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elv RVV-100 Bedienungsanleitung Seite 3

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Abbildung 1: Frequenzgang eines
Phonoentzerrerverstärkers nach RIAA
Die Einstellbarkeit der Stereo-Balance
ist eigentlich bei keinem Vorverstärker
erforderlich, da alle Endstufen, so auch die
ELV-Röhrenendstufe RV-100, mit für bei-
de Stereokanäle getrennten Pegeleinstel-
lern ausgerüstet sind. Mit einer Balance-
Einstellung werden die Lautstärkeunter-
schiede am Hörort aufgrund der unter-
schiedlichen Position bzw. Entfernung zum
jeweiligen Lautsprecher ausgeglichen. Da
es sich hierbei im Prinzip um eine einma-
lige Einstellung handelt, ist es nicht erfor-
derlich, diese Funktion als Bedienelement
in einen Vorverstärker aufzunehmen, die-
se Grundeinstellung wird an der Endstufe
durchgeführt.
Auch eine Klangregelung ist bei High-
End-Geräten eher selten zu finden, und
wenn ein Gerät mit diesen „Signalverfäl-
schern" ausgerüstet ist, besitzt der Vor-
bzw. Vollverstärker immer eine „Tone-
Defeat-Taste", um das gesamte Klangre-
gelnetzwerk zu überbrücken. Der HiFi-
Purist wird diese Taste, falls vorhanden,
immer eingeschaltet haben, um das „wah-
re" Audiosignal zu hören. In der gesamten
Übertragungskette einer HiFi- bzw. High-
End-Anlage wird bei der Entwicklung auf
einen „geraden" Frequenzgang besonde-
rer Wert gelegt.
Alle Audiokomponenten, so auch die
ELV-Röhrenvorstufe und -endstufe, sind
stets dahingehend optimiert, daß sich mög-
lichst keine Abweichungen vom idealen
geraden Frequenzgang ergeben. Aus die-
sem Grund haben wir im ELV-RVV-100
auf eine Frequenzgangverzerrung mittels
Tiefen- und Höheneinstellern verzichtet.
Eine ganz andere Art der Frequenzgang-
verzerrung ist jedoch bei jedem Vor- bzw.
Vollverstärker notwendig, die Entzerrung
der Schneidkennlinie am Plattenspieler-
eingang.
Ein Phonoeingang gehört bei allen hoch-
wertigen Vor- bzw. Vollverstärkern zur
absolut notwendigen Grundausstattung. Da
der Liebhaber des Röhrenklanges auch zu
den potentiellen Schallplattenliebhabern
gehört, ist ein entsprechender Eingang auch
ELVjournal 5/98
für den ELV-Röhrenvor-
verstärker Pflicht.
Nahezu alle Platten-
spieler besitzen ein Abt-
astsystem, das nach dem
Induktionsprinzip arbei-
tet. Bei einem Magnetsy-
stem (moving magnet =
MM) und auch bei einem
dynamischen System
(moving coil = MC) wird
die Ausgangsspannung
des Tonabnehmers auf-
grund des Induktions-
prinzips erzeugt. Beim
Moving-Magnet-System
ist die Abtastnadel mit einem Magneten
versehen, der sich aufgrund der Rillenaus-
lenkung der Schallplatte innerhalb eines
festen Spulensystems bewegt. Bei einem
Moving-Coil-System ist das Spulensystem
auf der Abtastnadel angebracht und be-
wegt sich in einem festen Magneten. Da
nach dem Induktionsgesetz die induzierte
Spannung proportional der Ablenkge-
schwindigkeit ist, stellt sich auch die Aus-
gangsspannung des Magnetsystemes pro-
portional dieses als Schnelle bezeichneten
Parameters ein.
Die Schnelle ist proportional der Fre-
quenz und Auslenkung bzw. Amplitude.
Eine Schallplatte wird aber nicht mit kon-
stanter Schnelle sondern nach dem Prinzip
konstanter Auslenkung „geschrieben". Hier-
für gibt es eine genormte Kennlinie, die
sogenannte RIAA-Kennlinie des Schneid-
frequenzganges (Recording Industries As-
sociation of America), die die Beeinflus-
sung der aufzuzeichnenden Schnelle in
Abhängigkeit von der Frequenz angibt.
