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Mesa/Boogie RECTIFIER Bedienungsanleitung Seite 30

Dual & triple rectifier
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BIAS-JUSTIERUNG: (Fortsetzung)
Spannung und Strom bedeuten jedoch KEINESWEGS dasselbe. Strom ist die MENGE des Elektronenflusses, die
"Quantität" - und wird in Ampere gemessen. Spannung ist die Intensität der elektrischen Ladung - sozusagen der
"Druck", um die alte Wasser-Analogie zu gebrauchen. Lassen Sie mich erklären, wie unterschiedlich Strom und
Spannung sich verhalten:
Wenn Sie bei winterlich kalter, trockener Witterung mit den Füßen über einen Teppichboden schlurfen, kann sich Ihr
Körper mit 50.000 bis 100.000 Volt statischer Elektrizität aufladen. Und wenn Sie nun den Türgriff berühren, springt ein
Blitz über und Sie fühlen es! Die Spannung ist extrem hoch, aber der Stromfluss (gemessen in Mikro-Ampere) ist win-
zig - andernfalls würden Sie am Elektroschock sterben.
Nun vergleichen Sie das mit Ihrer Autobatterie, die ganze 12 Volt zu bieten hat. Sie können Ihre Hände direkt über die
Kontakte legen, ohne etwas zu fühlen. Und doch erreicht die verfügbare Stromdosis mehrere Hundert Amperes, genug,
um einen kalten Motor zu starten.
Wie Sie sehen, sind Strom und Spannung also zwei völlig verschiedene elektrische Parameter - wenn Sie diese nun
multiplizieren erhalten sie LEISTUNG, die in Watt gemessen wird.
Beim Einstellen des Bias-Wertes eines Verstärkers regeln Sie also tatsächlich die statische SPANNUNG, die am
Steuergitter der Röhre anliegt, um den gewünschten RuheSTROM festzulegen, der von der Kathode zur Anodenplatte
fließt. Eine kleine Veränderung der Gitterspannung bewirkt eine große Veränderung des Stromflusses - und im Prinzip
ist genau dies auch die Grundfunktion einer Röhre. Wiederholen wir das noch einmal langsam, weil es extrem wichtig
ist: Eine kleine Veränderung der Gitterspannung bewirkt eine große Veränderung des Stromflusses zur Anodenplatte.
Das ist die Essenz jeder Verstärkung: Eine kleine Änderung bewirkt eine große Veränderung. Und in unserem Fall ist
es eine kleine Spannungsänderung, die eine starke Veränderung des Stromflusses nach sich zieht.
Der Bias-Wert bestimmt nun wie viel Strom durch die großen Endstufenröhren fließt, wenn Sie nicht spielen. Und was
ihre Lautsprecher antreibt sind Fluktuationen dieses Stroms, WÄHREND Sie spielen. Wenn der Stromfluss 440 mal pro
Sekunde ansteigt und abfällt, hören Sie den Kammerton "A" und zwar LAUT!
Was nun die Bias-Einstellung betrifft, so ist der "Leerlaufstrom", der ohne ein anliegendes Signal fließt, entscheidend.
Unglücklicherweise ist dieser STROM schwierig zu messen, weil die Schaltung dazu durchtrennt und das Messgerät
SERIELL in den unterbrochenen Kreislauf geschaltet werden muss. Die SPANNUNG hingegen lässt sich einfach mes-
sen. Es ist nicht notwendig die Schaltung zu unterbrechen, weil das Messgerät einfach PARALLEL zum völlig intakten
Schaltkreis angelegt werden kann.
Der Bequemlichkeit wegen erfolgen also die meisten Bias-Einstellungen anhand der am Steuergitter gemessenen
Spannung ... obwohl doch eigentlich der Stromfluss zur Anode der entscheidende Faktor ist. Tatsächlich ist die
Messung des Anodenstroms so umständlich (und gefährlich!), dass Fender noch nicht einmal Angaben darüber macht,
was der korrekte Wert sein sollte. Es ist nur die Gittervorspannung angegeben, die den erwünschten Stromfluss ermög-
licht. (Das sind die zuvor erwähnten minus 52 Volt.) Aber - das ist nur dann der Fall, wenn die Röhrenwerte "innerhalb
der Toleranzgrenzen" sind.
Solange die Röhren "innerhalb der Toleranzgrenzen" SIND, garantiert das korrekte Bias-Setting auch den richtigen
AnodenSTROM - aber - dann braucht man auch keine regelbare Bias-Einstellung!
Wenn die technischen Werte einer Röhre jedoch nicht innerhalb dieser Toleranzgrenzen sind, ist die einzige korrekte
Methode, den Bias neu auszurichten, den Schaltkreis zu unterbrechen und den Stromfluss zu messen, während man
die Gitterspannung einstellt ... Aber kein Hersteller, den ich kenne, NENNT überhaupt den gewünschten Wert für den
Anodenstrom! Sei es, wie es sei, wenn man die ursprüngliche Bias-Einstellung weit genug verstellt, lässt sich das
abnorme Verhalten der Röhre kompensieren und der korrekte Wert für den Leerlaufstrom wiederherstellen. Aber ganz
offensichtlich sollten die meisten Service-Techniker lieber die Finger davon lassen.
Einige neuere Verstärker haben LED-Anzeigen, die mit der Schaltung verbunden sind und aufleuchten, wenn die kor-
rekte Stromdosis erreicht ist. Das ist eine Verbesserung und beinahe einer Überlegung wert, wenn Sie bereit sind, dafür
zusätzliche Widerstände und LEDs im Signalweg Ihres Verstärkers in Kauf zu nehmen - wir sind es nicht.
Ein weiterer "Vorteil" dieses Konzepts ist, dass es einigen Herstellern erlaubt, ungematchte Endstufenröhren zu ver-
wenden. Der Gedanke, der dahinter steckt, ist, dass eine separate Bias-Justierung für jede einzelne Röhre die unter-
schiedlichen technischen Merkmale der Einzelexemplare ausgleicht, wenn zumindest stets derselbe Strom durch jede
der Röhren fließt.
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