Schlechte Abbildungsqualität wird aber öfter durch unzureichende atmosphärische
Konditionen (=Seeing, hier „schlechtes Seeing"), hervorgerufen. Bevor Sie also daran gehen
das System eigentlich unnötig neu zu justieren, schließen Sie aus, dass die schlechte
Bildqualität durch ungenügendes Seeing entsteht. Die reale Abbildungsqualität können Sie
nur in den seltenen Momenten beurteilen, wenn ein Stern bei starker Vergrößerung (>200
fach) gelegentlich 1/2 – 1 Sekunde ohne Flimmern oder Flackern zu beobachten ist. Suchen
Sie sich dazu einen nicht zu hellen Stern, der möglichst hoch über dem Horizont steht (hier
sind die atmosphärischen Einflüsse am geringsten). Herbstnächte mit leichtem Hochnebel
eignen sich am besten. Klirrend kalte, klare Winternächte sind eher ungeeignet. Um
Fehlinterpretationen schlechter Bildqualität durch Seeingeffekte auszuschließen, schauen
Sie sich untenstehende Abbildung des Einflusses von Luftturbulenzen an.
Sternabbildung, verschmiert durch unterschiedlich starken Seeing-Einfluss
Sternbild bei justierter und dejustierter Optik
Sie sehen in der oberen Grafik eine Reihe von Sternabbildungen, von links nach rechts bei
immer „besserem" Seeing mit einigen Zwischenstadien. Darunter zeigt das linke Bild einen
Stern bei gutem Seeing, abgebildet durch eine perfekt justierte Spiegeloptik, einmal im
Fokus und einmal defokussiert. Das rechte Bild zeigt das gleiche Bild in einer Optik, die
nachjustiert werden muss. Zur Verdeutlichung der Effekte ist das Bild des Sterns als Negativ
dargestellt.
Sind Sie mit der Abbildung Ihres Teleskops unzufrieden und haben Sie atmosphärische
Ursachen ausgeschlossen, empfehlen wir einen letzten Test am Stern. Stellen Sie dazu
einen hellen Stern bei starker Vergrößerung genau in die Gesichtsfeldmitte Ihres Teleskops
(Fadenkreuzokular).
Stellen Sie das Sternbild soweit unscharf, dass der Sternpunkt zu einer hellen Scheibe
auseinander gezogen wird (Abbildung 35). In der Mitte dieser hellen Scheibe sehen Sie jetzt
ein „schwarzes Loch". Dies ist der „Schatten" des Fangspiegels. Sitzt dieser Fangspiegel-
schatten exzentrisch, wie in Abbildung 35 dargestellt, muss das VC 200 L neu justiert
werden. Die vier schwarzen Striche im defokussierten Sternbild sind die Schatten der
Streben, die die Fangspiegelfassung im Tubus halten. Das kleine Kreuz in Abbildung 35
markiert die Gesichtsfeldmitte.