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Die Geschichte Des Step-Sequenzers; Weniger Ist Anders Oder Warum Einen Step-Sequenzer Benutzen; Grundlagen Des Analog Sequenzers; Wie Mache Ich Mehr Aus Acht Tönen - DOEPFER Dark time Bedienungsanleitung

Inhaltsverzeichnis

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Dark time
4. Grundlagen des Step-Sequenzers
Es ist nicht ausgeschlossen, dass Step-Sequenzer für Sie noch Neuland sind. Um die musikalischen Aus-
drucksmöglichkeiten, die eine solche Maschine – oder sagen wir besser, ein solches Instrument – bietet,
optimal ausschöpfen zu können, wollen wir die Herangehensweise an diese hochinteressante Gerätegat-
tung sowie ihre technischen Grundlagen ein wenig beleuchten. Falls Sie auf diesem Gebiet Experte sein
sollten, ist die Lektüre des folgenden Abschnitts für Sie nicht unbedingt Pflichtprogramm, aber möglicher-
weise dennoch recht unterhaltsam. Also – bitte weiterlesen...

4.1. Die Geschichte des Step-Sequenzers

Schon im achtzehnten Jahrhundert bemühten sich zumeist Uhrmacher und Instrumentenbauer um die
automatische Erzeugung von Tonfolgen. Die damals entstandenen, mit Walzen und Metallzungen ausge-
statteten Spieluhren könnte man als Urväter des Sequnzers bezeichnen. Selbstverständlich war eine Ände-
rung der bestehenden Tonfolge gar nicht, oder nur mit Mühe möglich. Eine Einflussnahme auf die Tonfolge
während des Spiels war vollkommen ausgeschlossen.
Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts hielt die Elektronik Einzug in die
Klangerzeugung. Die aufwändige Technik blieb jedoch zunächst fast aus-
schließlich Hochschulen und Rundfunkanstalten vorbehalten.
Als Robert Moog und Don Buchla, fast zeitgleich aber unabhängig vonei-
nender, mitte der sechziger Jahre das System der spannungsgesteuerten
Synthesizer-Module entwickelten, änderte sich die Situation: Sämtliche
wichtigen musikalischen Parameter wie Tonhöhe, Klangfarbe und Laut-
stärke ließen sich nun mittels einer überschaubaren Anzahl von Funktio-
nen beschreiben. Zu ihrer Steuerung benötigte man einfach eine handvoll
Gleichspannungen. Die Verwirklichung des lange gehegten Traumes vom
"automatischen Instruments" drängte sich unter diesen Voraussetzungen
nun fast auf. Man benötigte dazu nun lediglich ein Gerät, welches nach-
einander eine Reihe, also eine "Sequenz", von Steuerspannungsschritten
lieferte um damit Notenfolgen zu erzeugen und wiederzugeben.
Der Analog- bzw. Step-Sequenzer war geboren.

