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Reparaturanleitung des MZ-Motorrades ES 175/1 , ES 250/1 und ES 300
Bild 111. Ansaugstutzen

6.1. Vergaser

nächster Punkt
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Index
Von der richtigen Einregulierung und Funktion des Vergasers hängen nicht nur die gute Motorleistung, ein annehmbarer Kraftstoffverbrauch und die Startwilligkeit ab, es geht auch um die Zuverlässigkeit und um geringstmöglichen Verschleiß. Da wir immer
wieder feststellen müssen, daß durch Nichterkennen von Funktionsstörungen vermeidbare Motorschäden entstehen, halten wir eine ausführliche Schilderung der Zusammenhänge für erforderlich.
Die Bezeichnungen 'Vergaser' oder 'Gas geben' sind zwar international gebräuchlich, aber irreführend. Es wird nichts 'vergast' - dazu wäre Wärme nötig, gerade die muß man aber vom Vergaser fernhalten (Isolierflansch!). Erwärmte Luft hat mehr Volumen,
damit wird der Füllungsgrad des Motors schlechter. (Deshalb ist bei hochsommerlicher Hitze der Motor 'müde', während am kühlen Morgen die volle Leistung da ist.)
Zur motorischen Verbrennung von 1 l Benzin gehören 9300 l Luft. Diese enorme Luftmenge (mit nur etwa 20 % Sauerstoff) muß im Vergaser mit dem Kraftstoff so intensiv vermischt werden, daß daraus ein 'Kraftstoffnebel' entsteht. Von der richtigen 'Dichte'
hängt es nun ab, ob der Motor die zugesicherte Leistung bringt oder nicht.
In diesem Zusammenhang sind die Bezeichnungen 'Einstellung zu mager', 'Einstellung zu fett', gebräuchlich. Wie macht sich das bemerkbar? Welche Auswirkungen? (Daß die Vergasereinstellung serienmäßig und der Vergaser sauber ist, wird als
selbstverständlich angenommen!)
Für das Mischungsverhältnis von Luft und Kraftstoff wird die Meßeinheit λ (Lambda) angewendet. Als Mittelwert gilt λ = 1 (= 13,8 Masseteile Luft und 1 Masseteil Kraftstoff). Werte über 1 haben Luftüberschuß, unter 1 Luftmangel. (1 m3 Luft 'wiegt' bei 10
°C und 1 at 1,2 kg.)
Die Vergasereinstellung muß bei Außentemperaturen von plus und minus 20 °C gleichermaßen stimmen, deshalb ist serienmäßig eine etwas fettere Einstellung gebräuchlich.
Dieser leichte Luftmangel von etwa 7 % sichert:
1.
gute Vollastleistung (Vollgasfahrt erfordert leichte Überfettung, weil durch den vollkommen freigegebenen Vergaserdurchlaß der Sog an der Nadeldüse geringfügig nachläßt).
2.
guten Kaltstart und einwandfreien Übergang (die leichte Überfettung ist der Ausgleich für im kalten Ansaugstutzen und Kurbelgehäuse kondensierende Kraftstofftröpfchen).
Als anwendbarer Regelbereich des Vergasers (Teillastnadel) ist λ = 0,9...1,1 zulässig. Da weder der Werkstatt noch dem Bastler ein Motorenprüfstand mit den dazugehörenden Meßeinrichtungen zur Verfügung steht, verbleibt zur Einstellung des Vergasers nur
eine Probefahrt über mindestens 10 km Strecke. Der Motor muß seine Betriebstemperatur haben, sonst ergeben sich Fehleinschätzungen!
Überfettung unter λ 0,9
Durch Überfettung herrscht örtlicher Sauerstoffmangel, demzufolge 'verzögerter Brennablauf' = schlechte Leistung!
Durch die unvollständige Verbrennung entsteht außer dem ungefährlichen Kohlendioxid (CO
Besonders bei Kurzstreckenbetrieb verbleiben Kohlenwasserstoffteile im Motor, diese lösen Korrosion an Pleuellager, Zylinderlaufbahn und Kolben aus. Das ist die Ursache für vorzeitigen Verschleiß! Eine bei der Demontage im Kurbelgehäuse vorgefundene
Ölpfütze ist kein Gegenargument, sondern die Bestätigung für zu fette Einstellung. Diese 'Emulsion' ist mit Wasserstoff 'verseiftes' Motorenöl und hat keinerlei Schmierfähigkeit.
Merkmale: Motor springt in kaltem Zustand auch mit offenem Lufthebel an. Motorleistung bei kaltem Motor genügend, wird aber bei zunehmender Erwärmung schlechter. Neigung zum 'Viertakten'. Qualmende Abgasfahne, hoher Verbrauch, Zündkerze mit
richtigem Wärmewert ist verölt.
Ursachen: Luftfilter verschmutzt, Schwimmergehäuse steht zu hoch, Schwimmernadelsitz eingeschlagen, Dichtung unter Vergasereinsatzstück defekt, Nadeldüse locker oder ausgeschlagen. Hauptdüse zu groß.
Abmagerung über λ 1,1
Es liegt Luftüberschuß vor, demzufolge rasanter Brennablauf, ohne Abgasfahne, wenig giftige Abgase und ohne verschleißfördernde Rükstände.
44 von 85
) das farblose, aber giftige (!) Kohlenmonoxid (CO). Dieses ist noch brennbar - es wird also Kraftstoffenergie verschenkt!
2
http://www.mz-b.de/miraculis/aw/mz/text/es30r/es30r.html
03.11.2008 00:04

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