5.5 FLEXLOGIC
Schutzgeräte früherer Bauart besaßen nur eingeschränkte Logiken. Vom Standard abweichende Anwendungsfälle mit Ein-
bindung von Verriegelungen, Blockaden und Überwachungsfunktionen mussten mit Digitaleingängen und Ausgangs-
kontakten fest verdrahtet werden. FlexLogic minimiert den Bedarf an Hilfskomponenten und Verdrahtung und ermöglicht
zugleich komplexere Funktionen.
Die Logik, die die Beeinflussung von Eingängen, Funktionen und Ausgängen bestimmt, ist mit sequenziell abgearbeiteten
logischen Gleichungen vor Ort programmierbar. Die Nutzung von virtuellen Eingängen und Ausgängen als Ergänzung zur
realen Hardware ist sowohl intern als auch – über die Kommunikationsschnittstellen – für andere Geräte möglich (verteilte
FlexLogic).
FlexLogic ermöglicht dem Anwender eine Anpassung des Geräts mittels einer Abfolge von Gleichungen, die aus Operato-
ren und Operanden bestehen. Die Operanden sind die Zustände von Eingängen, Funktionen und Ausgängen. Die Opera-
toren sind logische Gatter, Timer und Verriegelungen (mit Setz- und Rücksetzeingängen). Die Anordnung sequenzieller
Operationen ermöglicht die Kombination verschiedener Operanden mittels Operatoren zur Schaffung eines Ausgangsi-
gnals. Der Ausgang einer Gleichung ist ein als virtueller Ausgang bezeichnetes nummeriertes Register. Virtuelle Ausgänge
können als Eingangsoperanden für jede beliebige Gleichungen zur Verriegelung oder für andere Rückmeldungen verwen-
det werden, einschließlich in der Gleichung, die den Ausgang erzeugt hat.
Eine FlexLogic-Gleichung besteht aus Parametern, bei denen es sich entweder um Operanden oder um Operatoren han-
delt. Operanden besitzen einen logischen Zustand von „1" oder „0". Operatoren führen eine festgelegte Funktion aus, bei-
spielsweise als UND-Verknüpfung oder Timer. Jede Gleichung definiert die für das Setzen des Flags eines virtuellen
Ausgangs zu verwendende Kombination von Parametern. Die Auswertung einer Gleichung resultiert entweder in logisch
„1" (= EIN, d. h. gesetztes Flag) oder logisch „0" (= AUS, d. h. nicht gesetztes Flag). Jede Gleichung wird in jeder Zykluszeit
mindestens viermal ausgewertet.
Manche Arten von Operanden liegen im Gerät in mehreren Instanzen vor, zum Beispiel Digitaleingänge und entfernte Ein-
gänge. Diese Operandenarten werden in der Bedienfrontanzeige zu Gruppen zusammengestellt (nur für Darstel-
lungszwecke). Die nachstehende Tabelle führt die Kennlinien der verschiedenen Operandenarten auf.
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Tabelle 5–15: T35 FLEXLOGIC-OPERANDENARTEN (Tabelle 1 von 2)
OPERANDENART
Digitaleingang
Ausgangskontakt
(nur Schließerkontakt)
Direkteingang
Funktion
(Analog)
Funktion
(Digitalzähler)
Vorgabewert
5-134
STATUS
FORMAT (BEISPIEL)
Ein
CONT IP On
Aus
CONT IP OFF
Strom EIN
CONT OP 1 EIN
Spannung Ein
CONT OP 1 EIN
Spannung Aus
CONT OP 1 VAUS
EIN
DIRECT INPUT 1 On
Anregung
PHASE TOC1 PKP
Rückfall
PHASE TOC1 DPO
Aktiv
PHASE TOC1 OP
Blockade
PHASE TOC1 BLK
Größer als
ZÄHLER 1 HI
Gleich
ZÄHLER 1 EQL
Kleiner als
ZÄHLER 1 LO
EIN
EIN
Aus
Aus
T35 Transformatorschutz
CHARAKTERISTIKA
[EINGANG IST 1 (= EIN), WENN ...]
Derzeit liegt Spannung an dem Digitaleingang an bzw.
der externe Kontakt ist geschlossen.
Derzeit liegt keine Spannung an dem Digitaleingang
an bzw. der externe Kontakt ist geöffnet.
Durch den Kontakt fließt Strom.
An dem Kontakt liegt Spannung an.
An dem Kontakt liegt keine Spannung an.
Der Direkteingang befindet sich derzeit im Status EIN.
Der getestete Parameter befindet sich derzeit oberhalb
der Anregeschwelle einer Funktion, die auf ansteigende
Werte anspricht, bzw. unterhalb der Anregeschwelle
einer Funktion, die auf abfallende Werte anspricht.
Dieser Operand ist das logisch Inverse zum zuvor
vorgestellten Anrege-Operanden.
Der getestete Parameter lag für die programmierte
Verzögerungszeit oberhalb bzw. unterhalb der
Anregeschwelle der Funktion, oder er besaß den
Status logisch „1" und besitzt nun den Status logisch „0",
wobei jedoch der Rückfalltimer noch nicht abgelaufen ist.
Der Ausgang des Vergleichers ist auf die Funktion
„Blockade" eingestellt.
Die Anzahl der gezählten Impulse liegt über
dem voreingestellten Wert.
Die Anzahl der gezählten Impulse entspricht
dem voreingestellten Wert.
Die Anzahl der gezählten Impulse liegt unter
dem voreingestellten Wert.
Logisch „1"
Logisch „0"
5 EINSTELLUNGEN
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