ABB RET650 Technisches Handbuch Seite 92

Abschnitt 4
Differentialschutz
86
solchen Fehlers können komplex sein. Die Pole des Leistungsschalters öffnen
vielleicht nicht in exakt demselben Moment und einige Stromwandler können noch
immer gesättigt sein usw.
Die Erkennung von externen Erdfehlern beruht darauf, dass vor einem solchen
Fehler ein hoher Nullstrom auftritt, wogegen ein falscher Differentialstrom nur
dann auftritt, wenn/sobald ein oder mehrere Stromwandler sättigen.
Bei einem internen Erdfehler entwickelt sich sofort ein richtiger Differentialstrom,
wogegen er sich bei einem externen Fehler nur dann entwickelt, wenn ein
Stromwandler sättigt. Kommt eine Auslöseanfrage noch bevor ein externer Fehler
feststeht, muss es ein interner Fehler sein.
Wurde ein externer Erdfehler gefunden, wird die REFPDIF temporär desensibilisiert.
Richtungskriterium
Das Richtungskriterium dient der genauen Unterscheidung zwischen internen und
externen Erdfehlern. Diese Unterscheidung ist ein zusätzliches Kriterium, das
Fehlfunktionen bei stromstarken externen Erdfehlern und während der Abschaltung
solcher Fehlerquellen durch die übrigen Schutzfunktionen verhindern soll.
Erdfehler in Leitungen des Leistungstransformators treten sehr viel häufiger auf als
Erdfehler an der Wicklung des Leistungstransformators. Es ist daher wichtig, dass
der selektive Erdfehlerschutz (REFPDIF) während eines externen Fehlers sowie
unmittelbar nach dessen Beseitigung durch eine andere Schutzfunktion unbedingt
sicher und stabil bleibt.
Bei einem externen Erdfehler ohne Sättigung des Stromwandlers sind der
Reststrom in den Leitungen (3I
theoretisch gleich stark und um den Winkel 180 Grad phasenverschoben. Der
Neutralstrom (I ) dient als richtungsgebende Referenz, da er bei allen Erdfehlern
N
fließt und bei allen externen und internen Erdfehlern dieselbe Richtung aufweist.
Das Richtungskriterium im REFPDIF-Schutz macht es zu einem stromgerichteten
IED.
Analyse der Oberschwingung 2. Ordnung
Beim Einschalten einer Drosselspule kann in der Erdfehlerschutzfunktion
(REFPDIF) ein falscher Differentialstrom auftreten, obwohl dieser im Primärnetz
nicht vorhanden ist. Die Phasenstromwandler können aufgrund einer
Gleichstromkomponente mit langer Dauer gesättigt werden, wobei der Strom, der
durch den neutralen Stromwandler fließt, weder dieselbe Gleichstromkomponente
noch dieselbe Amplitude aufweist und das Risiko einer Sättigung in diesem
Stromwandler nicht so hoch ist. Der aufgrund der Sättigung auftretende
Differentialstrom kann so stark sein, dass er die Auslösecharakteristik erreicht.
Eine Berechnung der Oberschwingung 2
vorgenommen, wenn sich Neutralstrom, Nullstrom und Stabilisierungsstrom in
bestimmten Bereichen befinden und bestimmte Zeitkriterien erfüllt sind. Wenn das
Verhältnis zwischen zweiter Oberschwingung und fundamentaler Schwingung
60 % überschreitet, wird die REFPDIF-Funktion blockiert.
) und der Neutralstrom (I
o
.
Ordnung im Neutralstrom wird
1MRK504106-UDE -
in Abbildung 37)
N
RET650
Technisches Handbuch