Betriebsanleitung
E-Lok Baureihe E 42
Nach einer kriegsbedingten, zehnjährigen Unterbrechung nahm die
Deutsche Reichsbahn in der DDR im Jahr 1955 wieder den elektrischen
Betrieb auf. Hauptsächlich setzte man Vorkriegs bauarten der Baurei-
hen E 04, E 44 und E 94 ein. Das ständig vergrößerte elektrische Netz
bedingte jedoch bald die Beschaf fung neuer, moderner Lokomotiven.
N a c h d e m e i n L i z e n z b a u d e r w e s t d e u t s c h e n R e i h e n
E 10 / E 40 aus politischen Gründen nicht zustandekam, begann bei LEW
in Hennigsdorf die Konstruktion einer neuen Lokomotive. Beschafft werden
sollte sie in zwei Aus führungen als Schnellzuglok und als Güterzuglok,
unterschie den nur durch eine geänderte Getriebeübersetzung. Als erstes
wurden 1961 die Prototypen der Schnellzugvariante E 11 gelie fert, die
Güterzuglok Reihe E 42 folgte 1963. Der Bedarf an Güterzugloks war
wesentlich höher, daher entstanden von 1963 bis 1976 insgesamt 292
Loks der Baureihe E 42. Von der Schnellzugvariante E 11 wurden nur 96
Stück benötigt. Nach Beseitigung der für eine Neukonstruktion üblichen
Kinder krank heiten bewährten sich die Lokomotiven ausgezeichnet.
Die 100 km/h Höchst geschwindigkeit der E 42 waren bei der DR für fast
alle Zuggattungen ausreichend. Bei einer Stundenleistung von 2920 kW
hatten sie eine Anfahrzugkraft von beachtlichen 245 kN. Die ab 1968 als
Reihe 242 bezeichneten Loks waren bis zur Wende für den Zugbetrieb
unverzichtbar und prägten auf allen elektrifizierten Strecken das Bild der
Züge. Nach der Wende trat allerdings ein starker Rückgang der Transport-
leistungen auf der Schiene ein, sodass die Lokomotiven der Baureihe 142,
wie sie bei der DB jetzt heißen, allmäh lich entbehrlich wurden. Jedoch
war den nur 30 Jahre alten ,,Oldtimern" ein zweiter Frühling ver gönnt,
jedenfalls einigen von ihnen. Einige Schweizer Privatbah nen benötigten
dringend Verstärkung ihres Fuhrparks. Da neue Lokomotiven jedoch etwa
6 Millionen DM kosten, versuchte man Loks gebraucht zu kaufen. Die DB
bot überzählige Loks der Rei he 242 um nur 200 000 DM je Stück an.
Zwei Schweizer Privatbahnen, die Mittel Thurgau Bahn (MThB) und die
Süd ostbahn (SOB) gründeten daraufhin 1994 die Lokoop AG zur gemein-
samen Beschaffung und Bewirtschaftung der Fahr zeuge, nach dem die
Emmenthal-Burgdorf-Thun Bahn (EBT) aus dem Projekt wieder ausge-
stiegen war. Von der DB wurden bisher 21 Lokomo tiven der Reihe 242
verkauft. In der Haupt werk stätte der SOB in Sams tagern sollen 19 davon
den strengen Schweizer Vorschriften an gepasst werden. Insbesondere
müs sen die Loks wegen der starken Steigungen auf dem Netz der SOB
mit einer elektrischen Bremse ausgerüstet werden. Da der Bedarf jedoch
dringend war, werden erste Loks ohne elektrische Bremse eingesetzt,
lediglich die Führerstände und die Sicher heitsfahrschaltung wurden den
Schweizer Verhältnissen angepasst.
Ein Stromabnehmer entfiel, an dessen Stelle sollen später die Brems-
widerstände treten. Inzwischen bewirbt sich die MThB um die durchge-
hende Bespannung der Ölzüge Karlsruhe-Bettwiesen und der Trailerzüge
München-Brenner. Diese Dienste sollen mit der Serie 476, wie die ehema-
ligen E 11 in der Schweiz jetzt hei ßen, bespannt werden. Somit kommen
die E42, die zu Zeiten der DDR die Gleise der DR nie verlassen haben, zu
verspäteten internationalen Ehren.
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