Die Sonnenuhr POLARIS 600
„Und sie dreht sich doch" soll der italieni-
sche Physiker, Mathematiker, Philosoph und
Astronom Galileo Galilei gemurmelt haben,
als er in hohem Alter - die Heilige Inquisition
vor Augen - gezwungen wurde, dem koper-
nikanischen Weltbild abzuschwören.
Galilei ist inzwischen von der Kirche rehabili-
tiert worden und heute wissen wir zweifels-
frei, dass sich die Erde um die Sonne bewegt
und sich um eine Achse dreht, die zum Pola-
ris (Polarstern) zeigt.
Die Sonnenuhr POLARIS 600 besitzt einen
Schattenstab, der parallel zur Erdachse
steht. In Folge der Erddrehung bewegt sich
die Sonne scheinbar um den Stab, der mit
seinem Schatten auf der Weltkarte zeigt, wo
unser Tagesgestirn gerade steht.
Beispielsweise zeigt die POLARIS 600 in
Bild 1 an, dass die Sonne über Westindien
steht, also in Bombay gerade Mittag ist.
Gleichzeitig liest man dort, wo der Schatten
auf den Zeitring fällt, 9 Uhr MESZ ab. Das
ist genau die Zeit, die Sie auch von Ihrer
Armbanduhr ablesen und das ist gar nicht so
selbstverständlich, denn normalerweise zei-
gen Sonnenuhren die Sonnenzeit an.
Die „wahre" Zeit von der Sonne
Die Sonnenzeit gibt uns den natürlichen Lauf
der Sonne an unserem Standort wieder. Die
Sonnenzeit wird daher auch wahre Ortszeit
(WOZ) genannt. Wenn an Ihrem Wohnort die
Sonne Ihren Tageshöchststand (Kulmination)
erreicht, ist es exakt 12 Uhr WOZ. Dieser
Zeitpunkt ist der wahre Mittag, der den Tag
tatsächlich in zwei gleich lange Hälften teilt.
Schon mit einer primitiven Sonnenuhr kann
man diesen Zeitpunkt feststellen, näm-
lich dann, wenn ein senkrecht in die Erde
gesteckter Stab den kürzesten Schatten
wirft. Wenn wir nun den wahren Mittag
über mehrere Tage hinweg verfolgen, wer-
den wir mit unserer Armbanduhr feststellen,
dass er zu ganz unterschiedlichen Zeiten ein-
tritt. Die Zeit von Mittag zu Mittag ist offen-
sichtlich nicht immer 24 Stunden lang, der
Sonnentag ist mal kürzer und mal länger. Die
Sonnenuhr geht während des Jahres gegen-
über dem Mittelwert bis zu 16 Minuten vor
und bis zu 14 Minuten nach.
Die Gründe für den unregelmäßigen Son-
nengang sind die elliptische Erdbahn um die
Sonne und die zur Erdbahn schief gestellte
Erdachse.
Die wahre Ortszeit (WOZ) ist also keine
gleichmäßige Zeit und folglich ungeeig-
net für die Zeitmessung mit mechanischen
Uhren. Daher hat man bereits im 18. Jahr-
hundert für größere Städte eine gemittelte
Zeit, die mittlere Ortszeit (MOZ), eingeführt.
Die Differenz von wahrer und mittlerer Orts-
zeit nennt man Zeitgleichung. Bild 2 zeigt,
wie sich die Zeitgleichung im Laufe des Jah-
res verändert.
Zeitzonen
20
15
10
5
0
-5
-10
-15
-20
Jan
Feb
Mär
Apr
Bild 2: Zeitgleichung
Die Erfindung der Eisenbahn und der Tele-
grafie im Zuge der industriellen Revolution
im 19. Jahrhundert ermöglichte Fernreisen
und weltweite Kommunikation. Vor allem die
Notwendigkeit von überregionalen Zugfahr-
plänen führte zur weiteren Vereinheitlichung
der Zeit: die Einführung der Zeitzonen durch
eine internationale Vereinbarung aus dem
Jahr 1884. Die Zeitzonen liegen jeweils eine
Stunde auseinander, genau die Zeitdauer, die
die Sonne für ihre scheinbare Wanderung
um die Erde für 15 Längengrade benötigt.
Auf der POLARIS 600 sind der Nullmeridi-
an durch Greenwich bei London, auf den
sich die koordinierte Weltzeit (Universal
Time Coordinated UTC) bezieht, und die
Zeitzonenmeridiane östlich und westlich im
Abstand von 15° eingezeichnet.
Die in den meisten Ländern Europas gülti-
ge Zonenzeit ist die mitteleuropäische Zeit
Sonnenzeit (WOZ)
geht vor
Sonnenzeit (WOZ)
geht nach
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
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