bevor es zu 'Datenstaus' kommt. Und die meisten Midikommandos verbraten mehr
als ein Byte.
Beispiel zu Bandbreitenproblem: ein einzelnes Note On Event (='Taste runtergedrückt')
benötigt 3 Bytes, ein 4-Klang Akkord logischerweise 12 bytes, weitere 12 Bytes wenn der
Akkord wieder los gelassen wird. Ein typischer SysEx Befehl wie der SSC ihn sendet frisst - je
nach Edition - ca. 10 Bytes. Allerdings 10 Bytes für jede einzelne Parameteränderung! Einen
Knopf (dessen Drehwinkel beim SSC eine digitale Auflösung von 127 Schritten hat) am SSC
komplett von links nach rechts zu drehen bedeutet bis zu 10 * 127 = 1.270 Bytes. Eine
komplette Knopfdrehung über eine Sekunde frisst also bereits fast die Hälfte der
verfügbaren Midibandbreite eines kompletten Midibus auf. Uff.
2. Problem: Serieller Transport und Event Timing
Die simple Anzahl an Bytes ist nicht das einzige Problem, das Timing ist ebenso
kritisch, vor Allem angesichts der ungünstigen technischen Ausgangslage, daß alle
Midibytes im zeitlichen Verlauf nacheinander durch das Midikabel müssen.
Unglücklicherweise besteht Musik (wenn man sich die Haltephasen der Instrumente
wegdenkt) fast ausschliesslich aus Stille, unterbrochen durch sehr kurze, zeitlich
definierte Taktschläge, auf denen - um die Lage nun allerschlimmst zu machen - auch
noch mehrere Instrumente exakt gleichzeitig erklingen möchten.
Beispiel zu Timingproblem: Nehmen wir den einfachen Fall, daß ein Schlagzeug
(Bassdrum+HiHat), ein Bass, eine Gitarre (3 Klang spielend) und ein Piano (6 Noten Akkord)
alle Ihren Part direkt auf der '1' zu Beginn des Taktes spielen wollen. Dann haben wir 12 x 3
= 36 Midibytes die alle zur selben Zeit beim Klangerzeuger ankommen sollen. Nun müssen
in der Midiwelt alle Bytes aber hintereinander durch das Kabel reisen mit einer
Geschwindigkeit von ca. 0.3 mS/Byte was zu einer Zeitdifferenz zwischen dem ersten und
dem letzten Byte von ~12mS führt. Das ist in der Welt der Akustik schon recht viel.
Was bedeutet das nun alles? Es bedeutet, Du kannst nicht beliebig viele Daten durch
den Midibus jagen (z.B. indem Du wie wild an den SSC Knöpfen herumdrehst und
gleichzeitig Deinen Synth mit einer Menge Noten befeuerst) ohne früher oder später
mit holprigem Timing der gespielten Noten konfrontiert zu werden. Alle Datenbyte
wandern durch das Kabel wie eine Reihe Pinguine, die hintereinander eine lange
dünne Röhre hinunter watscheln. Falls mehr Befehle (oder Pinguine) durch den
Midibus wollen als der verkraftet, müssen die neuen Daten warten, bis die Älteren am
Ziel angekommen sind und Platz machen können für neue Daten. Und das führt
schlussendlich zu ungenauem Timing von Noten. Das liegt leider in der Natur der
betagten Midi Schnittstelle.
Bedienungsanleitung 'Stereoping Synth Controller'
V1.3 - 01.2015
© Stereoping Germany, Hattingen 2015