6.4. Schweißübungen
6.4.1. Die erste Schweißung
Anfänglich werden Sie einige Schwierigkeiten beim Zünden der Elek-
trode haben. Vermutlich wird die Elektrode „picken" bleiben. Das liegt
daran, daß das Timing zwischen Berühren des Werkstücks zwecks
Zünden und das darauf folgende Entfernen der Elektrode vom Werk-
stück nicht stimmt. Die meisten Anfänger berühren das Werkstück zu
hart und ziehen die Elektrode viel zu spät weg. Dies fällt umso stärker
auf, je niedriger die Schweißstromstärke eingestellt ist.
Ein Tipp: Versuchen Sie eine ähnliche Bewegung wie beim An-
zünden eines Streichholzes.
Das zweite Problem, welches vermutlich auftreten wird, ist, daß der
Lichtbogen öfters erlischt. Dies liegt daran, daß Sie die Elektrode zu
weit vom Werkstück entfernen. Der Abstand sollte 1,6-3,2mm betra-
gen. Sie dürfen sich aber nicht vorstellen, daß Schweißer mit der
Schiebelehre stetig den Abstand messen. Den korrekten Abstand
HÖRT man am Geräusch des Lichtbogens. Es ist ein gleichmäßiges,
ruhiges Geräusch. Egal ob zu nah oder zu weit entfernt ändert sich
dieses Geräusch. Nebenbei sieht man einen falschen Abstand auch
an einer ungleichmäßigen Schweißnaht.
Das dritte Problem, welches auftreten wird ist, daß Sie ein Gefühl für
die Vorwärtsbewegung der Elektrode bekommen müssen. Nach der
Zündung sollte die Elektrode 20° geneigt gehalten werden. Sie müs-
sen die Elektrode so schnell vorwärts bewegen, wie der Werkstoff
aufschmilzt. Das Schweißbild sollte Schuppenartig sein.
Bewegen Sie die Elektrode zu schnell ist die Schweißnaht zu sch-
mal und es entstehen einzelne Punktschweißungen. Bewegen Sie die
Elektrode zu langsam wird die Schweißnaht zu breit und zu hoch.
➪ Schutzbekleidung muss angezogen, Helm und Augenschutz muss
aufgesetzt sein!
➪ Nehmen Sie den Elektrodenhalter zur Hand und stellen Sie sicher,
dass die Elektrode nichts berührt bzw. legen Sie den Elektrodenhal-
ter isoliert ab.
➪ Schalten Sie den Hauptschalter des Schweißgerätes ein und stellen
Sie den Schweißstrom auf 120 Ampere.
➪ Setzen Sie sich an Ihren Arbeitsplatz.
➪ Wie in obiger Abbildung gezeigt, führen Sie Ihre erste Schweißung
durch - oder Ihre ersten Schweißungen. Üben Sie, bis Sie ein Gefühl
für Zündung, Elektrodenabstand und Vorschub bekommen haben.
➪ Sobald Sie genug geübt haben, legen Sie den Elektrodenhalter iso-
liert ab und schalten Sie den Hauptschalter aus.
6.4.2. Die zweite Schweißübung
Das Reinigen des Werkstückes, Anlegen der Schutzkleidung,
Ein-/Ausschalten des Gerätes sowie das Ablegen der Elektrode
wird hier nicht mehr gesondert angeführt! Bitte beachten Sie die
angeführten Schritte in 6.3. und 6.4.1.
Nachdem Sie einige Erfahrung im Umgang mit der Elektrode gesam-
melt haben, besteht die zweite Übung darin 2 Platten auf Stoß mitein-
ander zu verschweißen - dazu sagt man: „I-Stoß in Wannenposition".
➪ Nehmen Sie 2 gleich große Metallplatten (nicht legiert oder gehär-
tet, Stärke ca.5mm) und legen Sie diese in einem Abstand von ca.
2mm auf den Arbeitsplatz.
Sollten Sie nur Metallplatten mit einer Stärke >6mm zur Hand ha-
ben, müssen die Stoßkanten so angeschliffen werden, daß sich
ein Öffnungswinkel von 70-90° ergibt. Dies gewährleistet, daß
die Einbrandtiefe groß genug ist.
< 6 mm
~2 mm
DE
ca.20°
1,6-3,2 mm
70-90°
>6 mm
~2 mm
➪ Verwenden Sie wieder eine RC3 Elektrode, Ø3,2mm
➪ Setzen Sie an beiden Kanten kurze Schweißpunkte um die Platten
zu fixieren. Dieses Heften hat weiters den Vorteil, daß die Platten
während des Abkühlvorgangs nicht aus der Form geraten - aber
dazu später.
20-30°
Heftpunkt
➪ Schweißen Sie im Anschluss den Verbindungsstoß an der Obersei-
te. Sie werden im Gegensatz zur ersten Übung eine Veränderung
in der Handhabung feststellen. Die Vorwärtsbewegung muss wie-
der so erfolgen, daß die Geschwindigkeit dem Aufschmelzvorgang
entspricht. Reduzieren Sie die Geschwindigkeit keinesfalls so weit,
dass sich die entstehende Schlacke vor den Lichtbogen legt.
Bei dicken Platten werden Sie feststellen, daß bei korrektem
Vorschub die Nut nicht vollständig aufgefüllt wird. Es muss eine
zweite Schweißung über die erste Naht gesetzt werden. Dazu
muss die Schlacke mit einer Drahtbürste entfernt werden - im
Anschluss kann die zweite Naht darüber gesetzt werden - und
so weiter. Als Faustregel gilt, daß die Schweißnahtbreite nicht
größer als 3x Elektrodendurchmesser sein sollte. In unserem
Übungsbeispiel also ca. 10mm. In der Abbildung unten sieht man
den Beispielhaften Aufbau einer Mehrlagenschweißung.
8
6
4
➪ Sobald die Obernaht fertig ist, drehen Sie das Werkstück um, ent-
fernen an der Unterseite ebenfalls die Schlacke und führen die ab-
schließende Schweißnaht an der Unterseite aus.
➪ Abschließend entfernen Sie beidseitig die Schlacke.
Elektrode
Heftpunkt
9
7
5
3
2
1
10. Abschlußschweißung
an der Unterseite
7