Im digitalen Schleifentest entsteht deshalb ein negativer Offset von ungefähr 2 ms. Da dieser
Anwendungsfall aber äusserst selten ist, und sich im Zweifelsfall der Offset manuell korrigieren
lässt, stellt dies kein Problem dar. Zudem kommt auch bei Nutzung der digitalen I/Os im Nor-
malfall irgendwo eine AD- und DA-Wandlung ins Spiel (kein Ton ohne DA-Wandlung...).
Hinweis: Cubase und Nuendo zeigen die vom Treiber gemeldeten Latenzwerte für Aufnahme
und Wiedergabe getrennt an. Während diese bei unseren digitalen Karten genau der Puffer-
grösse entsprechen (z.B. 3 ms bei 128 Samples), wird bei der HDSP 9632 jeweils knapp eine
Millisekunde mehr angezeigt – die für die AD/DA-Wandlung benötigte Zeit.
Core Audios Safety Offset
Unter OS X muss jedes Audiointerface einen sogenannten Satety Offset benutzen, sonst kann
mit Core Audio nicht störfrei gearbeitet werden. Das HDSP 9632 benutzt einen Safety Offset
von 32 Samples. Dieser Offset wird dem System mitgeteilt, und die jeweilige Applikation kann
daraus eine Gesamtlatenz von Puffergrösse plus AD/DA Offset plus Safety Offset für die aktuel-
le Samplefrequenz errechnen, und dem Anwender mitteilen.
33.3 DS - Double Speed
Nach Aktivierung des Double Speed Modus arbeitet die HDSP 9632 mit doppelter Samplefre-
quenz. Die interne Clock 44.1 kHz wird zu 88.2 kHz, 48 kHz zu 96 kHz. Die interne Auflösung
beträgt weiterhin 24 Bit.
Samplefrequenzen oberhalb 48 kHz waren nicht immer selbstverständlich – und konnten sich
wegen des alles dominierenden CD-Formates (44.1 kHz) bis heute nicht auf breiter Ebene
durchsetzen. Vor 1998 gab es überhaupt keine Receiver/Transmitter-Schaltkreise, welche mehr
als 48 kHz empfangen oder senden konnten. Daher wurde zu einem Workaround gegriffen:
statt zwei Kanälen überträgt eine AES-Leitung nur noch einen Kanal, dessen gerade und unge-
rade Samples auf die ursprünglichen Kanäle Links/Rechts verteilt werden. Damit ergibt sich die
doppelte Datenmenge, also auch doppelte Samplefrequenz. Zur Übertragung eines Stereo-
Signales sind demzufolge zwei AES/EBU-Anschlüsse erforderlich.
Diese Methode der Übertragung wird in der professionellen Studiowelt als Double Wire be-
zeichnet, und ist unter dem Namen S/MUX (Abkürzung für Sample Multiplexing) auch in Zu-
sammenhang mit der ADAT-Schnittstelle bekannt. Die AES3 Spezifikation benutzt die unge-
bräuchliche Bezeichnung Single channel double sampling frequency mode.
Erst im Februar 1998 lieferte Crystal die ersten 'Single Wire' Receiver/Transmitter, die auch mit
doppelter Samplefrequenz arbeiteten. Damit konnten nun auch über nur einen AES/EBU An-
schluss zwei Kanäle mit je 96 kHz übertragen werden.
Doch Double Wire ist deswegen noch lange nicht tot. Zum einen gibt es nach wie vor viele Ge-
räte, die nicht mehr als 48 kHz beherrschen, z.B. digitale Bandmaschinen. Aber auch andere
aktuelle Schnittstellen wie ADAT und TDIF nutzen weiterhin diesen Modus.
Da die ADAT-Schnittstelle seitens der Interface-Hardware keine Samplefrequenzen über 48
kHz ermöglicht, wird im DS-Betrieb von der HDSP 9632 automatisch das Sample Multiplexing
(S/MUX) aktiviert. Die Daten eines Kanals werden nach folgender Tabelle auf zwei Kanäle ver-
teilt:
ADAT
Ka-
1
nal
DS Kanal
1
1a
Samples
Da das Übertragen der Daten doppelter Samplefrequenz mit normaler Samplefrequenz (Single
Speed) erfolgt, ändert sich am ADAT-Ausgang nichts, dort stehen also in jedem Fall nur 44.1
kHz oder 48 kHz an.
Am SPDIF bzw. AES-Ausgang stehen 96 kHz nur im Single Wire Verfahren bereit.
Bedienungsanleitung HDSP-System HDSP 9632 © RME
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1
2
2
1b
2a
2b
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6
7
3
3
4
3a
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8
4
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