Herunterladen Inhalt Inhalt Diese Seite drucken

MZ ES 175/1 Reparaturanleitung Seite 45

Inhaltsverzeichnis

Werbung

Reparaturanleitung des MZ-Motorrades ES 175/1 , ES 250/1 und ES 300
Merkmale: Motor springt bei korrekter Leerlauflufteinstellung gut an, es muß aber längere Zeit mit mehr oder weniger geschlossenem Lufthebel gefahren werden. Motorleistung bis etwa zwei Drittel Gasschieberöffnung gut, darüber Leistungsabfall. Wird im
Bereich von zwei Drittel bis Vollgas gefahren, steigt die Betriebstemperatur übernormal an. Der Motor 'patscht' durch den Vergaser, dabei wird unter Umständen das Naßluftfilter aus der Halterung gedrückt. Kraftstoffklingeln und Neigung zum Festgehen.
Zündkerze hat durch Überhitzung blaugrauen Kerzenstein und Schmelzperlen.
Ursachen: Nebenluft im Ansaugsystem oder am Motor selbst. Schwimmergehäuse steht zu tief. Schalldämpfereinsätze entfernt, deshalb Staudruck zu niedrig.
Am Vergaser selbst beginnt die Fehler- und Verschleißsuche am Schwimmernadelsitz (1). Nach etwa 15000...20000 Fahrkilometern sind der Schwimmernadelkonus und der Nadelsitz im Schwimmergehäusedeckel so eingeschlagen (schon durch Sichtkontrolle
festzustellen), daß das Kraftstoffniveau infolge Undichtigkeit des Nadelventils höher als zulässig ansteigt, der Vergaser zum Überlaufen neigt und damit das Kraftstoff-Luftgemisch stark überfettet. Zur Generalüberholung des Motors gehört deshalb auch immer
der Vergaser.
Kraftstoffstand von Oberkante Schwimmergehäuse: 28 +l mm (bei eingesetztem Schwimmer). Das entspricht 2,5...3,5 mm unter Oberkante Nadeldüse.
(Genau läßt sich das überprüfen, indem an Stelle der Verschlußschraube unterhalb der Hauptdüse ein Standglas mit einer lichten Weite von mindestens 8 mm Durchmesser angeschraubt wird. Die Kraftstoffhöhe im Schwimmergehäuse kann man dann mit einer
Schieblehre messen. Das
'Niveaustand-Prüfgerät'
Das Fahrzeug muß dabei waagerecht stehen, evtl. zur Kontrolle auf das Schwimmergehäuse ein Lineal auflegen, damit auch der Vergaser gerade steht.
Zu niedriger Kraftstoffstand ergibt Abmagerung des Kraftstoff-Luftgemisches (Luftüberschuß) mit den erwähnten Überhitzungserscheinungen). Die Vibration der Gassäule (Gaswechselvorgang) wirkt auch auf die Teillast- (Düsen-) Nadel ein. Um das
vorzeitige Ausschlagen der Nadeldüse (2) zu verhindern, führt der Mehrlochzerstäuber (3) die Teillastnadel. Aus der Signierung '77' der Nadeldüse ist ersichtlich, daß der kalibrierte Teil einen Durchmesser von 2,77 mm hat. Schon aus der Hundertstel-
Bemaßung geht hervor, wie genau es auf den Durchgang am Ringspalt zwischen. Nadelkonus und Nadeldüsenbohrung ankommt. Zwei Hundertstel mm Verschleiß lassen aus der 77er eine 79er Nadeldüse werden - das bedeutet starke Überfettung!
Tieferhängen der Teillastnadel hilft vorübergehend. Verschleißgrenze: etwa 30000 km.
Auszuwechseln sind Teillastnadel mit Haltefeder sowie Nadeldüse mit Mehrlochzerstäuber.
Ein weiteres Verschleißteil ist der Gasschieber. Die Verschleißgrenze liegt bei 20000 Fahrkilometern. Bedingt durch Zusammentreffen von Toleranzgrenzen (Plusgrenze am Gehäuse, Minusgrenze am Schieber) kann aber auch schon nach geringeren Laufzeiten
ein klappernder Gasschieber eine Geräuschursache sein. Es wird irrtümlich als 'Kolbenkippen' oder 'zu viel Höhenspiel der Kolbenringe' deklariert und löst zwecklose Reparaturen aus.