4.2. Weniger ist anders oder warum einen Step-Sequenzer benutzen?

Selbstverständlich wissen wir alle, das die Digitalisierung von Spieldaten heute vollkommen problemlos das
Speichern und Wiedergeben ganzer Musikstücke – von Popsong bis zu Symphonie – ermöglicht. Sogar
das Spiel eines qualifizierten Pianisten lässt sich über ein geeignetes Keyboard im (Software)-Sequenzer
aufzeichnen und mittels Computer wiedergeben. Warum also interessiert uns ein solch anchronistisches
Instrument, welches gerade einmal 16 Töne speichert, die mit Hilfe von Drehreglern eingegeben werden?
Ganz einfach: Weite und höchst interessante Bereiche der elektronischen Musik werden nach wie vor vom
typisch minimalistischen Sound der 8- oder 16-Ton-Sequenzen geprägt – seien es Reminiszenzen an die
ersten Gehversuche der "kosmischen Kurriere" in den frühen siebziger Jahren, an den repetitiven "Roboter-
Sound" der Prä-Techno Ära, an die Acid-Tracks der 90er oder die Minimal-Techno Produktionen dieser
Tage. Als immer wiederkehrendes, alle musikalischen Moden und Genres vereinendes, ständig aktuelles
und absolut essentielles Stilmittel der Synthesizer-Musik hat sich der repetitive Sound der Step-Sequenzer
etabliert. Er lebt von der Beschränkung auf wenige Töne, der ständigen Wiederkehr, dem hypnotischen
Effekt, welcher dieser Musik seit jeher innewohnt. Somit ist der Analog-Sequenzer, in all seiner vermeintli-
chen technischen Beschränkung, heute so aktuell wie zu Zeiten seiner Erfindung.
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4.2.1. Wie mache ich mehr aus acht Tönen?
Grundsätzlich sollte man sich bei der Arbeit mit einem Analog-Sequenzer frei von herkömmlichen Gewohn-
heiten des Songwritings oder der Melodiefindung machen: Der Analog-Sequenzer lädt buchstäblich zum
Anfassen und Experimentieren ein. Der zunächst vielleicht etwas abstrakt und technisch wirkende Zugang
jenseits von Tasten und Noten entwickelt schnell seine eigene Qualitäten und – hier eröffnet sich das Ent-
scheidende – er liefert musikalische Ergebnisse, die man bei der Arbeit mit Tastatur und Notenblatt oder
Software vermutlich gar nicht, oder nur sehr schwer hätte erzielen können. Das typisch repetitive Element,
die minimalen Veränderungen, die Gleichgewichtung von Melodie und Sound stellt sich beim Analog-Se-
quenzer fast von selbst ein.
Wobei wir bei einem weiteren entscheidenden Punkt angekommen sind: Die "technische" und vermeintlich
eher "unmusikalische" Oberfläche des Analog-Sequenzers bietet "per Hand" direkten Zugriff auf jeden Step
der Sequenz. Zudem können Sie mit den Funktionen, wie sie Dark Time bietet, den Ablauf der Sequenz
buchstäblich mit einem Handgriff vollkommen verändern. Die Status-Schalter der Steps, die Schalter für
Laufrichtung und Transponierung ermöglichen das intuitive "Spiel" mit den Steps, den Tönen der Sequenz
und damit den musikalischen Elementen Ihrer Komposition – ohne umständliche Menüs und Editoren, ohne
Maus und Tastatur.
Eine gelungene Sequenz können Sie schließlich via MIDI in ihren Software-Sequenzer überspielen (oder
als Audiofile aufnehmen) und dort als Teil einer umfangreicheren Komposition weiter verwenden. Dark Time
selbst wird in diesem Moment frei für neue Aufgaben.
Ein ebenfals sehr interessanter Aspekt – wie zuvor schon erwähnt – ist die Tatsache, dass Sie mit Hilfe
Ihres Analog-Sequenzers nicht nur Tonhöhen, sondern natürlich auch Klangparameter eines angeschlos-
senen Synthesizers steuern können. Verändern Sie anstelle der Tonhöhe einfach die Cutoff-Frequenz des
Filters... Hier bietet sich die Benutzung des "Range" Schalters an (s. Seite 12).
Dark Time bietet die Möglichkeit, zwei Reihen zu je acht Steps parallel erzeugen zu können. Somit stehen
Ihnen zwei steuerbare Klangparameter gleichzeitig zur Verfügung, etwa Tonhöhe und Filter-Cutoff. Lassen
Sie nun beide Reihen entgegengesetzt oder zufällig gesteuert (Random) laufen, spielen Sie mit der Jump-
Funktion. Der Step-Squenzer wird zur rhythmischen Soundmaschine! Lassen Sie sich von den Ergebnis-
sen überraschen.

4.2.2. Melodien im Analog-Sequenzer eingeben

Selbstverständlich können Sie auch tonale Melodien in einem Analog-Sequenzer wie Dark Time eingeben.
Sie müssen nur ein paar konzeptionelle Unterschiede zum Umgang mit einer Tastatur im Hinterkopf behal-
ten. An dieser Stelle wollen wir eine paar grundsätzliche Betrachtungen über die Art der Tonhöheneingabe
bei einem analogen Step-Sequenzer einschieben. Sie stehen in direktem Bezug zu Dark Times entspre-
chenden Bedienelementen.
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