TEST STAGE
schaltbare Hi-Z-Eingänge für den direkten
Anschluss von E-Gitarre oder Bass, sie bie-
ten auch ein sehr gutes Amp-Modeling.
Diverse Digitech-Amp-Simulationen sind
abrufbar. Das Simulierte erscheint mit Klar-
namen wie „Mesa Boogie" oder „Marshall
JCM800". Die virtuellen Gitarren-Boxen
lassen sich austauschen. Die Amps bieten
die Parameter Gain, Level, Bass, Mid und
Treble, eine spezielle Mikrofonierungssimu-
lation lässt sich nicht variieren. In den Ka-
nälen 1 und 2 lässt sich über den EQ hin-
aus auch ein steilflankiges Kerbfilter positi-
onieren. Da das Ui16 einen Pedalanschluss
sowie Szenen-Automation und abspeicher-
bare Programme hat, kann man sogar ver-
schiedenen Szenen verschiedene Gitar-
rensounds zuordnen; eine Teilmenge der
Ui16-Funktionalität ist also, mit einer Art
virtuellem Pedalboard zu arbeiten.
Flexibler EQ
Der Equalizer in sämtlichen Eingangs- und
Ausgangskanälen ist 4-Band-vollparamet-
risch. Es gibt in allen Eingangskanälen ei-
nen steilflankigen, durchstimmbaren Hoch-
pass und vier voll parametrische Glocken-
filter. Diese lassen sich so stimmen, dass
sie wie Shelving-Filter erscheinen, und das
ist auch die Default-Einstellung. In der Gra-
fik des EQs, die stets „anfassbar" ist, also
nicht nur mit Reglern eingestellt werden
kann, lässt sich ein Realtime Analyzer
(RTA) darstellen, der die Energie im Kanal
in Echtzeit darstellt. Eine Rückkopplung
würde hier als Spitze erscheinen, auf die
man nur ein abzusenkendes Filterband le-
gen müsste, um den Raum zu entzerren.
Mehr noch: Zudem lässt sich in dieser Gra-
fik ein De-Esser einbinden (drei Parame-
ter). Der De-Esser arbeitet unabhängig
vom Kompressor (!) und lässt sich leider
nur auf Frequenzen oberhalb von 2 kHz
stimmen – schade, denn man kann mit
tiefer abgestimmten De-Essern sonst auch
beispielsweise Toms entdröhnen.
Die Gains der Mic-Preamps sind voll
fernbedient. Das ist leider keine Selbstver-
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SOUNDCHECK.DE
© PPVMEDIEN 2015
Die Verbindung vom UI16 und der Software wird über Wi-Fi oder Ethernet-Kabel
hergestellt.
ständlichkeit bei Digitalpulten. Phasendre-
her, Phantomspeisung, alles ist schaltbar.
Zwischen der Fader- und der Mic-Gain-
Seite schaltet man um, indem man den
Schalter „Mix /Gain" betätigt, wobei dessen
Farbe von Orange auf Rot wechselt. Die
Menüseite mit den Dynamics stellt ein
Kompressionsdiagramm (zum Anfassen)
dar, das umfassend parametrisiert ist, mit
Threshold, Ratio, Attack, Release, Gain,
Hard/Soft Knee, aber ohne Umschaltung
zwischen Leistungs- und Spitzenpegel-ab-
hängiger Kompression. Das Gate hat nur
einen einzigen Parameter (Threshold), wo-
raus ich die Kritik ableite, dass frequenz-
selektives Gating von Kick, Snare und
Toms in der Praxis zu Präzisionsproblemen
und Fehlauslösungen führen kann.
Der Ui16 bietet vier stereophone Sub-
gruppen, sechs Mute-Gruppen und sechs
View-Gruppen. Die Subgruppen dienen
ausschließlich Zwischenmischungen und
können nicht über Ausgänge ausgespielt
werden. Die Subgruppen verfügen über ei-
gene parametrische EQs und Dynamics,
und sie können auch in die Effektwege
ausspielen. Ich wage zu unterstellen: Man
wird allenfalls für Drums mal eine benöti-
gen, ansonsten deutet dieses Feature auf
eine gemeinsame Basis der Software mit
größeren Mischpulten hin. Die Mute-Grup-
pen erlauben gleichzeitiges Stummschalten
von Kanälen mit einem Befehl – auch hier
entsteht der Nutzen eigentlich erst ober-
halb einer Zahl von 16 Kanälen. Die View
Groups sind gerade für kleine Besetzungen
und kleine Bildschirme interessant. Hier
lassen sich nämlich Kanalzüge definieren,
die gemeinsam mit Effektwegen, Gruppen
und Aux-Sends auf einen Bildschirm pas-
sen sollen. Wenn man nur ein Trio ab-
mischt, ist dann alles auf einem Bildschirm
darstellbar. Nur die Bildschirmaufteilung ist
von diesen View Groups betroffen.
Die Ausspielwege 1–4 besitzen anstel-
le der parametrischen EQs große Terz-
bandentzerrer (31-Band-Graphic-EQ), von
denen man zur Zeit immer nur die untere
oder die obere Hälfte sehen kann. Auch
unter dieser Darstellung liegt ein Realtime
Analyzer, der eine enorme Erleichterung
der Equalizer-Bedienung bedeutet. Darü-
berhinaus steht eine automatische Feed-
back-Erkennung zur Verfügung („AFS2"
von dbx). Die der dbx-DriveRack-2-Serie
entlehnte Feedback-Erkennung erlaubt es,
in den Monitorwegen und (!) in der Sum-
me (Front-of-House) 12 schmalbandige
Filter automatisch auf Rückkopplungsfre-
quenzen abzustimmen, die dann fixiert