Nach Zurückschieben des Ansaugrohres wird bei laufendem Motor mit einem Bleistift durch die Ansaugöffnung auf den Gasschieber gedrückt. Kurzes Gasgeben läßt erkennen, ob das 'tickende' Geräusch vom Gasschieber kommt oder nicht.
Für abnormal hohen Verbrauch bei mechanisch einwandfreiem Zustand von Vergaser und Motor kann die Dichtung (4) zwischen Vergasergehäuse und Einsatzstück die Ursache sein. Ist diese defekt, bekommt dort der Motor außerhalb des Düsensystems
zusätzlich Kraftstoff.
Nach Herausschrauben der Nadeldüse kann das Einsatzstück nach oben durchgeschoben werden. Beim Einbau darauf achten, daß die Nase der Dichtung in die Aussparung im Einsatzstück kommt. Wenn nicht, ist der Durchgang zur 'Übergangs'-Bohrung (5)
verdeckt - schlechter Übergang beim Beschleunigen ist die Folge. Wird beim Anziehen der Nadeldüse das Einsatzstück nicht fest, muß eine zweite Dichtung eingelegt werden, sonst tritt nach kurzer Zeit derselbe Fehler auf. Das Unterlegen von mehr als zwei
Dichtungen ist nicht zu empfehlen, da hierdurch das Einsatzstück in der Saugbohrung eine Kante bildet, wodurch Luftwirbel entstehen. Außerdem wird der Abstand zwischen der Oberkante der Nadeldüse und des Zerstäubers zu groß. Beides beeinflußt die
Gemischaufbereitung und den Übergang negativ.
An der Leerlaufeinrichtung, mit der Leerlauf-Kraftstoffdüse (7) und der Leerlauf-Luftschraube (8) kann kaum Verschleiß auftreten. Abweichungen entstehen nur durch zu kräftiges Hineindrehen der Leerlauf-Luftschraube. Am Ringspalt des Mischraumes (9)
(die Luftschraube ist zur besseren Übersicht herausgedreht) wird dabei Grat angedrückt und damit der Querschnitt verengt. Das bedeutet, daß die Leerlauf-Luftschraube statt 2 1/2 etwa 4 Umdrehungen herausgeschraubt werden muß, um einwandfreien
Rundlauf im Leerlaufbereich zu bekommen.
Bei der Reinigung und Montage der Vergaserteile ist peinlichste Sauberkeit Voraussetzung. Die Übergangsbohrung (5) und Leerlaufbohrung (6) sowie die Leerlauf-Kraftstoffdüse (7) nicht mit einem Draht durchstoßen, sondern mit Preßluft durchblasen (der
Bastler nimmt die Luftpumpe und einen Gummi- oder Isolierschlauch). Im Schwimmergehäuse vorgefundene gallertartige Masse (farblos) ist Bleioxid und wird bei überaltertem Kraftstoff aus dem beigemischten Bleitetraäthyl (Antiklopfmittel, giftig!)
ausgeschieden.
Für Fahrzeuge mit Sitzbank - besonders bei der ES 300 - nur Luftfiltereinsätze mit 10 Lagen verwenden. Die am Bund eingeprägte Signierung '10 Lagen' beachten!
Der Vergaser hat vier Arbeitsbereiche:
1.
Leerlauf-Regelbereich von 0 bis 1/8 Gasschieberweg (beeinflußt aber, nach der Vollgasstellung zu abnehmend, den ganzen Bereich).
2.
Regelbereich des Gasschieberausschnittes bis 1/4 Schieberweg.
3.
Teillastnadel-Regelbereich von 1/4 bis 3/4 Gasschieberweg.
4.
Regelbereich der Hauptdüse von 3/4 bis Vollgas (beeinflußt aber den ganzen Bereich bis herunter zur Leerlaufeinstellung).
Einstellwerte:
ES 175/1
45 von 85
siehe 'Selbstbauskizzen'.)
ES 250/1
http://www.mz-b.de/miraculis/aw/mz/text/es30r/es30r.html
ES 300
03.11.2008 00:04

Quicklinks ausblenden:

Werbung

Inhaltsverzeichnis
loading

Diese Anleitung auch für:

Es 300Es 250/1

Inhaltsverzeichnis