Da die Ausgangsspannung am Tonab-
nehmersystem proportional der Schnelle
ist, d. h. bei niedrigen Frequenzen auf-
grund der dann sehr kleinen Schnelle klein
ist und zu höheren Frequenzen ansteigt,
muß die Kennlinie wieder kompensiert
werden. Dazu wird eine entsprechende
Frequenzgangentzerrung eingesetzt.
Weil ein magnetisches Tonabnehmer-
system auch nur sehr kleine Ausgangspe-
gel abgibt, ist für eine Weiterverarbeitung
zunächst eine entsprechende Vorverstär-
kung notwendig. In diesem Vorverstärker
wird die notwendige Frequenzgangentzer-
rung der Schneidkennlinie mit eingebaut,
es entsteht ein Phonovorverstärker. Der für
eine normengerechte Entzerrung notwen-
dige Frequenzgang ist in Abbildung 1 dar-
gestellt. Die am weitesten verbreiteten Ton-
abnehmer sind magnetische Systeme, die
sogenannten Moving-Magnet-Systeme.
Daher ist im ELV-Röhrenvorverstärker
auch ein Phonoverstärker für dieses Ab-
tastprinzip implementiert.
Ein weiteres Feature, das in jedem guten
Vor- bzw. Vollverstärker zu finden ist, ist
die Tape-Monitor-Funktion. Grundsätzlich
wird hiermit das am Tape-Eingang anste-
hende Signal als Quelle ausgewählt und
zur Endstufe weitergeführt. Die wesentli-
che Besonderheit tritt bei dieser Funktion
aber erst bei der Aufnahme mit dem ange-
schlossenen Tapedeck in Aktion. Hierbei
wird dann nicht das für Aufnahmezwecke
zur Bandmaschine geführte Audiosignal
parallel dazu auch zur Endstufe geführt,
sondern das an den Tape-Eingangsbuch-
sen anliegende Signal wird vom Vorver-
stärker verarbeitet.
„Normale" Tapedecks stellen im Auf-
nahmebetrieb das Audiosignal nach der
Aussteuerungsregelung wieder an ihren
Ausgangsbuchsen zur Verfügung. Somit
ist das ausgesteuerte Signal hörbar. Erst
bei hochwertigen Cassettendecks mit Hin-
terbandkontrolle kommt der Tape-Moni-
tor-Funktion ihre eigentliche Aufgabe zu.
Ein Tapedeck mit dieser Hinterbandkon-
trollfunktion ist in der Lage, bereits wäh-
rend der Aufnahme mit Hilfe eines separa-
ten Wiedergabekopfes das gerade aufge-
nommene Signal wiederzugeben. So ist es
möglich die Aufnahme zu überwachen und
evtl. korrigierend einzugreifen.
Nach diesen grundsätzlichen Anmerkun-
gen zur Röhrenvorstufe, stellen wir im
folgenden die Schaltung des ELV-RVV-
100 vor.
Schaltung
Die Abbildung 2 zeigt das Schaltbild des
Signalteils, während in Abbildung 3 das
Netzteil des Röhrenvorverstärkers darge-
stellt ist. Die Ansteuerung der Relais in der
Signalumschaltung gibt Abbildung 4 wie-
der. Bei der ersten Betrachtung wird dem
Leser der vergleichsweise hohe Aufwand
für das Netzteil auffallen. Dieser ist erfor-
derlich, um eine gute Kanaltrennung sowie
den gewünschten Signal-Rauschabstand zu
gewährleisten. Das dargestellte Schaltbild
des Signalteils zeigt nur die Komponenten
des linken Stereokanals. Der rechte Kanal
ist identisch aufgebaut, das Schaltbild ent-
hält somit keine bedeutenden Informatio-
nen, weshalb auf eine Darstellung verzich-
tet werden kann. Die nun folgende Schal-
tungsbeschreibung des Verstärkerteils ori-
entiert sich am dargestellten linken Stereo-
kanal.
Verstärker
Die oben beschriebenen Funktionen der
Vorstufe lassen sich relativ einfach unter
einen Hut bringen. Da eine wesentliche
Funktion der Röhrenvorstufe die Vorver-
stärkung der Eingangssignale ist, muß bei
der Entwicklung und Dimensionierung
zunächst die erforderliche Verstärkung
bestimmt werden. Diese basiert natürlich
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