26.2 Latenz und Monitoring
Der Begriff Zero Latency Monitoring wurde 1998 von RME mit der DIGI96 Serie eingeführt,
und beschreibt die Fähigkeit, das Eingangssignal des Rechners am Interface direkt zum Aus-
gang durchzuschleifen. Seitdem ist die dahinter stehende Idee zu einem der wichtigsten Merk-
male modernen Harddisk Recordings geworden. Im Jahre 2000 veröffentlichte RME zwei weg-
weisende Tech Infos zum Thema Low Latency Hintergrund, die bis heute aktuell sind: Monito-
ring, ZLM und ASIO, sowie Von Puffern und Latenz Jitter, zu finden auf der RME Website.
Wie Zero ist Zero?
Rein technisch gesehen gibt es kein Zero. Selbst das analoge Durchschleifen ist mit Phasen-
fehlern behaftet, die einer Verzögerung zwischen Ein- und Ausgang entsprechen. Trotzdem
lassen sich Verzögerungen unterhalb bestimmter Werte subjektiv als Null-Latenz betrachten.
Das analoge Mischen und Routen gehört dazu, RMEs Zero Latency Monitoring unseres Erach-
tens auch. Der Begriff beschreibt den digitalen Weg der Audiodaten vom Eingang des Inter-
faces zum Ausgang. Der digitale Receiver des Babyface Pro verursacht aufgrund unvermeidli-
cher Pufferung, zusammen mit TotalMix und der Ausgabe über den Transmitter, eine typische
Verzögerung von 3 Samples über alles. Das entspricht bei 44.1 kHz etwa 68 µs (0,000068 s),
bei 192 kHz noch 15 µs, und gilt für ADAT wie SPDIF gleichermaßen.
Oversampling
Während man die Verzögerung der digitalen Schnittstellen relativ vergessen kann, ist bei Nut-
zung der analogen Ein- und Ausgänge eine nicht unerhebliche Verzögerung vorhanden. Mo-
derne Chips arbeiten mit 64- oder 128-facher Überabtastung und digitalen Filtern, um die feh-
lerbehafteten analogen Filter möglichst weit aus dem hörbaren Frequenzbereich zu halten.
Dabei entsteht eine Verzögerung von typisch einer Millisekunde. Ein Abspielen und Aufnehmen
über DA und AD (Loopback) führt so zu einem Offset der neuen Spur von circa 2 ms.
Low Latency!
Das Babyface Pro benutzt AD- und DA-Wandler mit einem innovativen digitalen Filter, welches
eine Verzögerung von nur wenigen Samples verursacht. Mit 12 Samples AD und 7 DA betra-
gen die durch die Wandlung verursachten Verzögerungen nur circa ein Viertel vorheriger Gene-
rationen. Die genauen Werte beim Babyface Pro sind:
Samplefrequenz kHz
AD (12.6 x 1/fs) ms
AD (12.6 x 1/fs) ms
AD (10 x 1/fs) ms
DA (7 x 1/fs) ms
Buffer Size (Latency)
Windows: Mit dieser Option im Settingsdialog wird für ASIO und WDM die Puffergröße für die
Audiodaten festgelegt (siehe auch Kapitel 7).
Mac OS X: Die Puffergröße wird in der jeweiligen Applikation eingestellt. Nur wenige Program-
me erlauben keine Einstellung. Beispielsweise ist iTunes auf 512 Samples festgelegt.
Allgemein: Bei einer Einstellung von 64 Samples ergibt sich bei 44.1 kHz eine Latenz von 1,5
ms jeweils für Aufnahme und Wiedergabe. Bei einem digitalen Schleifentest ist diese Latenz
nicht nachweisbar. Grund: jede Software kennt natürlich die Größe der Puffer, und platziert die
neu aufgenommenen Daten an der Stelle, an der sie ohne Latenz gelandet wären.
AD/DA Offset unter ASIO und OS X: ASIO (Windows) und Core Audio (Mac OS X) erlauben die
Angabe eines Korrekturfaktors zum Ausgleich von Puffer-unabhängigen Verzögerungen, wie
AD- und DA-Wandlung, oder dem unten beschriebenen Safety Buffer. Ein analoger Schleifen-
test zeigt dann keinen Offset, da das Anwendungsprogramm die Position der aufgezeichneten
Daten entsprechend verschiebt. Da in der Praxis fast ausschließlich die analoge Aufnahme /
Wiedergabe vorkommt, wurden die Treiber mit einer passenden Offsetangabe versehen.
44.1
48
88.2
0.28
0.26
0.14
0.16
0.15
0.08
Bedienungsanleitung Babyface Pro © RME
96
176.4 192
0.13
0.056 0.052
0.07
0.04
0.036
77