Richtlinien Zur Verwendung Von Interruptprogrammen; Gemeinsames Nutzen Von Daten Im Hauptprogramm Und Im Interruptprogramm - Siemens S7-200 Systemhandbuch

Richtlinien zur Verwendung von Interruptprogrammen

Mit der Interruptbearbeitung können Sie schnell auf besondere E/A-Ereignisse reagieren. Sie
sollten Ihr Interruptprogramm so aufbauen, daß es eine bestimmte Aufgabe ausführt und
anschließend die Steuerung wieder an das Hauptprogramm übergibt. Programmieren Sie
möglichst kurze Interruptprogramme, so daß die Programme schnell bearbeitet werden kön-
nen und andere Prozesse nicht lange unterbrochen werden. Mißachten Sie diese Richtlinie,
kann es zu unvorhersehbaren Zuständen kommen, die den Betrieb der vom Hauptprogramm
gesteuerten Geräte stören können.
Beachten Sie beim Arbeiten mit Interruptprogrammen folgende Hinweise:
Schließen Sie alle Interruptprogramme an das Ende des Hauptprogramms an.
Die Operationen DISI, ENI und MEND können Sie in Interruptprogrammen nicht verwen-
den.
Beenden Sie jedes Interruptprogramm absolut (Operation RETI).
Kontakte und Spulen können von Interrupts beeinflußt werden. Um eine Unterbrechung des
Hauptprogramms (durch Verzweigungen zu oder von dem Interruptprogramm) zu vermei-
den, speichert das Betriebssystem der CPU den logischen Stack und die Bits der Sonder-
merker (SM), die den Status der Anweisungen anzeigen, und lädt sie später neu.

Gemeinsames Nutzen von Daten im Hauptprogramm und im Interruptprogramm

Sie können Daten in einem Hauptprogramm und im Interruptprogramm gemeinsam nutzen.
So kann beispielsweise ein Teil Ihres Hauptprogramms Daten zur Verfügung stellen, die vom
Interruptprogramm verarbeitet werden und umgekehrt. Wenn Ihr Hauptprogramm und das
Interruptprogramm Daten gemeinsam nutzen, müssen Sie sich der Tatsache bewußt sein,
daß Interruptereignisse asynchron zum Hauptprogramm ablaufen. Deshalb können sie zu
jedem beliebigen Zeitpunkt während der Bearbeitung Ihres Hauptprogramms auftreten. Feh-
ler in der Konsistenz der gemeinsam genutzten Daten können durch die Ausführung des
Interruptprogramms entstehen, wenn die Bearbeitung der Operationen in Ihrem Hauptpro-
gramm von einem Interruptereignis unterbrochen wird.
Es gibt eine Reihe von Programmiertechniken, mit denen Sie sicherstellen, daß Fehler beim
gemeinsamen Nutzen von Daten im Haupt- und im Interruptprogramm vermieden werden.
Diese Techniken schränken den Zugriff auf gemeinsam genutzte Daten ein bzw. sie erstellen
Anweisungsfolgen, die auf gemeinsam genutzte Daten zugreifen und nicht unterbrochen
werden können.
Bei einem KOP-Programm, das eine einzige Variable gemeinsam nutzt: Greifen Sie mit
der Übertragungsoperation MOV_W auf die gemeinsam genutzte Variable zu. Viele KOP-
Operationen entsprechen Anweisungsfolgen in AWL, die unterbrochen werden können.
Die Übertragungsoperation entspricht jedoch einer einzigen AWL-Anweisung, deren Be-
arbeitung nicht von einem Interruptereignis beeinflußt werden kann.
Bei AWL- oder KOP-Programmen, die mehrere Variablen gemeinsam nutzen: Handelt es
sich bei den gemeinsam genutzten Daten um mehrere zusammengehörige Wörter, dann
kann die Bearbeitung des Interruptprogramms von den Operationen Alle Interruptereig-
nisse sperren (DISI) und Alle Interruptereignisse freigeben (ENI) gesteuert werden. An
der Stelle in Ihrem Hauptprogramm, an der Sie Operationen anordnen, die auf gemeinsa-
men Speicher zugreifen, müssen Sie die Interruptereignisse sperren. Nachdem alle
Operationen, die mit dem gemeinsamen Speicher arbeiten, ausgeführt wurden, müssen
Sie die Interruptereignisse wieder freigeben. Während der Zeit, in der die Interruptereig-
nisse gesperrt sind, können keine Interruptprogramme ausgeführt werden und auf ge-
meinsamen Speicher zugreifen. Diese Programmiertechnik kann allerdings dazu führen,
daß Interruptereignisse ignoriert werden.
Nutzen das Interruptprogramm und das Hauptprogramm ein Bit eines Byte gemeinsam,
dann können die übrigen sieben Bits nicht anderweitig eingesetzt werden. Zum Beispiel:
wird M1.0 zur Koordination zwischen dem Interruptprogramm und dem Hauptprogramm
verwendet, dann können M1.1 bis M1.7 nicht anderweitig genutzt werden.
Automatisierungssystem S7-200, CPU 210, Systemhandbuch
C79000-G7000-C235-01
Operationssatz
5-15