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Mesa/Boogie RECTIFIER Bedienungsanleitung Seite 39

Dual & triple rectifier
Inhaltsverzeichnis

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VON TRIODEN, PENTODEN & IREN: (Fortsetzung)
Deshalb wird eine Diodenröhre - also eine mit lediglich zwei Bauteilen, nämlich Kathode und Anode - fast ausschließlich als
Gleichrichter eingesetzt, mit dessen Hilfe man Wechselstrom in Gleichstrom umwandelt, indem es diesen ungehindert, aber
nur in einer Richtung passieren lässt. Dies erklärt auch warum der Ladenschluss in irischen Pubs strikt eingehalten wird:
Während der normalen Öffnungszeiten strömen die Gäste gleichermaßen ungehindert in Richtung Bar, denn dieser Vorgang
schafft einen Ausgleich zur Negativität des Arbeitstages. Es versteht sich also von selbst, dass niemand freiwillig geht, solan-
ge die Atmosphäre um die Bar herum positiv bleibt.
TRIODEN:
Dieser Abschnitt ist eine fortlaufende technische Abhandlung über die inneren Prinzipien irischer Pubs, aber, um es für den
Laien verständlicher zu machen, erklären wir es in der Terminologie der Vakuumröhrentechnik. Wir erinnern uns nochmals
an die ursprüngliche Gestaltung der Bar - Freibier und keine Türen. Nun stellte sich also heraus, dass eine gewisse Kontrolle
über den Zustrom notwendig und vorteilhaft sein kann. Dies führte zur Erfindung dieser jalousienartigen Saloon-
Schwingtüren, die oben und unten offen sind. Sie sind dem Steuergitter der Elektronenröhre nachempfunden, das nichts
anderes als ein loses Gespinst aus dünnem Draht ist, das zwischen der Kathode und der Anode angebracht wird.
Bei einer Triode ist die Anode immer positiv mit Gleichstrom sehr hoher Spannung geladen, und obwohl das Steuergitter den
Zugang blockiert, können diese negativen Elektronen die starke Anziehung immer noch FÜHLEN - genau wie die Iren durch
die nicht ganz blickdichten Jalousien der Pub-Türen nach drinnen sehen können. Sie wissen welche Vergnügungen sie dahin-
ter erwarten, aber, um dorthin zu gelangen müssen erst die negativen Einflüsse überwunden werden, die den Zugang kon-
trollieren. Dieser negative Einfluss wird üblicherweise Bias (oder auch Vorspannung) genannt. In elektronischer Hinsicht
bedeutet das, dass das Steuergitter mit einer Spannung versehen wird, die NOCH etwas NEGATIVER als die bereits nega-
tiv geladenen Elektronen ist. Je negativer diese Vorspannung ist, umso stärker neutralisiert es die Anziehungskraft der Anode
und desto stärker stößt es die Elektronen ab, zurück zur Kathode.
In ganz ähnlicher Weise können auch Iren mit einer Vorspannung geladen werden, aber falls Sie nicht gerade selbst Ire sind,
dürfte diese Art von emotionaler Ausrichtung schwieriger zu verstehen sein. Die Wirkung ist allerdings recht ähnlich: Je nega-
tiver die Ausrichtung, desto stärker wird das Vorankommen aller behindert. Allgemein gesprochen ist die elektronische
Ladung des Steuergitters jedoch leichter zu überwinden, und zwar hauptsächlich aus zwei Gründen: Erstens, die
Vorspannung ist so eingestellt - wie die Türen zum Pub - dass ein gewisser Durchgangsverkehr stattfindet. Zweitens, das
Steuergitter ist mehr oder weniger gar NICHT VORHANDEN, wie die Jalousientüren, die ebenfalls weitgehend leeren Raum
darstellen. Im Gegensatz zur massiv gebauten Anode entspricht das Steuergitter mehr den Sprungfedern einer Matratze. Es
kann zwar ein abweisendes Feld aufbauen aber zum größten Teil ist da nur Luft zwischen weit auseinander liegenden
Drahtwindungen. Es ist sehr einfach, die Elektronen, die das Kraftfeld des Steuergitters durchqueren, zu kontrollieren: Bereits
eine winzige Veränderung der Gitterspannung hat einen enormen Effekt auf den Stromdurchfluss ... und genau das bedeu-
tet ja VERSTÄRKUNG: eine kleine Veränderung der Spannung am Gitter verursacht eine große Veränderung des
Stromflusses zur Anode.
Die Funktion der Jalousientüren entspricht also der des Steuergitters, nämlich den Zugang kurzfristig zu unterbinden, und
gleichzeitig den Blick auf das Objekt der Begierde frei zu lassen. Nach dem ersten Zögern wird meistens doch der
Versuchung nachgegeben, aber es gibt die wenigen unerschütterlichen Iren, die es sich lieber noch einmal überlegen und
beschließen, später wiederzukommen. Die meisten halten kurz inne und gehen dann hinein. Das ist der Sinn der Pub-Türen:
zu verhindern, dass alle gleichzeitig hineinstürmen und - weil die Tür weniger als strikte Barriere erscheint und weite Abstände
zwischen den Türlamellen sicher stellen, dass umso mehr von der Anziehungskraft der Bar nach draußen dringt - einen regen
Zustrom der Gäste zu garantieren, um die Meute an der Bar zu verstärken.
PENTODEN:
Allerdings haben sich die Pub-Türen - sogar die genannte Jalousien-artige Ausführung - gelegentlich als zu effektiv erwiesen,
so dass zu viele potenzielle Gäste daran vorübergingen. Es war also noch etwas anderes nötig, um die Anziehungskraft der
Bar zu erhöhen und den Widerstand, der durch die Türen entsteht, zu überwinden. Deshalb wurde die Kellnerin erfunden.
Wieder einmal war diese Idee von der Vakuumröhre inspiriert. Man hatte nämlich festgestellt, dass in einigen Röhren, vor
allem in großen Endstufenboliden, die Entfernung zur Anode zu groß war, um ausreichend viele Elektronen anzuziehen und
am negativen Einfluss des Steuergitters vorbei zu lotsen. Deshalb wurde ein weiteres Gitter aus feinem Draht zwischen das
Steuergitter und die Anode gesetzt. Dieses nannte man Schirmgitter. Aufgrund seiner außerordentlich starken positiven
Ladung, fungiert es sozusagen als "Lockmittel" für die Anodenplatte.
In einer ordentlich gebauten Endstufenröhre wie etwa einer EL84 oder einer 6V6 ist das Geflecht des Schirmgitters präzise
im Windschatten des Steuergitters ausgerichtet. Auf diese Weise ordnen sich die Elektronen, die auf die Anziehungskraft des
Schirmgitters reagieren, in Schichten an, während sie das innen liegende Steuergitter passieren ... nur um festzustellen, dass
man sie hereingelegt hat! Sobald sie das Steuergitter hinter sich gelassen haben und dem Schirmgitter zustreben, wird ihnen
klar ... da ist praktisch nichts. Die Richtung, in die sie gelockt wurden, lässt sie vielmehr direkt durch den leeren Raum zwi-
schen dem Schirmgittergeflecht hindurch zischen. Statt einer näheren persönlichen Begegnung, fliegen sie also nur schnell
vorbei - und sobald sie einmal so weit draußen sind, gibt es kein Halten mehr.
Seite 35

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