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Schneider Kreuznach PC-TS SUPER-ANGULON 2.8/50 HM Bedienungsanleitung Seite 6

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Schneider Kreuznach PC-Tilt/Shift-Objektive
Wie findet man den Scheimpflug-Schwenkwinkel?
Wir wollen das Objektiv so schwenken, dass der ent-
stehende schlanke Schärfentiefe-Keil (gelbe Fläche im
Bild rechts) alle scharf abzubildenden Motivbereiche
umfasst. Bevor wir den dafür nötigen Schwenkwinkel
ermitteln, müssen wir wie folgt die optimale Lage der
Scheimpflug-Ebene s innerhalb des Motivs finden:
Wir müssen innerhalb des Bildausschnitts den scharf
abzubildenden Motivbereich so in einen kleinstmögli-
chen Keil zwischen zwei Ebenen packen wie im zwei-
ten Bild zwischen der Bodenplatte und einer (als ge-
wichtslos gedachten) direkt auf das Motiv gelegten
Platte. Diese Platte würde auf dem höchsten Gegen-
stand im Vordergrund V sowie auf dem aus der Per-
spektive des Vordergrundes, also vom Augensymbol
im Bild rechts und nicht etwa von der Kamera aus,
scheinbar höchsten Gegenstand des Hintergrundes H
aufliegen. Diese beiden Gegenstände V und H müssen
wir im Motiv finden: den höchsten kleinen Gegenstand
im Vordergrund nahe dem unteren Bildrand und den
von dort aus betrachtet scheinbar höchsten Gegen-
stand im noch scharf abzubildenden Hintergrund.
Wenn wir nun Punkt A auf halber Höhe des höchsten
(kleinen) Gegenstandes V im Vordergrund mit Punkt B
auf halber Höhe des scheinbar höchsten Gegenstan-
des H im Hintergrund verbinden, haben wir für unser
Motiv den gesuchten Verlauf der idealen Scheimpflug-
Ebene gefunden. Diese beiden Punkte A und B sind es
daher, die nach dem Schwenken des Objektivs bei of-
fener Blende scharf abgebildet werden müssen.
b
h
Shift
a
Tilt
Der Schärfentiefe-Keil
schwenkt beim Fokussieren
auf kürzere Entfernung nach oben
und auf weitere Entfernung nach unten
K
S
Jos. Schneider Optische Werke GmbH is certified ISO 9001. | We accept no responsibility for any errors and reserve
the right of modification without further notice. 2011/05 - 1069035 |
b h
Scheimpflug-Prinzip
a
s
unscharf
K
S
Scheimpflug-Regel: Bei geschwenktem Objektiv haben die
Bildebene b, die bildseitige Hauptebene h (liegt annähernd
in der Blendenebene) und die Schärfeebene s eine gemein-
same Schnittgerade S. Die Schärfentiefe-Zone ist ein zur
Schärfeebene s nahezu symmetrischer Keil (gelbes Feld).
Scheimpflug-Schärfeebene finden
V
A
Um die optimale Scheimpflug-Schärfeebene zu finden, su-
chen Sie den höchsten Punkt V im Vordergrund und – von
dort aus betrachtet – den scheinbar höchsten Punkt H im
Hintergrund. Wenn Sie sich eine Platte denken, die locker
auf dem Motiv liegt, berührt sie das Motiv in V und H. Dann
finden Sie die beiden Scheimpflug-Scharfstellpunkte A auf
halber Höhe von V und B auf halber Höhe von H. Die ge-
suchte Scheimpflug-Schärfeebene verläuft durch A und B.
A
s
©
Jos. Schneider Optische Werke GmbH
1. Legen Sie zuerst die Schwenkrichtung fest. Dazu
drücken Sie den hinteren Schiebering (A auf Seite 6)
nach vorn und drehen dabei das Objektiv so, dass der
Winkelwert 0° zum Vordergrund des Motivs zeigt. Das
wird in den meisten Fällen nach unten* sein.
2. Falls Sie stürzende Linien durch Shiften beheben
wollen, stellen Sie den vorderen Schiebering (C auf
Seite 6) für eine Verschieberichtung nach oben so
ein, dass der Winkelwert 0° oben liegt, oder für eine
Verschieberichtung nach unten so, dass er unten liegt.
3. Richten Sie nun die Kamera mit dem Neiger/Kugel-
kopf so aus, dass die Sensorebene und damit auch die
Glasplatte des LCD-Monitors senkrecht steht.
4. Shiften Sie das Objektiv (drehen Sie Ring D auf
Seite 6), bis Sie den gewünschten Bildausschnitt er-
H
zielt haben. Sollte der 12 mm große Verschiebeweg
nicht ausreichen, verkippen Sie die Kamera mit dem
Neiger/Kugelkopf noch etwas, bis der Bildausschnitt
B
passt; die daraus resultierende „Restperspektive" ist
fast immer ästhetisch vorteilhaft (siehe Seite 12).
