1. WILLKOMMEN
1.1. Die Geschichte von EMS
Electronic Music Studios (EMS) war ein britischer Synthesizer-Hersteller, der 1969 von Dr.
Peter Zinovieff, Tristram Cary und David Cockerell gegründet wurde. Zinovieff, ein
exzentrischer Mann mit intensivem Interesse an Digitaltechnik, kaufte gleich zwei 12-Bit-
Computer für sein Heimstudio. Der Besitz von zwei Computern ist heute vielleicht nicht
besonders bemerkenswert, aber in den 1960er Jahren war es für einen einzelnen Menschen
fast unmöglich, einen eigenen Computer zu besitzen. Damals mußte man eine Universität
oder eine militärische Einrichtung besuchen, um überhaupt einen Computer zu sehen .
Die Möglichkeit, einen Computer zu benutzen, um damit persönliche Interessen wie das
Musizieren zu verfolgen, gab es praktisch nicht. Die Kosten solcher Maschinen waren
astronomisch und sie wurden damit beschäftigt, "wichtige" Dinge zu berechnen. Wenn man
die Inflation berücksichtigt, würde jedes "günstige" PDP8-Gerät von Zinovieff heute (2019)
etwa $ 150.000 kosten. Dieser Betrag beinhaltet aber nicht die zusätzliche Peripherie, die
zum Bau und Betrieb eines Studios für elektronische Musik erforderlich war.
Zinovieff war nicht nur Exzentriker mit den Mitteln und dem Interesse an der Erforschung
der musikalischen Anwendungen von Computern, er verfügte auch über ein Netzwerk
mit sehr talentierten Menschen. Viele dieser Menschen wurden später hervorragende
Ingenieure, Komponisten und Professoren. Zinovieff ging eine Partnerschaft mit den
Mitbegründern Tristram Cary (Komponist) und David Cockerell (Ingenieur) ein, um EMS
zu gründen und um im folgenden Jahrzehnt viele innovative, eigenwillige und aufregende
Musikinstrumente zu entwickeln.
Das Unternehmen geriet letztendlich in finanzielle Schwierigkeiten und ging 1979 bankrott.
Aber zuvor wurden einige der bekanntesten und beliebtesten Synthesizer aller Zeiten
gebaut, darunter VCS 3, Synthi A, Synthi AKS und Synthi 100.
1.1.1. Über den Synthi AKS
Im Mai 1971 brachte EMS einen Synthesizer mit dem Namen Synthi A auf den Markt. Im
März 1972 folgte der Synthi AKS, ein Synthi A mit eingebautem Keyboard-Sequenzer ("KS").
Synthi A und AKS boten ein ähnliches Design wie der frühere (und weitaus teurere) VCS
3. Die Portabilität und die relativ niedrigen Anschaffungskosten machten den Synthi A bzw.
AKS zu einem beliebten Synthesizer unter Enthusiasten, die sich teurere Instrumente wie
den MiniMoog nicht leisten konnten.
Obwohl das Instrument sehr populär war, sollte nicht verschwiegen werden, dass es zum
Synthi A (und Synthi AKS) auch kritische Stimmen gab. Einige Rezensenten und Experten
bezeichneten ihn als Spielzeug mit instabilen Oszillatoren oder als zu unzuverlässig für den
"ernsthaften" Gebrauch. Als Reaktion darauf veröffentlichte EMS eine mittlerweile berühmte
Printwerbung mit dem Titel "Every Band Needs a Synthi". In der Anzeige wird beiläufig
erwähnt: "Jede Band braucht einen Synthi. Einige Bands haben bereits einen. Pink Floyd.
The Who. Yes. Family. King Crimson. Curved Air. Led Zeppelin. Jethro Tull. Roxy Music.
Hawkwind. Moody Blues. Fleetwood Mac. Three Dog Night. Sly and the Family Stone.
Tonto´s Expanding Headband... um nur einige zu nennen." Diese Anzeige verkörperte den
innovativen, furchtlosen und auch frechen Charakter des Unternehmens. EMS war ein
Unternehmen, das keine Angst vor höchst originellen, etwas ungewöhnlichen und
manchmal auch "nervigen" Lösungsansätzen hatte, wie der (brillanten) Steckfeld-Matrix
oder dem (etwas verwirrenden) Envelope Shaper. Dieser Pioniergeist sprach viele Musiker
an und auch wir glauben, dass EMS-Produkte nicht zuletzt deshalb auch weiterhin so hoch
geschätzt werden.
Der vielleicht eindeutigste Indikator für die Attraktivität von EMS-Synthesizern ist die
Tatsache, dass zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Handbuchs gut erhaltene Synthi AKS-
Modelle für fast $20.000 auf dem Gebrauchtmarkt verkauft werden! Eine wirklich
unglaubliche Summe für eine fast 50 Jahre alte Technologie.
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Arturia - Bedienungsanleitung Synthi V - Willkommen