Bedienhandbuch VIRUS
Entsprechend stellt sich die Notwendigkeit, den Wirkungsbereich der Filterhüllkurve eingrenzen zu
können, und genau das leistet der Regler ENV AMOUNT (Abk. f. Envelope Amount, engl. für:
Hüllkurvenanteil). Am Linksanschlag besitzt die Filterhüllkurve keinerlei Wirkung auf die Grenzfrequenz;
dreht man den Regler weiter nach rechts, so nimmt die Wirkung der Filterhüllkurve auf die
Filterfrequenz zu. Der maximale Ausschlag der Hüllkurve kann auch außerhalb des wahrnehmbaren
Bereiches liegen, wenn nämlich das Filter bereits über den CUTOFF-Regler oder durch anderweitige
Steuerungen schon teilweise geöffnet wurde. Ist im Extremfall das Filter bereits vollkommen geöffnet,
kann selbstverständlich kein noch so hoher ENV AMOUNT eine weitere Zunahme der Filterfrequenz
bewirken.
Experimentieren Sie nun ausgiebig mit verschiedenen Einstellungen der Filterhüllkurve in Verbindung mit
ENV AMOUNT, CUTOFF und RESONANCE sowie vor allem den unterschiedlichen Filterbetriebsarten
und ziehen Sie dabei ruhig wieder unterschiedliche Einstellungen der Lautstärkehüllkurve hinzu. Sie
werden feststellen, daß bereits mit diesen wenigen Parametern eine Unzahl von Klangeinstellungen
möglich ist. Falls Sie zu assoziativem Hören neigen, werden Sie einige Einstellungen als "angeschlagen"
oder "gezupft", andere als "angerissen" und wieder andere als eher "gestrichen" oder "flächig" empfinden.
Stellen Sie nun für ein weiteres Experiment die Lautstärkehüllkurve wieder so ein, daß Sie während
gehaltener Noten einen stetigen Pegel hören und deaktivieren Sie die Filterhüllkurve, indem Sie ENV
AMOUNT auf 0 setzen. Stellen Sie nun das Filter 1 auf Tiefpaßbetrieb und senken Sie die Filterfrequenz
so weit herab, daß Sie bei Noten mittlerer Tonlage gerade eben noch ein dumpfes Signal hören.
Spielen sie nun tiefere und höhere Noten. Sie werden feststellen, daß tiefere Noten nun obertonreicher
wirken, während höhere Noten zunehmend dumpfer und leiser werden, um schließlich gänzlich
unhörbar zu werden. Möglicherweise ahnen Sie bereits die Erklärung: Durch die Abwärtstransponierung
der Töne liegen zunehmend mehr Klanganteile (sogenannte Teiltöne) des Signals unterhalb der
Filterfrequenz, während bei Aufwärtstransponierung immer mehr Teiltöne jenseits der Filterfrequenz
liegen und somit unterdrückt werden, bis schließlich auch der Grundton und damit der letzte Klanganteil
verschwindet.
Um diesen Effekt zu vermeiden - oder auch bei Bedarf zu verstärken -, besteht die Möglichkeit, die
Filterfrequenz über die Tonhöhe der Note bzw. über die Notennummer zu beeinflussen. Den Grad
dieser Beeinflussung bestimmt man durch den Regler KEY FOLLOW.
Beachten Sie bitte, daß KEY FOLLOW ein sogenannter bipolarer Parameter ist: Sein Regelbereich
erstreckt sich nicht von 0 bis zu einem Maximum (127), sondern vom negativen Maximum (-64) über 0
bis hin zum positiven Maximum (+63). Befindet sich der Regler also in Mittelstellung (0), so übt die
Tonhöhe bzw. die Tastatur keinerlei Wirkung auf die Filterfrequenz aus. Dreht man den KEY FOLLOW
allerdings nach rechts in seinen positiven Wertebereich, so wird man feststellen, daß sich das Filter bei
hohen Tönen zunehmend weiter öffnet, bei tiefen Tönen jedoch weiter schließt. Bewegt man den Regler
nach links in den negativen Bereich, so ist dieser KEY-FOLLOW-Effekt genau umgekehrt. Dieser Form der
Intensitätseingabe über einen bipolaren Parameter wird Ihnen beim Virus in Verbindung mit anderen
Modulationsquellen und -empfängern wiederbegegnen.
Experimentieren Sie nun mit verschiedenen KEY FOLLOW-Einstellungen und stimmen Sie die
Einstellungen dabei stets mit CUTOFF ab. Ziehen Sie anschließend auch die anderen Parameter hinzu,
die Sie bereits kennengelernt haben.
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