Jetzt erst kommen wir zum Schwenken, bei dem wir
nur auf die zuvor gefundenen Punkte A und B achten.
5. Stellen Sie grob auf den Vordergrund V scharf und
schwenken Sie das Objektiv durch Drehen des hin-
tersten Drehrings (B auf Seite 6) auf den Winkel
2° beim PC-TS SUPER-ANGULON 2.8/50 HM,
3° beim PC-TS MAKRO-SYMMAR 4.5/90 HM,
4° beim PC-TS APO-DIGITAR 5.6/120 HM ASPHERIC.
6. Fokussieren Sie auf Punkt A in halber Höhe des
höchsten Gegenstandes V im Vordergrund (da sich
beim Schwenken immer die Schärfe verlagert, müssen
Sie nach jedem Schwenken neu fokussieren!).
7. Prüfen Sie die Schärfe an Punkt B in halber Höhe
des scheinbar höchsten Gegenstandes H im Hinter-
N
grund. Sollte dieser Punkt schon perfekt scharf sein,
sind Sie fertig und machen weiter bei Schritt 10.
8. Falls aber der scheinbar höchste Gegenstand H im
B
Hintergrund oberhalb von Punkt B schärfer ist, war
der Schwenkwinkel noch zu klein. Sie müssen dann
den Schwenkwinkel ein wenig vergrößern, z. B. um
F
1° bis 2° (je nachdem, wie nahe die beste Schärfe an
Punkt B liegt), und zu obigem Schritt 6 zurückkehren.
9. Falls umgekehrt der scheinbar höchste Gegenstand
H im Hintergrund unterhalb von Punkt B schärfer ist,
war der Schwenkwinkel bereits zu groß. Sie müssen
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dann den Schwenkwinkel etwas verkleinern, z. B.
um 1° oder gar weniger (falls der Punkt bester Schärfe
schon sehr nahe an Punkt B liegt), und auch hier wie-
der zu obigem Schritt 6 zurückehren.
So werden Sie nach spätestens zwei oder drei Durch-
läufen der Schritte 6 - 7 - 8 oder 6 - 7 - 9 (auf A fokus-
sieren, bei B prüfen, Schwenkwinkel nachkorrigieren)
mit der Scheimpflug-Schwenkung fertig sein.
10. Jetzt ist für die benötigte Schärfentiefe nur noch auf
den richtigen Blendenwert abzublenden. Sie finden
ihn durch Testaufnahmen, in denen Sie die Schärfe der
kritischen Bildpunkte N und F (siehe Bild links unten)
auf dem Monitor der Kamera oder eines angeschlosse-
nen Computers in hoher Vergrößerung prüfen.
11. Punkt N liegt an der kameraseitigen (Nah-)Grenze
des Schärfentiefe-Keils und ist dort dessen unschärfs-
ter Punkt. Punkt F ist als fernster Punkt an der kamera-
abgewandten Grenze der unschärfste Punkt. An bei-
den ist die Unschärfe gleich groß. Da wir uns beide
noch als „scharf" wünschen, müssen wir so stark ab-
blenden, dass beide „gerade noch scharf" wirken.
Machen Sie z. B. eine Testaufnahme mit Blende 8.
Falls N und F bei starker Vergrößerung noch nicht
scharf sind, blenden Sie stärker ab und prüfen die
Schärfe erneut. Fahren Sie so fort, bis N und F ausrei-
chend scharf sind. Da Speicherplatz nicht mehr teuer
ist, können Sie alternativ nacheinander mehrere Auf-
nahmen machen, z. B. mit Blende 8, 11, 16 und 22, und
später in Ruhe am großen Computermonitor diejenige
Aufnahme auswählen, in der N und F bei geringster
Abblendung die erforderliche Schärfe zeigen.
Sie werden am Ende weniger abblenden und somit we-
niger Beugungsunschärfe hinnehmen müssen, als es
ohne Scheimpflug-Schwenkung nötig gewesen wäre.
Sie gewinnen als weiteren Vorteil eine kürzere Belich-
tungszeit bei Dauerlicht (bessere Schärfe bei beweg-
tem Motiv) bzw. einen geringeren Bedarf an Blitzener-
gie (weniger teure Blitzanlage) bei Studioaufnahmen.
* Auf den ersten Blick erscheint es selbstverständlich,
dass der Vordergrund immer unten sein müsste. Aber
wenn eine seitliche Scheimpflug-Schwenkung durch-
geführt wird, um die Schärfeebene z. B. in eine schräg
verlaufende Hausfassade zu verlegen, ist der Vorder-
grund links oder rechts. Würde man z. B. ein Decken-
fresko schräg von unten fotografieren und die Schärfe
in die Decke verlegen, wäre der Vordergrund oben.
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Jos. Schneider Optische Werke GmbH
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Diese Anleitung auch für:

Pc-ts apo-digitar 5.6/120 hm asphericPc-ts makro-symmar 4.5/90hm