3. JUN-6 V ÜBERBLICK
3.1. Was können Sie mit dem Jun-6 V alles machen?
3.1.1. Die ursprünglichen Juno-Einschränkungen
Der Juno-6 war ein sehr einfaches Gerät und als polyphoner Synthesizer für die Massen
konzipiert. Der Originalhersteller hat, wo immer es möglich gewesen ist, Abstriche gemacht,
aber das Endprodukt blieb trotzdem noch ein großartig klingender Synthesizer. Trotz seines
einfachen Aufbaus war dieser dazu in der Lage, breite Streicherklänge, Synth-Brass-Sounds,
kraftvolle Bässe und Leads, aufregende Pads und sogar einige sehr überzeugende
Percussion-Sounds und spezielle Soundeffekte zu erzeugen.
Noch erstaunlicher: All das wurde mit nur einem einzigen Oszillator erreicht! In der Tat
besitzt der Juno nur einen einzigen analogen Oszillator (digital gesteuert), obwohl dieser
mehrere Wellenformen summieren kann, um einen fetteren und abwechslungsreicheren
Klang zu erzeugen. Durch Addieren einer variablen Pulswelle (manuell oder automatisch mit
der Hüllkurve oder dem LFO modulierbar) und einer sehr brilliant klingenden Sägezahnwelle
lassen sich bereits sehr viele Sounds erzeugen. Dazu lässt sich auch ein um eine Oktave
tiefer gestimmter Suboszillator (Rechteckwelle) und einunabhängiger Rauschgenerator
(Weißes Rauschen) hinzufügen.
Der Suboszillator und der Rauschgenerator bieten einen separaten Lautstärkeregler, so dass
deren Pegel unabhängig voneinander geregelt werden können.
Diese multiplen Klangquellen werden dann durch einen Filterbereich geleitet. Dieser Bereich
bietet zwei Filter, wie dies auch beim Jupiter-8 der Fall gewesen ist. Erstens gibt es ein
resonierendes Tiefpassfilter mit 24 dB Flankensteilheit, gefolgt von einem 6 dB-
Hochpassfilter (obwohl das auf der Bedienoberfläche etwas anderes aussieht). Das LPF war
nicht genau der gleiche Schaltkreis wie beim Jupiter-8 (dessen Tiefpassfilter zwischen -12
dB und -24 dB pro Oktave umgeschaltet werden konnte), basierte jedoch auf demselben
Chipdesign und ist zudem ein sehr leistungsfähiges und hochwertiges Filter.
Das Tiefpassfilter kann bis zur Eigenschwingung selber resonieren und durch Key-Follow,
Hüllkurve (sowohl positiv als auch negativ) und LFO gesteuert werden. Alle diese
Modulationsquellen können gleichzeitig aktiv sein und jede bietet einen eigenen Regler,
um die Modulationsintensität zu steuern. Auch das ist ein Detail, das dem Klang mehr
Vielseitigkeit verleiht.
Schließlich kann der VCA über ein von der Tastatur ausgelöstes Gate (d.h., der Klang wird
ausgelöst, sobald eine Taste gedrückt wird und beendet, sobald diese losgelassen wird)
oder über den Hüllkurven-Generator gesteuert werden.
Zusätzlich zu den manuellen Einstellmöglichkeiten gibt es nur einen LFO und einen
Hüllkurven-Generator. Das ist vielleicht die größte Einschränkung. Der Synthesizer verfügt
außerdem über einen sehr einfachen, aber sehr effektiven Arpeggiator mit einem Abspiel-
Bereich von bis zu drei Oktaven, der zwischen Up, Down oder Up und Down eingestellt
werden kann. Die Arpeggio-Geschwindigkeit ist variabel.
Zu guter Letzt hat Roland zum ersten Mal einen Effekt in einen Synthesizer integriert: eine
Chorus-Einheit mit drei möglichen Einstellungen (I, II und I + II). Diese Chorus-Einheit ist
hauptsächlich für den fetten und massiven Sound verantwortlich, zu dem der Synthesizer
fähig ist. Er täuschte so auch über die Tatsache hinweg, dass der Synthesizer nur einen
Oszillator besaß, weil der Chorus ihm eine Klangtiefe und ein Stereobild verlieh und so
die Illusion erzeugte, dass da viel mehr war. Tatsächlich ist der Chorus für den Sound so
wichtig, dass einige Anwender scherzhaft meinten, der Juno sei eine Chorus-Einheit mit
einem eingebauten Synthesizer.
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