Verschiebungs-
blindleistung
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Die häufigste in der elektrischen Energietechnik anzutreffende Blindleistung ist die Ver-
schiebungsblindleistung. Diese entsteht in Wechselstromkreisen bei linearen kapazitiven
oder induktiven Lasten.
Bei ohmschen Lasten verläuft die Stromaufnahme phasengleich zur sinusförmigen Span-
nung. Die aufgenommene Scheinleistung S wird komplett im Verbraucher in Wirkleistung
P umgesetzt. Dabei fällt keine Blindleistung Q an und der Leistungsfaktor λ nimmt den
Wert 1 an.
Bei kapazitiven oder induktiven Lasten verläuft die Stromaufnahme zwar ebenfalls sinus-
förmig, allerdings zeitlich versetzt zur Spannung (siehe Bild 3-35). In diesem Beispiel eilt
der Strom der Spannung nach. Allgemein eilt bei Kapazitäten der Strom der Spannung vo-
raus, bei Induktivitäten ist es umgekehrt.
Die zeitliche Verschiebung zwischen Strom und Spannung wird als Phasenverschiebung
bezeichnet. Größenmäßig wird die Verschiebung durch den Phasenverschiebungswinkel
ϕ erfasst.
u (t)
i (t)
ϕ
Phasenverschiebung ϕ
Bild 3-35
Die tatsächlich im Verbraucher umgesetzte Wirkleistung P bei einer Phasenverschiebung
ϕ zwischen Strom und Spannung ergibt sich aus dem Produkt der Effektivwerte von Strom,
Spannung und Cosinus des Verschiebungswinkels ϕ. Die Einheit der Wirkleistung P ist W
(Watt):
P = Û · Î · cos ϕ [8]
[P] = W
Infolge der Phasenverschiebung wird die aufgenommene Scheinleistung S nicht mehr
komplett im Verbraucher in Wirkleistung P umgesetzt, sondern es entsteht
Blindleistung Q.
Wird die Blindleistung Q ausschließlich durch eine Phasenverschiebung erzeugt, ent-
spricht der Leistungsfaktor λ dem Cosinus des Verschiebungswinkels ϕ (nach Formeln [7]
und [8]):
Û Î cos ϕ
P
λ
=
=
= cos
Û Î
S
Oft werden daher die Begriffe Leistungsfaktor und cos ϕ synonym verwendet.
Wissenswertes aus der Praxis
t
t
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ϕ
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