Betriebsanleitung
ELok E 95 – H0
Für ihre neu elektrifizierte Strecke BreslauBockau nach Arnsdorf bei Dresden
benötigte die Deutsche Reichsbahn Mitte der zwanziger Jahre eine schnelle und
zugkräftige Lokomotive. Mit ihr sollten Güterzüge bis 2200 t Last und Personenzü-
ge bis zu einer Geschwindigkeit von 65 km/h befördert werden. Die vorhandenen
Maschinen konnten diese Bedingungen nicht erfüllen, da sie zu schwach oder zu
langsam waren. Nach verschiedenen konventionellen Entwürfen mit Stangen-
antrieben entschied man, die neue Lokomotive mit Einzelachsantrieb zu bauen.
Die geforderte Zugkraft bedingte mindestens sechs angetriebene Achsen, die
geplante Geschwindigkeit beim damaligen Stand der Technik zusätzliche führende
Laufachsen. Ende 1927 wurde die erste der 6 Lokomotiven von der AEG geliefert.
Die übrigen folgten bis Mitte 1928. Die Maschinen waren als Doppellokomotiven
ausgeführt, mit zwei fast identischen Lokhälften. Dies war aus Rücksicht auf
die vorhandenen Arbeitsstände in den Ausbesserungswerken geschehen. Die
Maschinen hatten eine Leistung von 2418 kW. Mit einer Länge von 20,9 m und
einer Dienstmasse von 138,5 t sind es bis heute die größten und schwersten
deutschen ELoks.
Die Loks waren bis Kriegsende im Bw Hirschberg stationiert, lediglich die E 95 06
war 1933 kurzzeitig in Kornwestheim stationiert, um Vergleichsfahrten mit der
E 93 durchzuführen. Die Reichsbahn plante ursprünglich, die E 95 in großer Serie
zu beschaffen und zwischen Stuttgart und München einzusetzen. Wegen des
hohen Beschaffungspreises entwickelte man jedoch die einfacheren E 93 und
daraus die E 94. So blieb es bei sechs Einheiten. Nach dem zweiten Weltkrieg
wurden alle sechs Maschinen in die UdSSR abgefahren, dort jedoch nicht
eingesetzt. Als die DDR im Jahr 1952 die beschlagnahmten ELoks zurückkaufen
durfte, waren auch alle sechs E 95 dabei. Die stark beschädigten riesigen Maschi-
nen waren dort bis 1959 abgestellt, da die Aufarbeitung von E 44 und E 94
Vorrang hatte. Der dringende Bedarf an elektrischen Triebfahrzeugen erforderte
aber dann doch die Aufarbeitung der E 95. Nur die E 95 01 bis E 95 03 wurden
wieder betriebsfähig hergestellt, die anderen drei wurden zu Ersatzteilspendern.
Die geplante Aufarbeitung auch dieser Lokomotiven unterblieb wegen des großen
Aufwandes. Der notorische Ersatzteilmangel zwang später unter anderem dazu,
in die E 95 die Radsätze der E 11 / E 42 einzubauen. Die drei Riesen waren zuerst
kurzzeitig in Leipzig Wahren beheimatet, kamen aber bereits 1960 zum Bw Halle
P. Die Unterhaltung der Einzelgänger war sehr aufwendig. Daher wurden E 95 02
und 03 bereits nach zehn Jahren Dienst 1969 ausgemustert. Die E 95 03 erhielt
zumindest buchmäßig noch die neue Betriebsnummer 255 001, wurde jedoch
Ende 1970 ausgemustert.
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