Einleitung
Was bietet der Six-String?
Als Synthesizer-Entwickler ist man immer
auf der Suche nach neuen Ansätzen zur
Erzeugung von Klängen und so schaut
man sich überall ein wenig um. Was bie-
ten analoge Vorbilder, wie funktionieren
andere digitale Systeme und natürlich
was bietet die Natur so an? So landetet
man früher oder später auch beim seit
Uhrzeiten bekannten Saitenmodell und
was sich bei oberflächlicher Betrachtung
wie ein einfacher natürlicher Vorgang prä-
sentiert, ist bei genauerem Hinsehen ein
ziemlich komplexes physikalisches Sy-
stem.
Einige kluge Köpfe haben sich nun schon
heißgedacht, um überzeugende Simula-
tionen, die auch noch in Echtzeit spiel-
bar sein sollten, zu entwickeln und es gab
verschiedene Ansätze wie z.B. die
Karpulus-Strong-Synthese, entwickelt
von zwei Herren gleichen Namens, oder
das Feder-Masse-Modell, die schon
recht ansehnliche Ergebnisse lieferten.
Letztlich ermöglichten diese Methoden
jedoch nicht die Konfiguration einer „ech-
Six-String
ten" Saite mit ihren physikalischen Para-
metern, sondern näherten sich über
mathematische Tricks z.B. mit Hilfe von
Delays an das tonale Verhalten einer
Saite an.
Dank eines völlig neuen mathematischen
Ansatzes kann der Six-String nun zum
ersten Mal eine physikalische Emulation
bieten, die ihresgleichen sucht. In den
Tiefen des Algorithmus kann nun wirk-
lich das Saitenmaterial genauso spezifi-
ziert werden, wie es in der realen Welt
erfolgen würde. Es geht also um Massen-
trägheit, Materialsteifigkeit, Saitendurch-
messer, Spannung etc. Natürlich sind
nicht alle diese Parameter im einzelnen
bis nach Außen geführt und für den An-
wender einstellbar gemacht, denn auch
hier gibt es komplexe Interaktionen, die
zu unüberschaubaren Phänomenen füh-
ren können. Daher wurden im Six-String
einige Werte schon vorkonfiguriert und
in Form von Presets zu Verfügung ge-
stellt. So können sie z.B. bequem auf
unterschiedliche Saitensätze zurückgrei-
fen und müssen nicht erst aufwendig
jede einzelne Saite konfigurieren.
Andere Werte wie z.B. die Steifigkeit
(Inertia) oder die Elastizität (Elasticity)
sind in sinnvollen Grenzen auch für Sie
erreichbar. Hierdurch lassen sich die
realen Saitensätze dann quasi noch-
mals feintunen oder teilweise auch der-
art verbiegen, dass man sich eher an
Glocken- als an Saitenspektren erinnert
fühlt.
So erlaubt der Six-String sehr vielseiti-
ge Klangkreationen, die bei der Simu-
lation von Nylon und Stahlsaiten begin-
nen, und bis hin zu Metallstäben und
Holzblöcken führen können.
Da der Six-String aber vor allem zur
Simulation von Gitarrenklängen entwik-
kelt wurde, finden sich noch weitere
Gitarrentypische Parameter, die z.B. die
Simulation eines Akustikgitarrenkorpus
ermöglichen oder einen Pickup nach-
bilden.
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