Kapitel 7 - Distanzschutz
Die Einstellungen der Widerstandsreichweite sind in Übereinstimmung mit der praktischen Anwendung im
Versorgungsunternehmen auszuwählen. Wenn keine solche Richtlinie vorhanden ist, kann folgender Ansatzpunkt
für Zone 1 verwendet werden:
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Kabel: Widerstandsreichweite = 3 x Reichweite Zone 1
Freileitungen: Widerstandsreichweite = [2,3 – 0,0045 x Leitungslänge (km)] x Reichweite Zone 1
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Leitungen, die länger als 400 km sind: 0,5 x Reichweite Zone 1
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Hinweis:
Da der Fehlerstrom bei einem Erdfehler durch Erdwiderstand von Masten, hohen spezifischen Erdbodenwiderstand und
schwache Einspeisung begrenzt werden kann, ist der Lichtbogenwiderstand oft höher als bei einem entsprechenden
Phasenfehler am gleichen Ort. Es kann unter Umständen nötig sein, die „Rn Gnd Resistive"-Einstellungen höher als die
Einstellung „Rn Ph Resistive" zu setzen. Eine Einstellung von „Rn Gnd Resistive", die dem Dreifachen von „Rn Ph
Resistive" entspricht, ist nicht ungewöhnlich.
7.4
PHASENFEHLER-WIDERSTANDSREICHWEITEN UND NEIGUNG
Der Schutz erlaubt zwei verschiedene Methoden der Neigung der Impedanzreichweitenlinie.
Automatische Anpassung des oberen Reaktanzlinienwinkels (dynamische Neigung)
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Feste Einstellung der oberen Linie, welche die dynamische Neigung (feste Neigung) übersteuert
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7.4.1
DYNAMISCHE NEIGUNG
Die Erfordernisse der dynamischen Neigung sind für lange und kurze Leitungen unterschiedlich:
Lange Leitungen
Im Falle von Anwendungen mit mittellangen und langen Leitungen, in denen quadrilaterale Distanz-Erdfehler-
Kennlinien verwendet werden, muss Zn dynam.Kippkt aktiviert sein, und der Anfangsneigungswinkel muss (gemäß
Voreinstellungen) –3° betragen. Diese Neigung kompensiert mögliche Fehler von Strom- und Spannungswandlern
sowie Leitungsdatenfehler.
Bei hohen Widerstandsfehlern während der Leistungsabgabe ist der Unterreichweitenzone 1 nur erlaubt, sich
entsprechend der Winkeldifferenz zwischen der fehlerhaften Phase und dem Gegensystemstrom Ð(Iph-I2) nach
unten zu neigen, beginnend mit dem eingestellten Winkel von –3°. Dadurch wird selbst bei schweren Lasten
(großer Lastwinkel zwischen zwei Spannungsquellen) für Stabilität der Zone 1 bei hochohmigen Fehlern jenseits
der Reichweite der Zone 1 gesorgt, sowie für ausreichend Empfindlichkeit bei hochohmigen internen Fehlern. Der
Neigungswinkel für alle anderen Zonen (die von Natur aus Übergreifzonen sind) bleibt bei –3°.
Im Falle von Leistungsbezug bleibt Zone 1 bei –3°, während allen anderen Zonen erlaubt ist, sich entsprechend der
Winkeldifferenz Ð(Iph-I2) nach oben zu neigen, beginnend ab –3°. Auf diese Weise werden die
Widerstandsreichweiten der Zone 2 und der Zone 4 vergrößert und es wird sichergestellt, dass
Selektivschutzschaltungen mit Überreichweite und Freigabe und Blockierschaltungen richtig auslösen.
Kurze Leitungen
Bei sehr kurzen Leitungen (typischerweise kürzer als 16 km) kann das Verhältnis der eingestellten
Widerstandsreichweite zur Reaktanzreichweite (R/X) leicht den Wert 10 überschreiten. Bei solchen Anwendungen
kann die geometrische Form der quadrilateralen Kennlinie so beschaffen sein, dass die obere Reaktanzlinie dicht
an der Widerstandsachse liegt oder diese sogar schneidet, wie in der folgenden Abbildung dargestellt ist:
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P543i/P545i
P54x1i-TM-DE-1