9.2 Allgemeine Hinweise zur Baufeuchtemessung
Die Anzeige der Baufeuchte erfolgt vorwiegend in „Digits" (geräteabhängig). Digitwerte sind
dimensionslose Messwerte und keine realen Feuchtewerte in Prozent (%)! Hiermit können nahezu
alle
abgebundenen
Baustoffe
oder
Mischmaterialien
bzw.
Mischaufbauten
durch
Vergleichsmessungen innerhalb desselben Materials bzw. Aufbaus gemessen werden.
Sortenreine Baustoffe mit entsprechenden Kennlinien werden mit Gewichtsprozenten (Gew.-%)
bezogen auf das Darrgewicht oder auch in CM-% (Feuchteermittlung nach der Calciumcarbid-
Methode) angegeben. Je nach Typ der verwendeten GANN Hydromette geschieht dies durch
programmierte Kennlinien oder die selbständige Umrechnung über Tabellen.
Befindet sich ein Werkstoff über einen längeren Zeitraum in einem bestimmten Umgebungsklima, so
nimmt er eine diesem Klima entsprechende Feuchtigkeit an, die auch als Ausgleichsfeuchte oder
praktischer Feuchtegehalt bezeichnet wird. Bei Erreichen der Ausgleichsfeuchte gibt der Werkstoff
bei gleich bleibendem Umgebungsklima keine Feuchtigkeit mehr ab und nimmt auch keine
Feuchtigkeit mehr auf. Die allgemein genannten Ausgleichswerte beziehen sich auf ein Klima von
20°C und 65 % r.F. Diese Werte dürfen jedoch nicht mit den Werten verwechselt werden, bei denen
eine Be- oder Verarbeitungsfähigkeit des Werkstoffes gegeben ist.
Bodenbeläge und Anstriche müssen in Verbindung mit der jeweiligen Diffusionsfähigkeit des
eingesetzten Materials gesehen und beurteilt werden. So ist z.B. bei der Verlegung eines PVC-Belags
die spätere mittlere Ausgleichsfeuchte zugrunde zu legen, d.h. in einem zentralbeheizten Raum mit
einem Anhydrit-Estrich ist mit der Verlegung so lange zu warten, bis sich eine Feuchtigkeit von ca. 0,6
Gew.-% eingestellt hat. Die Verlegung eines Holzparkettbodens auf einem Zementestrich bei
normaler Ofenheizung kann dagegen noch im Feuchtebereich von 2,5 – 3,0 Gew.-% erfolgen.
Auch bei der Beurteilung von Wandflächen ist das jeweilige langfristige Umgebungsklima zu
berücksichtigen. Der Kalkmörtelputz in einem älteren Gewölbekeller kann durchaus eine Feuchtigkeit
von 2,6 Gew.-% enthalten, ein Gipsputz in einem zentralbeheizten Raum müsste aber bereits ab
einer Feuchtigkeit von 1,0 Gew.-% als zu feucht bezeichnet werden.
Bei der Beurteilung der Feuchtigkeit eines Werkstoffes ist vorrangig das umgebende Klima zu
beachten. Alle Materialien sind ständig wechselnden Temperaturen und Luftfeuchten ausgesetzt. Der
Einfluss der Materialfeuchte hängt wesentlich von der Wärmeleitfähigkeit, der Wärmekapazität, dem
Wasserdampf-Diffusionswiderstand sowie der hygroskopischen Eigenschaft des Stoffes ab.
Die „Soll-Feuchte" eines Stoffes ist die Feuchte, die dem Mittelwert der Ausgleichsfeuchte unter
wechselnden klimatischen Bedingungen entspricht, denen er dauernd ausgesetzt ist. Die
Luftfeuchtewerte in Wohnräumen liegen im Sommer für Zentraleuropa bei ca. 45 – 65 %r.F. und im
Winter bei ca. 30-45 %r.F. Durch diese Schwankungen können in zentralbeheizten Räumen im Winter
Schäden auftreten.
Es ist nicht möglich, allgemein gültige Werte festzulegen. Es bedarf vielmehr immer der
handwerklichen und sachverständigen Erfahrung, um Messwerte richtig zu beurteilen.
Verschiedene Baustoffe, wie z. B. Lehmbaustoffe, etc., können aufgrund ihrer unterschiedlichen
Mineralbeimengungen oder Brenndauer nicht mit der üblichen Genauigkeit gemessen werden. Dies
bedeutet jedoch nicht, dass Vergleichsmessungen im gleichen Baustoff und am gleichen Objekt nicht
®
Hydromette
BL Compact B2
Version 2.0
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