Betriebsanleitung
Dampflok T8 / BR 89.0
Nachdem die Eisenbahnbau und Betriebsordnung ab dem 4. November
1904 auch auf Nebenbahnen eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h
zuließ, kam von mehreren Eisenbahndirektionen die Forderung nach
einer C gekuppelten Tenderlok, die diese Geschwindigkeit auch fahren
konnte.
1902 hat man eine solche Lok angesichts der in der Entwicklung befindli-
chen T 12 noch verworfen. Der geheime Baurat und Heißdampfverfechter
Robert Garbe plante eine Universallok, die gleichermaßen im Reise und
Güterzugdienst einsetzbar war. Mit der Ausarbeitung der Konstruktion
beauftragte man Linke Hofmann in Breslau, aus deren Werkhallen dann
1908 auch die ersten Exemplare der preußischen T 8 rollten. Zwar
konnte die neue Lok leistungs und verbrauchsmäßig überzeugen, beim
Personal war sie aufgrund ihrer schlechten Laufeigenschaften äußerst
unbeliebt.
Die großen Räder und der fehlende Masseausgleich ließen die Lok
bei höheren Geschwindigkeiten stark zucken, was zu so passenden
Spitznamen wie "Knochenschüttler" führte. Ein weiterer Fehlschlag war
das viel zu hohe Gewicht, das ihren Einsatz auf Nebenbahnen faktisch
ausschloss. Wegen ihres guten Beschleunigungsvermögens sollte die T
8 dafür Leistungen im Berliner Vorortverkehr erbringen. Da hier dauernd
Geschwindigkeiten von 60 km/h gefahren wurden, ließen die Klagen der
Personale nicht lange auf sich warten und auch Triebwerksschäden waren
die Folge. Recht schnell wanderten die 100 gebauten Lokomotiven daher
in den Rangierdienst ab, wo sie besonders in den Industrierevieren an
Rhein und Ruhr sowie in Schlesien gefragt waren.
Die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft führte im endgültigen
Umzeichnungsplan von 1925 noch 78 Maschinen der preußischen T 8
als neue Baureihe 89.0. Das Einsatzgebiet der Maschinen hatte sich
inzwischen stark verschoben und lag mehrheitlich außerhalb der Preu-
ßischen Provinzen. Hochburgen waren jetzt die Direktionen Dresden und
Stuttgart, während nur noch wenige Loks der Direktionen Altona und
Hannover vorrangig in den Hafenstädten Bremen und Hamburg Dienst
taten. Die Dresdner Loks waren über ganz Sachsen verstreut, während
man in Württemberg T 8 unter anderem in Friedrichshafen, Aulendorf und
Freudenstadt antreffen konnte.
Die einsetzende Weltwirtschaftskrise und die zu Kriegsende zahlreich neu
beschafften Maschinen ließen die BR 89.0 schnell entbehrlich werden.
Einige Maschinen gelangten an Privat und Werkbahnen, der Rest wurde
ausgemustert und verschrottet. Infolge der Verstaatlichung von Meck-
lenburgischer Friedrich Wilhelm Eisenbahn und Lokalbahn AG, kehrten
allerdings Ende der 30er Jahre vier Lokomotiven als 89 1001 89 1004
in den Bestand der jetzt als DRB firmierenden Staatsbahn zurück.
Zwei Loks (89 1001 und 1002) wurden 1940 an die Hoesch Hüttenwerke
als Werklok 26 und 27 verkauft. 89 1003 verblieb in den westlichen
Besatzungszonen und kam 1946 zur Westfälischen Landeseisenbahn
als Lok 88. Die 89 1004 gelangte zur DR der DDR, wo sie noch bis 1966
Dienst tat. Sie blieb erhalten und kann heute in der Außenstelle des
DB Museums im ehemaligen Bw Halle P wieder im grünen Lack als "Berlin
7001" besichtigt werden.
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