gleichermaßen stim-
men, deshalb ist serienmäßig eine etwas fettere Ein-
stellung (1 = 0,9) gebräuchlich.
Dieser leichte Luftmangel von etwa 7 %
a) gute Vollastleistung (Vollgasfahrt erfordert leich-
te Uberfettung, weil durch den vollkommen frei-
gegebenen Vergaserdurchlaß der Sog an der Na-
deldüse geringfügig nachläßt)
b) guten Kaltstart und einwandfreien Übergang.
(Die leichte Überfettung ist der Ausgleich für im
kalten Ansaugstutzen und Kurbelgehäuse kon-
densierender Kraftstofftröpfchen.)
Als anwendbarer Regelbereich des Vergasers (Teil-
iastnadel) ist 7. = 0,9.
Werkstatt noch dem Bastler ein Motorenprüfstand
mit den dazugehörenden Meßeinrichtungen zur Ver-
fügung steht, verbleibt zur Einstellung des Verga-
sers nur eine Probefahrt über mindestens IO km
Strecke. Der Motor muß seine Betriebstemperatur
haben, sonst ergeben sich Fehleinschätzungen!
Am Fahrverhalten und am ,,Kerzengesicht" ist die
richtige Einstellung festzustellen.
7 RII ES
,,Einstellung zu fett", ge-
sichert:
zulässig. Da weder der
Überfcttung unter i = 0,9
Durch Überfettung herrscht örtlicher Sauerstoffman-
demzufolge
,,verzögerter Brennablauf" =
gel,
schlechte Leistung!
Durch die unvollständige Verbrennung entsteht
außer dem ungefährlichen Kohlendioxid (CO-) das
farblose, aber giftige (!) Kohlenmonoxid (CO). Die-
ses ist noch brennbar - es wird also Kraftstoffener-
gie ,,verschenkt"!
Besonders bei Kurzstreckenbetrieb verbleiben Koh-
lenwasserstoffteile im Motor, diese lösen Korrosion
an Pleuellager, Zylinderlaufbahn und Kolben aus.
Das ist die Ursache für vorzeitigen Verschleiß!
Eine bei der Demontage im Kurbelgehäuse vorge-
fundene Ölpfütze ist kein Gegenargument, sondern
die Bestätigung für zu fette Einstellung. Diese
,,Emulsion" ist mit Wasserstoff ,,verseiftes" Moto-
renöl und hat keinerlei Schmierfähigkeit.
Merkmale: Motor springt in kaltem Zustand auch
mit offenem Lufthebel an. Motorleistung bei kal-
tem Motor genügend, wird aber bei zunehmender
Erwärmung schlechter. Neigung zum .,Viertakten" .
Qualmende Abgasfahne, hoher Verbrauch, Zünd-
kerze mit richtigem Wärmewert verölt.
Ursachen: Luftfilter verschmutzt. Schwimmerge-
häuse steht zu hoch, Schwimmernadelsitz einge-
schlagen, Dichtung unter dem Vergasereinsatzstück
defekt.
Nadeldüse locker oder ausgeschlagen.
Hauptdüse zu groß.
Abmagerung über 2 = 1,l
Es liegt Luftüberschuß vor, demzufolge rasanter
Brennablauf, ohne Abgasfahne, wenig giftige Ab-
gase und ohne verschleißfördernde Rückstände.
Merkmale: Motor springt bei korrekter Leerlauf-
lufteinstellung gut an, es muß aber längere Zeit mit
mehr oder weniger geschlossenem Lufthebel gefah-
ren werden. Motorleistung bis etwa zwei Drittel
Gasschieberöffnung gut, darüber Leistungsabfall.
Wird im Bereich von zwei Drittel bis Vollgas ge-
fahren, steigt die Betriebstemperatur übernormal
an.
Der Motor ,,patscht" durch den Vergaser, Kraft-
stoffklingeln und Neigung zum Festgehen, oder die
Pleuelbuchse wird ausgeschlagen. Zündkerze hat
durch Überhitzung blaugrauen Kerzenstein und
Schmelzperlen.
Ursachen: Nebenluft im Ansaugsystem oder am
Motor selbst, Schwimmergehäuse steht zu tief.
Schalldämpfereinsätze entfernt, deshalb Staudruck
zu niedrig.
Am Vergaser selbst beginnt die Fehler- und Ver-
schleißsuche am Schwimmernadelsitz (1). Nach etwa
15 000 Fahrkilometern sind der Schwimmernadel-
konus und der Nadelsitz im Schwimmergehäuse-
deckel so eingeschlagen (schon durch Sichtkontrolle
festzustellen), daß das Kraftstoffniveau infolge Un-
dichtheit des Nadelventils höher als zulässig an-
steigt, der Vergaser zum Oberlaufen neigt und da-
.