P544/6 (ohne Distanz)
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NULLÜBERSPANNUNGSSCHUTZ
Bei einem störungsfreien Dreiphasenstromversorgungssystem ist die Summe der Dreiphasen- und
Erdspannungen gleich null, da es sich um die Vektorsumme von drei ausgeglichenen Vektoren handelt, die
um 120 Grad voneinander versetzt sind. Wenn jedoch ein Erdfehler im Primärnetz auftritt, wird dieses
Gleichgewicht gestört und eine Nullspannung erzeugt. Dieser Zustand verursacht einen Anstieg der
Nullspannung in Bezug auf Erde. Aus diesem Grunde wird diese Art des Schutzes auch als
Nullspannungsverschiebung oder kurz UNE bezeichnet.
Diese Restspannung kann (von den Phasenspannungen) abgeleitet oder (mithilfe des systemunabhängigen
Delta-SpW einer bestimmten Messklasse) gemessen werden. Abgeleitete Werte werden üblicherweise nur
dann verwendet, wenn die Messfunktion (SpW einer speziellen Messklasse) nicht vom Modell unterstützt
wird. Wenn ein SpW einer Messklasse verwendet wird, um eine gemessene Restspannung zu produzieren,
kann er nicht für andere Funktionen wie beispielsweise die Synchronisierungsprüfung verwendet werden.
Dadurch bietet sich eine alternative Möglichkeit der Erkennung von Erdfehlern, bei der keine Messung des
Stroms erforderlich ist. Dies kann insbesondere für hochohmig geerdete oder isolierte Systeme von Vorteil
sein, bei denen die Bereitstellung von Kabelumbaustromwandlern an jeder Speiseleitung entweder
unpraktisch oder unwirtschaftlich sein kann. Auch kann dies zur Bereitstellung von Erdfehlerschutz für
Geräte ohne Stromwandler von Vorteil sein.
5.1
IMPLEMENTIERUNG VON NULLÜBERSPANNUNGSSCHUTZ
Nullüberspannungsschutz wird in der Spalte SPANNUNG (UNE) des entsprechenden Parametersatzes
implementiert.
Manche Anwendungen erfordern mehr als eine Stufe. Ein isoliertes System kann beispielsweise eine
Warnstufe und eine Auslösestufe erfordern. In einem solchen Fall ist es üblich, das Netz so auszulegen,
dass es den Überspannungen der störungsfreien Phasen nach einem Erdfehler mehrere Stunden lang
standhält. Bei solchen Anwendungen wird sofort nach Erkennung des Zustands eine Warnung ausgegeben,
die auf das Vorhandensein eines Erdfehlers im Netz hinweist. Damit wird den Bedienern Zeit gegeben, den
Fehler zu orten und zu isolieren. Die zweite Stufe des Schutzes kann ein Auslösesignal ausgeben, wenn der
Fehlerzustand anhält.
Das Gerät bietet zwei Stufen des Nullspannungsschutzes mit unabhängigen Zeitverzögerungskenngrößen.
Stufe 1 ermöglicht die Auswahl von Ansprechkenngrößen. Sie haben die Wahl zwischen:
●
einer IDMT-Kenngröße
●
DT (Konstantzeit)
Die IDMT-Kenngröße wird durch folgende Formel definiert:
t = K/(M – 1)
Wobei:
●
K = Zeitmultiplikatoreinstellung
●
t = Ansprechzeit in Sekunden
●
M = gerechnete Restspannung (UN> Spanng-sch.N)
Dies legen Sie mithilfe der Einstellung UE>1 Funktion fest.
Stufe 1 bietet zudem eine Zeitgeber-Haltefunktion.
Stufe 2 kann nur Konstantzeit-Kenngrößen haben. Dies wird im Feld UN>2 Status festgelegt.
Das Gerät leitet die Restspannung intern aus den Dreiphasenspannungseingängen ab, die entweder von
einem Fünfschenkel-Spannungswandler oder drei Einphasenspannungswandlern kommen. Diese
Spannungswandler bieten einen Pfad für den Reststrom und infolgedessen erlauben dem Gerät, die
erforderliche Restspannung zu berechnen. Außerdem muss der primäre Sternpunkt des
P54x2NoZ-TM-DE-1
Kapitel 9 - Spannungsschutzfunktionen
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