Es besteht ein klanglicher Unterschied, ob Sie die
tiefen (Stör-) Frequenzen mit dem LOW CUT Schal-
ter unterdrücken, oder ob Sie versuchen, dies ein-
fach mit dem Bassregler der Klangregelung zu be-
werkstelligen. Da die Klangregelung einen wesent-
lich breiteren Frequenzbereich bearbeitet, würden
Sie mit dem Bassregler viel zu viele Nachbarfre-
quenzen im Tiefmittenbereich bearbeiten, und der
Klang würde wesentlich ausgedünnt. Das passiert
mit dem LOW CUT Schalter nicht, da der eine viel
höhere Flankensteilheit aufweist.
ZUM UMGANG MIT DER KLANGREGE-
LUNG
Die Klangregelung in den Kanälen ist so ausgelegt,
dass Sie verschiedene Raumakustiken, Rückkopp-
lungen sowie den Allgemeinklang der PA positiv
beeinflussen können. Bei Aufnahmen hilft Ihnen
die Klangregelung, einzelne Instrumente in der Mi-
schung besser hörbar zu machen. Eine Klangreg-
lung im Kanal ist jedoch nicht in der Lage, aus einer
schlechten Lautsprecheranlage eine gute zu ma-
chen.
Beginnen Sie grundsätzlich immer mit allen Reglern
in 12-Uhr-Stellung, d.h. auf der "0" Position. Ver-
meiden Sie nach Möglichkeit extreme Anhebungen
oder Absenkungen einzelner Frequenzbereiche,
weil dadurch der Dynamikumfang einer Lautspre-
cheranlage extrem eingeschränkt wird und leicht die
Grenzen des Systems erreicht sind. Darüber hin-
aus gehen mit Extremeinstellungen der Klangregler
Phasenverschiebungen des Signals einher, die den
Gewinn eben dieser Klangverformung vollkommen
zunichte machen.
Eine Anhebung von Frequenzbereichen, also das
Bewegen der Drehregler rechts von der Mittelpositi-
on, ist – rein technisch gesprochen – eine Pegelan-
hebung. Gerade extreme Anhebungen im Bass-
bereich bringen ein Audiosystem schnell an seine
Grenzen, ohne dass Sie einen nennenswerten
Lautheitsgewinn (empfundene Lautstärke) erzielt
hätten. Für Aufnahmen gilt ähnliches – hier kommt
es schnell zur Vollaussteuerung des Aufnahmesy-
stems bzw. der Aufnahmespur.
Außerdem kann es bei starken Anhebungen ein-
zelner Frequenzbereiche zu unerwünschten Rück-
kopplungen kommen.
Überprüfen Sie daher immer wieder den Pegel im
Kanal, wenn Sie die Klangregelung verwenden
10
(konsultieren Sie das Kapitel „RICHTIG EINPE-
GELN").
Tipp: Beim sogenannten „Soundcheck", also dem
Einstellen der Anlage vor der eigentlichen Auffüh-
rung, aber auch beim Abhören einzelner Kanäle
in der Studiosituation, ist man geneigt, Bässe und
Höhen anzuheben und die Mitten abzusenken. Das
liegt darin begründet, dass unser Ohr auf Mitten-
frequenzen am stärksten reagiert (dies hat rein
biologische Gründe – unser Ohr ist optimal auf
die menschliche Stimme ausgelegt, und die spielt
sich nun einmal vornehmlich im Mittenbereich ab).
Schnell urteilt man Informationen im Mittenbereich
als „unangenehm" oder „quäkig".
Tappen Sie nicht in diese Falle. Es sind genau
diese Mittenfrequenzen, die Ihre Darbietung beson-
ders „hörbar" machen.
Der Regelumfang der Klangfilter im MU1202 bzw.
MU1202X ist sehr großzügig bemessen, weil man
das hin und wieder braucht. Aber bei Maximalstel-
lungen der Filter in jedem Kanalzug ist sehr schnell
ein matschiger Sound die Folge (das hat wieder was
mit den Phasenverschiebungen zu tun, die weiter
oben schon angesprochen wurden).
Setzen Sie die Klangregelung in Maßen ein, und
benutzen Sie sowohl Anhebungen als auch Ab-
senkungen. Wenn Sie bemerken, dass Sie häufig
drastische Einstellungen benutzen, überprüfen Sie
doch mal die Qualität der Klangquellen sowie der
verwendeten Lautsprecheranlage, stellen Sie die
Mikrofone anders auf, oder verwenden Sie für be-
stimmte Zwecke mal ein anderes. Wenn das nicht
hilft, tauschen Sie die Musiker aus...
Neben allen technischen Tricks, die ein Tontechni-
ker anwenden kann, darf nämlich nicht vergessen
werden, dass der Ton vor dem Mikrofon gemacht
wird, mit anderen Worten, eine schlechte musikali-
sche Darbietung kann auch der beste Tontechniker
mit den teuersten Geräten nicht in einen Kunstge-
nuss verwandeln.
Bitte befolgen Sie in diesem Zusammenhang unbe-
dingt die Ratschläge, die im Kapitel "Erste Schritte"
zu der richtigen Vorgehensweise beim Justieren
des Pegels gemacht werden. Sie haben enormen
Einfluss auf das klangliche Ergebnis, auch auf die
Gefahr bzw. die Unterdrückung von Rückkopplun-
gen!
MU1202/MU1202X