6. Schweißen für Anfänger
Sie haben noch nie eine Schweißung durchgeführt, möchten dies
aber gerne einmal tun - kein Problem - in diesem Kapitel wird Ihnen
jeder Handgriff schrittweise erklärt.
Vergessen Sie jedoch niemals:
Schweißen ist gefährlich und kann bei unsachgemäßer Anwen-
dung schwere Verletzungen hervorrufen! Wir übernehmen aus-
drücklich keine Haftung für die in diesem Kapitel beschriebenen
Tätigkeiten und daraus evtl. resultierenden Verletzungen oder
Beschädigungen! Stellen Sie sicher, dass Sie die vorangegan-
genen Kapitel gelesen und vollinhaltlich verstanden haben. Im
speziellen Kapitel 1 - Sicherheitshinweise.
6.1. Was wird gebraucht
Der Einfachkeit halber wird die erste Schweißung eine MMA (Hande-
lektroden) Schweißung sein. Sie werden auf einer Platte mittig eine
„unnötige" Schweißnaht setzen (das nennt man Auftragsschweißen).
Folgende Komponenten werden benötigt:
➪ Schweißerhelm mit Schutzglas (eine Sonnenbrille ist NICHT ausrei-
chend!), Gehörschutz, Schweißerhandschuhe, Lederschürze
➪ Schweißgerät (tauglich für MMA Handelektroden), Elektrodenhal-
ter und Werkstückklemme
➪ Einige rutilumhüllte Stabelektroden RC3, Ø3,2mm
➪ 2 Baustahlplatten unlegiert, nicht gehärtet (das nennt man Weich-
stahl). Die Stärke sollte in etwa 5-8mm sein. Die Abmessungen sind
eigentlich egal, jedoch sollten die Platten nicht kleiner als 20x30cm
sein.
➪ Einen geschützten, windstillen Arbeitsplatz an dem Sie niemanden
(auch nicht sich selbst) gefährden.
6.2. Was ist Schweißen eigentlich
Unter Schweißen versteht man die Vereinigung von Grundwerkstof-
fen unter Anwendung von Wärme, mit oder ohne Druck bzw. mit oder
ohne Schweißzusatzwerkstoff.
Durch die Vereinigung ergibt sich ein kontinuierlicher innerer Auf-
bau der verbundenen Metalle. Das Ergebnis des Schweißens ist die
Schweißnaht. Schweißverbindungen können somit eine ideale Ver-
bindung von Stahlbauteilen sein, da die Kräfte unmittelbar, das heißt
ohne weitere Stoßbauteile, übertragen werden.
6.2.1 Elektrodenschweißen (MMA / E-Hand)
Stahlkern und Umhüllung der Stabelektrode gehen beim MMA (E-
Hand)-Schweißprozess durch die Wärme des Lichtbogens in Schmel-
ze und Gas über. Gleichzeitig wird ein Teil des Grundmaterials aufge-
schmolzen. Die abgekühlte Stahlschmelze wird zur Schweißnaht, die
abgekühlte Schmelze der Umhüllung zur Schlacke.
Vorteile
Einfache Handhabung,
geringe Einrichtungskosten
Breites Anwendungsgebiet durch
beliebige Schweißposition
Auch für Zwangspositionen
sicher einsetzbar.
Das Schweißverhalten und Nahtaussehen werden maßgeblich von
der Umhüllung bestimmt. Verwendung finden rutilumhüllte und ba-
sische Stabelektroden.
Rutilumhüllte Elektroden haben einen feintropfigen Werkstoffüber-
gang und führen zu feinschuppigen, glatten und flachen Nähten. Sie
sind sowohl an Gleichstrom als auch an Wechselstrom verschweiß-
bar. Die Schlacke lässt sich leicht entfernen, zum Teil ist sie selbstlö-
send.
Wegen der besseren Schweißeigenschaften werden wesentlich mehr
rutilumhüllte Stabelektroden verarbeitet als die nachfolgend be-
schriebenen mit basischer Hülle.
Basisch umhüllte Elektroden sind ausschließlich mit Gleichstrom
(Elektrode am Pluspol) verschweißbar. Wegen des gröberen Trop-
fenüberganges lassen sie sich gut in Zwangspositionen schweißen.
Aufgrund ihrer guten Spaltüberbrückbarkeit werden sie häufig für
Wurzelnähte eingesetzt. Im Vergleich zu den rutilumhüllten Stabelek-
troden ist hier die Naht grobschuppiger und die Schlacke vergleichs-
weise schlechter zu entfernen. Bei beiden Hüllentypen ist mit mög-
lichst kurzem Lichtbogen zu arbeiten.
