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Anwendungsbereiche; Schutzfunktionen; Steuerungsfunktionen - Siemens SIPROTEC 4 7SD80 Handbuch

Inhaltsverzeichnis

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1.2

Anwendungsbereiche

Der digitale Leitungsdifferentialschutz SIPROTEC 4 7SD80 ist ein selektiver Kurzschlussschutz für ein- und
mehrseitig gespeiste Freileitungen und Kabel in radialen, ringförmigen oder beliebig vermaschten Netzen
beliebiger Spannungsebenen. Der Vergleich der Messdaten erfolgt für jede Phase getrennt.
Ein wesentlicher Vorzug des Differentialschutzprinzips besteht darin, dass für alle Kurzschlüsse an jeder belie-
bigen Stelle des ganzen Schutzbereiches ohne Verzögerung eine Abschaltung veranlasst wird. Die Strom-
wandler grenzen den Schutzbereich an den Enden gegen das übrige Netz ab. Diese scharfe Abgrenzung ist der
Grund für die dem Vergleichsschutzprinzip eigene ideale Selektivität.
Das Differentialschutzsystem benötigt an jedem Ende des zu schützenden Bereichs ein Gerät 7SD80 sowie
einen Satz Stromwandler. Spannungswandler sind für die Differentialschutzfunktionen im 7SD80 nicht erfor-
derlich, stehen aber für die Erfassung und Anzeige von Messwerten (Spannungen, Leistung, Leistungsfaktor)
oder bei Verwendung einer gerichteten Überstromzeitschutz-Stufe zur Verfügung.
Die Geräte an den Enden des zu schützenden Bereiches tauschen ihre Messinformationen mittels Wirkschnitt-
stellen über Kommunikationsverbindungen (Lichtwellenleiter oder Kupferleitungen) aus.
Da eine fehlerfreie Datenübertragung Voraussetzung für das ordnungsgemäße Arbeiten des Schutzes ist, wird
diese dauernd intern überwacht.

Schutzfunktionen

Die Basisfunktion ist die Erkennung von Kurzschlüssen oder Erdschlüssen – auch stromschwachen bzw. hoch-
ohmigen – im zu schützenden Bereich. Auch komplexe mehrphasige Fehler werden richtig erkannt, da die
Messgrößen phasengetrennt ausgewertet werden. Der Schutz ist gegen Einschaltströme (Rush) von Leistungs-
transformatoren stabilisiert. Bei Zuschalten einer Leitung auf einen Fehler kann ein unverzögertes Auslöse-
signal abgegeben werden. Der Leitungsdifferentialschutz 7SD80 hat die integrierten Differantialschutzfunkti-
onen Phasenvergleichsschutz und Erdfehlerdifferentailschutz. Beide Differentialschutzfunktionen arbeiten
unabhängig voneinander.
Bei Ausfall der Kommunikation können die Geräte selbsttätig auf Notbetrieb mit einem integrierten Über-
stromzeitschutz umschalten, bis eine Kommunikation wieder möglich ist. Der Überstromzeitschutz hat zwei
stromunabhängige (UMZ-) Stufen und eine stromabhängige (AMZ-) Stufe.Beide Stufen arbeiten gerichtet oder
ungerichtet. Darüberhinaus verfügt das Gerät über eine dritte stromunabhängige (UMZ-) Stufe, die immer
ungerichtet arbeitet.
Für die AMZ-Stufen steht eine Reihe von Kennlinien verschiedener Standards zur Verfügung.
Alternativ kann der Überstromzeitschutz als Reserve-Überstromzeitschutz eingesetzt werden, d.h. er arbeitet
unabhängig und parallel zum Differentialschutz an jedem Ende.
Die Kommunikationsverbindung kann zur Übertragung weiterer Informationen genutzt werden. Außer Mess-
größen können binäre Informationen übertragen werden.
Alle Schutzfunktionen im 7SD80 lösen immer 3-polig aus. Sie können mit einer integrierten Wiedereinschalt-
automatik (wahlweise) zusammenarbeiten. Mit der Wiedereinschaltautomatik sind bei Freileitungen 3-polige
Kurzunterbrechung mit 2 Wiedereinschaltversuchen möglich.
Der thermischer Überlastschutz schützt Kabel und Leistungstransformatoren vor unzulässiger Erwärmung
durch Überlastung.
Weiterhin sind ein zweistufiger Über- und Unterspannungsschutz und ein vierstufiger Frequenzschutz
einsetzbar. Ein Leistungsschalterversagerschutz überwacht die Reaktion des Leistungsschalters nach einem
Auslösekommando.

Steuerungsfunktionen

Das Gerät ist mit einer Steuerungsfunktion ausgerüstet, mit deren Hilfe das Ein- und Ausschalten von Schalt-
geräten über Bedientasten, über Port B, über Binäreingaben und mittels PC und Bedienprogramm DIGSI über
die Frontschnittstelle ermöglicht wird.
Über Hilfskontakte der Schalter und Binäreingänge des Gerätes erfolgen Rückmeldungen der Schaltzustände.
Damit können am Gerät die aktuellen Schaltzustände ausgelesen und für Plausibilitätsüberwachungen und
Verriegelungen benutzt werden. Die Anzahl der zu schaltenden Betriebsmittel ist allein durch die im Gerät
verfügbaren bzw. für die Schalterstellungsrückmeldungen rangierten Binärein- und -ausgänge begrenzt. Je
Betriebsmittel können dabei ein (Einzelmeldung) oder zwei Binäreingänge (Doppelmeldung) eingesetzt
werden. Die Freigabe zum Schalten kann durch entsprechende Vorgaben für die Schalthoheit (Fern oder
SIPROTEC 4, 7SD80, Handbuch
E50417-G1100-C474-A2, Ausgabe 02.2018
Einführung
1.2 Anwendungsbereiche
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