Funktionen
2.14 Differentialschutz und seine Schutzobjekte
2.14.3
Schutzobjekt Transformator
Bei Transformatoren wirken mehrere Einflussgrößen, die bereits unter Betriebsbedingungen zu Differenzströ-
men führen:
2.14.3.1 Funktionsbeschreibung
Fehlanpassung der Stromwandler
Es ist durchaus möglich, dass die Stromwandler unterschiedlich an den Transformatornennstrom angepasst
sind. Daraus resultiert ein Fehler, der zu einem Differenzstrom führt.
Stufenschalter zur Spannungsregelung
Mit dem Stufenschalter zur Spannungsregelung (i.a. Längsregler) wird das Übersetzungsverhältnis des Trans-
formators und der Nennstrom verändert. Daraus resultiert eine Stromwandlerfehlanpassung und damit ein Dif-
ferenzstrom.
Einschaltrush
Beim Einschalten eines Transformators können kurzzeitig hohe Magnetisierungsströme entstehen (Rush-Strö-
me), die in den Schutzbereich einfließen, ihn aber nicht wieder verlassen. Sie wirken also wie einseitig einflie-
ßende Fehlerströme.
Der Einschaltrush kann ein Mehrfaches des Nennstromes erreichen und ist durch einen relativ hohen Gehalt
der zweiten Harmonischen (doppelte Nennfrequenz) gekennzeichnet, die im Kurzschlussfall nahezu völlig
fehlt.
Übererregung
Wird ein Transformator mit zu hoher Spannung betrieben, kommt es durch die nichtlineare Magnetisierungs-
kennlinie zu höheren Magnetisierungsströmen. Diese führen zu einem zusätzlichen Differenzstrom.
Schaltgruppe
Anwendungsabhängig werden Transformatoren mit unterschiedlichen Schaltgruppen betrieben, die eine Pha-
senwinkelverschiebung zwischen Primär- und Sekundärseite bewirken. Diese Phasenverschiebung würde
ohne eine entsprechende Korrektur zu einem Differenzstrom führen.
Nachfolgend werden die wesentlichen Funktionsblöcke des Differentialschutzes beschrieben, mit deren Hilfe
die genannten Einflussgrößen beherrscht werden können.
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SIPROTEC, 7UM62, Handbuch
C53000-G1100-C149-8, Ausgabedatum 05.2010