DE
Nachteile
Immer erneutes Ansetzen beim
Wechseln der Elektrode
(Kerben, Aufhärtungen)
Geringe Effizienz (Erzeugung
Schweißgut je Zeiteinheit)
Große Erfahrung des Schweißers
notwendig
Feuchtigkeit in der Elektrodenumhüllung kann Schweißverhalten und
Schlackenabgang verschlechtern sowie zu offenen Poren und bei
empfindlichen Stählen (z.B. Feinkornstähle, nichtrostende ferritische
Stähle) zu Kaltrissen führen. Basisch umhüllte hochlegierte Stabelek-
troden sind weniger porenempfindlich als rutilumhüllte.
6.2.2. Basis-Richtwerte MMA Schweißstrom
Ø Elektrode
Schweißstrom (=+)
[ mm]
[ A ]
2,5
70 - 100
3,2
110 - 160
4,0
170 - 220
5,0
230 - 280
6.3. Übungsvorbereitung
➪ Entfernen Sie alle „Stolperfallen" aus Ihrem Arbeitsbereich und
stellen Sie sicher, daß während des Schweißvorgangs kein Gegen-
stand in den Arbeitsbereich fallen kann.
➪ Stellen Sie sicher, daß keine anderen Personen während des
Schweißvorgangs gefährdet werden können.
Das Werkstück:
➪ Reinigen Sie die Oberfläche. Entfernen Sie Schmutz, Staub, Fett,
Altlacke, o.ä.
➪ Das Werkstück flach auf eine passende, nicht brennbare Unterlage
legen.
➪ Stellen Sie sicher, dass der Hauptschalter des Schweißgerätes aus-
geschalten ist!
➪ Schließen Sie den Gerätestecker der Werkstückklemme am (-) POL
des Schweißgerätes an.
➪ Klemmen Sie die Werkstückklemme an der Metallplatte (Ihrem
Werkstück) an.
Achten Sie auf einen guten elektrischen Kontakt mit dem Werk-
stück.
➪ Schließen Sie den Gerätestecker des Elektrodenhalters an den (+)
POL des Schweißgerätes an. Nicht vergessen - der Hauptschalter
bleibt ausgeschaltet!
➪ Klemmen Sie die 3,2mm Elektrode in den Elektrodenhalter ein.
Ihr Arbeitsplatz:
➪ Sie sollten die meisten Schweißtätigkeiten nach Möglichkeit im Sit-
zen ausführen. In einer verspannten (z.B. gebückten) Position zu
Schweißen ist niemals zu empfehlen - schon gar nicht für Anfänger.
➪ Legen Sie das Werkstück so vor sich, daß sie die Schweißnaht quer
führen können (z.B. von links nach rechts). Keinesfalls sollte die
Naht von Ihnen weg oder zu Ihnen verlaufen.
➪ Ziehen Sie sich die Schutzkleidung an. Lederschürze, Gehörschutz,
Schweißerhelm mit Schutzglas, Schweißerhandschuhe. Kontrollie-
ren Sie, daß alle Hautstellen bedeckt sind.
Trockenübung:
➪ Setzen Sie sich an Ihren Arbeitsplatz.
Nicht vergessen - der Hauptschalter des Schweißgerätes bleibt
vorerst ausgeschaltet!
➪ Nehmen Sie den Elektrodenhalter samt Elektrode und proben Sie
die Durchführung einer Quer-Schweißnaht.
Dabei sollten Sie darauf achten, ob Sie während der Querbewe-
gung irgend etwas behindert oder stört (z.B. ein Hängenbleiben
des Elektrodenkabels o.ä.)
6.3.1. Hinweise zur Werkstück Vor-/Nachbereitung
Bei den meisten Stahlarten hängt das Schweißergebnis wesentlich
von der Nahtvorbereitung ab. Eine der wichtigsten Voraussetzungen
ist die Sauberkeit der Schweißnahtkanten. Diese müssen nicht nur
metallisch blank, d.h. frei von Oxiden und Zunder sein, sondern dürfen
auch keine Verunreinigungen durch Fette, Öle oder andere organi-
sche Stoffe aufweisen, die zu Aufkohlungen und Einschlüssen in den
Schweißnähten führen können. Am besten nach der Reinigung die
Nahtstellen mit einem passenden Entfettungsmittel behandeln.
Am Ende jeder Schweißarbeit müssen die Schlacken entfernt
werden!
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